Schöne Kurzgeschichte über Mathe-Unterricht
Verfasst: 08.11.2005, 00:21
Hallo!
Ein Kumpel von mir hat eine Kurzgeschichte über eine fiktive Mathestunde geschrieben. Da er auch etwas Feedback außerhalb seines Bekanntenkreises bekommen möchte, dachte ich, das hier ist doch genau das richtige Forum für so etwas :-)
Die Geschichte ist meiner Meinung nach wirklich lesenswert, da ich und bestimmt auch einige von euch sich genau darin wiederfinden können. Hier ist sie also, und Kritik ist natürlich willkommen!
Mathestunde von O.F.
Es war ein kühler Morgen, irgendwann im Herbst. Regenfäden hingen aus dem grauen Himmel herab und verwoben sich zu einer einzigen Wand. (nass) (kalt) Meine Kleidung war auf dem Weg zur Schule feucht geworden. Bevor ich mich setzte durchfuhr ich mein Haar mit gespreizten Fingern. Es war ein scheußliches Wetter. In mir erwachte wieder dieses Gefühl, saugte sich am tristen Grau des Himmels fest, machte mich müde. Ich gähnte.
"Guten Morgen!" (laut) Die Lehrkraft war durch die Tür getreten, fing gerade damit an die Sachen auszupacken. Es wurde still. Nur das klatschende Geräusch, welches vereinzelte Schulhefte beim Aufprall auf den Tisch machten, war ab und zu noch zu hören.
"Wir sprachen letzte Stunde über den Hauptsatz der Integralrechnung." Mein Gehirn schaltete sich ab. Ich sah, wie die Lehrkraft zu schreiben begann. Der Stift in meiner Hand folgte den Worten und Gleichungen an der Tafel. (monoton) (ohne bewussten Willen) Ich lehnte mich zurück, streckte die Beine lang aus und sah auf die Tafel. Der Stift schrieb weiter, ich verstand nichts.
Meine Blicke durchstreiften den Raum. Die Klasse war voll, kein leerer Platz zu sehen zwischen all den dampfenden Menschen. Peter saß auf seinem Stuhl. Sein Heft zugeschlagen vor sich auf dem Tisch, sah er die Tür an. Ich folgte seinem Blick und blieb hängen, sah, dass sie offen stand. Wie gebannt starrte ich in die Türöffnung, sah den dunklen Flur mit den Kleiderhaken. (grün gestrichen)
Ab und zu vernahm ich einen Kommentar der Lehrkraft, sonst war nur das Kratzen der Kreide auf der Tafel zu hören. Ich sah auf die Uhr. Sieben Minuten nach Acht. Ich schauderte, so viel länger war es mir vorgekommen, sah wieder auf die Tafel. Nur die rechte Seite leuchtete noch. (unbeschrieben) Für einen Moment ging ich in mich. (wurde aufgeschreckt) Durchstreifte mit meinen Augen die Klasse, blickte auf die Gesichter einiger Mitschüler. Traurig waren sie, begierig schrieben sie alles mit. Ihre leeren Köpfe fraßen fast den Kreidestaub von der Tafel.
Peter stand auf, blickte geradewegs in Richtung Tür. Niemand schien es zu bemerken. Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Er begann zu laufen, rannte auf die Öffnung in der Wand zu. Stumm sah ich ihm nach. (stand selbst) Die Kreide kratzte auf der Tafel, die Füller in den Heften. Kurz vor der Tür sprang er in die Luft, schrie sich die Seele aus dem Leib. Ein Schrei der Erlösung. Kurz schwebte er, genau im Türrahmen, wurde dann zurückgeschleudert. Verzweiflung umklammerte mein Herz. Ich schrie. Der Kurs blickte mich an. (geschlossen) (kurz) Dann folgte er wieder der Kreide auf der Tafel. Peter tropfte zu Boden, ich sank auf meinem Stuhl nieder. (stumm)
Mein Stift schrieb weiter. Irgendjemand kam durch die Tür, setzte sich. Ich blickte nicht auf, sah nur auf die Uhr. (kurz) Acht Uhr Zehn. Die Lehrkraft sagte irgendetwas, draußen hingen noch immer Regenfäden aus dem Himmel, tristes Grau hielt mich im Innersten gefangen. Mein Blick wurde leer.
