Willkommen im #Neuland
Login wie bei quake.ingame.de zuvor, die Passwörter aus der alten Datenbank wurden aber gelöscht - einmal hier neu anfordern.
Wer seine E-Mail-Adresse nicht mehr hat oder kennt, bitte eine Nachricht mit Infos schicken o. im Discord melden.

PQ Discord Server: #planetquake                                                                                                                                         Spenden? Hier entlang!

[OT] Politiker erwägen NPD verbot

Für alles rund um Politik, den Wahlkampf, die Parteien und die Kandidaten...
Rex*Cramer

Beitrag von Rex*Cramer »

Original geschrieben von agra
Ein NPD-Verbot ist dringend notwendig, es führt kein Weg mehr daran vorbei, das haben die Wahlergebnisse einfach gezeigt.
Was haben die Wahlergebnisse damit zu tun? Klingt für mich so, als ob bspw. eine Partei, die knapp an der Fünf-Prozent-Hürde scheitert, ruhig durch verfassungswidrige Äußerungen auffallen darf, aber nicht mehr, wenn sie den Einzug ins Parlament schafft. Mir scheint es keinesfalls so zu sein, daß die Rechtslage bzgl. eines Parteiverbotes von Wahlen abhängt.
Falls das doch so sein sollte und wir für einen Augenblick annehmen wollen, daß der entscheidende Punkt für ein NPD-Verbot nicht von der potenziell vorhandenen Verbietbarkeit abhinge, sondern der gestiegenen Notwendigkeit durch steigenden Zuspruch, warum geht man dann nicht mit demselben Argument gegen die Feinde der Demokratie auf der anderen Seite vor, gegen die PDS? Bloß weil sie als Mehrheitsbeschaffer wieder salonfähig sind, werden sie nicht weniger gefährlich. Das würde auch für die NPD gelten.
Ich finde es ja gut, daß die Gefahr von rechts so klar erkannt wird, aber warum ist man auf dem anderen Auge blind?
Gustavo
Q3 Bronze
Q3 Bronze
Beiträge: 22811
Registriert: Mär 2004
Wohnort: M(ain)z

Beitrag von Gustavo »

Aus prinzipiellen Erwägungen halte ich das Konzept der "wehrhaften Demokratie" durchaus für sinnvoll und in seinem Kern auch nicht "antidemokratisch", wie es hier bezeichnet wurde. Die Demokratie darf sich nicht einzig und alleine am Grad der Mitbestimmung messen, die das Volk ausüben kann, sie muss auch ihr eigenes Fortbestehen sichern, allein aus dem einfachen Grund, dass alle anderen Regierungsformen inhärent undemokratisch sind. Die Demokratie kann sich nicht komplett für ihre eigenen Ideale aufgeben, beide Fälle führen zu einem potenziellen Demokratieverlust, jetzt muss man abwägen, welcher dieser Verluste schwerer wiegt. Wer denkt, der mögliche absolute Verlust aller demokratischen Strukturen, wie wir ihn in Deutschland bereits einmal erlebt haben, wiegt auf, dass sich die Demokratie selbst weiter aufweicht, dem kann ich nicht bis zum Ende seines Gedankenganges folgen, aber das kann auch nur das Ergebnis unterschiedlicher Einschätzungen sein.
Die Demokratie muss sich selbst ein Regelwerk auferlegen, an das sie sich selbst zu halten hat, gleichzeitig sollte dieses Regelwerk Änderungen unterworfen sein, denn die Zeit geht nie spurlos an ihm vorüber: was heute noch richtig erscheinen mag, kann morgen als ungerecht gesehen werden. Aber oberstes Ziel muss immer der Fortbestand der Demokratie sein, zumindest so lange kein System erdacht worden ist, das nachweislich besser funktioniert.

Die Realpolitik gebietet, dass sich eine Demokratie nicht alleine auf ihre Bürger verlassen kann, deshalb muss sie sich selbst schützen und im Zweifelsfall auch verteidigen können.
Original geschrieben von agra
Da die damaligen Richter auch heute noch im Amt sind und nach Aussage der Verantwortlichen im Verfassungsschutz man die Überwachung nicht in dem Maße einschränken kann, wie von den Richtern gefordert, weil man damit den Staat gefähren würde, ist die Dabatte über eine Wiederaufnahme des Verbotsantrags zum jetzigen Zeitpunkt natürlich Unsinn.
Meine Überlegungen sind indessen grundsätzlicher Natur - je schneller diese "Partei" verboten wird, desto besser.