Ein Kumpel von mir hat eine Kurzgeschichte über eine fiktive Mathestunde geschrieben. Da er auch etwas Feedback außerhalb seines Bekanntenkreises bekommen möchte, dachte ich, das hier ist doch genau das richtige Forum für so etwas :-)
Die Geschichte ist meiner Meinung nach wirklich lesenswert, da ich und bestimmt auch einige von euch sich genau darin wiederfinden können. Hier ist sie also, und Kritik ist natürlich willkommen!
Mathestunde von O.F.
Es war ein kühler Morgen, irgendwann im Herbst. Regenfäden hingen aus dem grauen Himmel herab und verwoben sich zu einer einzigen Wand. (nass) (kalt) Meine Kleidung war auf dem Weg zur Schule feucht geworden. Bevor ich mich setzte durchfuhr ich mein Haar mit gespreizten Fingern. Es war ein scheußliches Wetter. In mir erwachte wieder dieses Gefühl, saugte sich am tristen Grau des Himmels fest, machte mich müde. Ich gähnte.
"Guten Morgen!" (laut) Die Lehrkraft war durch die Tür getreten, fing gerade damit an die Sachen auszupacken. Es wurde still. Nur das klatschende Geräusch, welches vereinzelte Schulhefte beim Aufprall auf den Tisch machten, war ab und zu noch zu hören.
"Wir sprachen letzte Stunde über den Hauptsatz der Integralrechnung." Mein Gehirn schaltete sich ab. Ich sah, wie die Lehrkraft zu schreiben begann. Der Stift in meiner Hand folgte den Worten und Gleichungen an der Tafel. (monoton) (ohne bewussten Willen) Ich lehnte mich zurück, streckte die Beine lang aus und sah auf die Tafel. Der Stift schrieb weiter, ich verstand nichts.
Meine Blicke durchstreiften den Raum. Die Klasse war voll, kein leerer Platz zu sehen zwischen all den dampfenden Menschen. Peter saß auf seinem Stuhl. Sein Heft zugeschlagen vor sich auf dem Tisch, sah er die Tür an. Ich folgte seinem Blick und blieb hängen, sah, dass sie offen stand. Wie gebannt starrte ich in die Türöffnung, sah den dunklen Flur mit den Kleiderhaken. (grün gestrichen)
Ab und zu vernahm ich einen Kommentar der Lehrkraft, sonst war nur das Kratzen der Kreide auf der Tafel zu hören. Ich sah auf die Uhr. Sieben Minuten nach Acht. Ich schauderte, so viel länger war es mir vorgekommen, sah wieder auf die Tafel. Nur die rechte Seite leuchtete noch. (unbeschrieben) Für einen Moment ging ich in mich. (wurde aufgeschreckt) Durchstreifte mit meinen Augen die Klasse, blickte auf die Gesichter einiger Mitschüler. Traurig waren sie, begierig schrieben sie alles mit. Ihre leeren Köpfe fraßen fast den Kreidestaub von der Tafel.
Peter stand auf, blickte geradewegs in Richtung Tür. Niemand schien es zu bemerken. Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Er begann zu laufen, rannte auf die Öffnung in der Wand zu. Stumm sah ich ihm nach. (stand selbst) Die Kreide kratzte auf der Tafel, die Füller in den Heften. Kurz vor der Tür sprang er in die Luft, schrie sich die Seele aus dem Leib. Ein Schrei der Erlösung. Kurz schwebte er, genau im Türrahmen, wurde dann zurückgeschleudert. Verzweiflung umklammerte mein Herz. Ich schrie. Der Kurs blickte mich an. (geschlossen) (kurz) Dann folgte er wieder der Kreide auf der Tafel. Peter tropfte zu Boden, ich sank auf meinem Stuhl nieder. (stumm)
Mein Stift schrieb weiter. Irgendjemand kam durch die Tür, setzte sich. Ich blickte nicht auf, sah nur auf die Uhr. (kurz) Acht Uhr Zehn. Die Lehrkraft sagte irgendetwas, draußen hingen noch immer Regenfäden aus dem Himmel, tristes Grau hielt mich im Innersten gefangen. Mein Blick wurde leer.