Das ist dein Lösungsansatz? Wir konnten unser Anliegen wegen technischer Schwierigkeiten nicht durchführen, deshalb warten wir jetzt einfach, bis sich die Judikative darauf einstellt? Wenn das Verbot tatsächlich so dringend wäre, wie du denkst, wäre das ein enormes Wagnis, das man nicht so einfach eingehen kann. Mal ganz abgesehen davon, dass du davon ausgehst, dass das Verbot in der Hauptverhandlung eine Formalität gewesen wäre, wobei die Richter, die der Sperrminorität nicht zugestimmt haben, erst mal die Hauptverhandlung abwarten wollten, um zu sehen, ob die NPD von V-Männern gesteuert wird, über die tatsächliche Verfassungsfeindlichkeit der NPD wurde noch überhaupt kein Urteil abgegeben. Falls der NPD als Ganzes die Verfassungsfeindlichkeit nicht nachgewiesen werden kann, rechtfertigt jedoch auch die politische Lage kein Verbot, egal wie akut. Hier kann es keine Abwägungen mehr geben, entweder die NPD ist verfassungsfeindlich, dann muss sie so schnell wie verboten werden oder sie ist es nicht, dann wird man lernen müssen, sich mit ihr politisch auseinanderzusetzen, sowieso etwas, was in der momentanen Problembehandlung viel zu kurz kommt. Dass mit einem Verbot, selbst wenn es rechtens wäre, nicht viel erreicht würde, müsste aber eigentlich auch klar sein. Außer vielleicht dass der Empörung Einzelner darüber, dass die Demokratie eben nicht immer so einwandfrei funktioniert, wie man es selbst gerne hätte (speziell wenn man Mitglied der etablierten Parteien ist), Rechnung getragen wäre. Aber das kann nicht die Maxime sein, nach der ein Rechtsstaat handelt.
Die Wahlergebnisse können nie zeigen, ob ein Verbot gerechtfertigt ist oder nicht, das kann nur ein Blick auf die Partei selbst.

Ob die Verfassungsfeindlichkeit mehrerer Strömungen ausreicht, um sie als Partei zu verbieten, kann ich nicht sehr gut beurteilen, deshalb enthalte ich mal einer konkreten Aussage hierüber. Aber es wäre mir lieber, die Politik würde die NPD über den regulären Weg demokratischen Parteien, über den Diskurs, unwählbar machen, statt über den Umweg eines Verbots. Ich kann einfach nicht glauben, dass die Bundesrepublik, der es so gut geht, nicht in der Lage ist, einen kleinen Kreis von überzeugten Extremisten und einen großen Kreis von Enttäuschten im Zaum halten zu können, sei es ob der wirtschaftlichen Prosperität (die in keinem Verhältnis zu den Anfangsbedingungen ihrer Existenz steht, die noch nicht mal eine durchschnittliche Lebensdauer einer ihrer Bürger beträgt) oder der Aufzeigbarkeit historischer Beispiele. Das wäre für mich eigentlich ein ebenso großes Armutszeugnis wie die Tatsache, dass die NPD Sitze in zwei Länderparlamenten belegen kann.
Original geschrieben von Creed
Ich bin jedoch auch für Demokratieschutz. Die Weimarer Republik ist nicht zugrunde gegangen weil die verfassung Fehlerhaft war was ihren eigenen Schutz betraf.
Doch, das war sie. Aber sie bot auch Möglichkeiten, die Katastrophe zu verhindern, die sich zugetragen hat, nur waren die Protagonisten der Weimarer Republik gegen Ende einfach nicht Willens, sie ihrem Sinn und der Notwendigkeit entsprechend anzuwenden.
Bild
Creed_inaktiv

Beitrag von Creed_inaktiv »

Original geschrieben von Gustavo3

Doch, das war sie. Aber sie bot auch Möglichkeiten, die Katastrophe zu verhindern, die sich zugetragen hat, nur waren die Protagonisten der Weimarer Republik gegen Ende einfach nicht Willens, sie ihrem Sinn und der Notwendigkeit entsprechend anzuwenden.
Welche Artikel sollen das gewesen sein?

Du sagst, dass man die Demokratie schützen soll solange keine nachweislich bessere Staatsform gefunden wurde. Wie misst du ob eine Staatsform gut oder schlecht ist? Eine Staatsform ist dann gut, wenn sie scih in den Menschen wiederspiegelt. Du kannst Menschen die Jahrhunderte lang in einer Diktatur oder in einer Monarchie gelebt haben nicht von einem auf den anderen Tag demokratisch machen (Auf Deutschland musste man schon EXTREM mit dem Hammer draufhauen um die Menschen umzupolen :P ). Ich finde, dass Montesquie recht hat, dass es ganz von den Lebenssituationen und Gebräuchen etc. der Menschen abhängt welche Staatsform sie wählen. In China stört sich z.B. echt fast kein Schwein daran, dass die Regierung das Internet zensiert. Hier stört sich kein Schwein daran, dass die Regierung uns vorschreibt ob wir mit oder ohne Helm Motorad fahren oder dass die Politik (also nicht die betroffenen Menschen) uns vorschreiben ob und wo wir Rauchen dürfen und wo nicht. Ich will damit sagen, dass man einfachc nicht pauschal von einer "guten" oder "schlechten" Regierungsform sprechen kann. Wenn man einen gebildeten und humanen Diktator hätte wäre diese Regierung warscheinlich wesentlich effektiver als unsere heute in Deutschland.
Gustavo
Q3 Bronze
Q3 Bronze
Beiträge: 22811
Registriert: Mär 2004
Wohnort: M(ain)z

Beitrag von Gustavo »

Original geschrieben von Creed
Welche Artikel sollen das gewesen sein?
Speziell alle die, die den Reichtspräsidenten das Machtvakuum zum großen Teil ausfüllen ließen, das durch das Ende der Monarchie entstanden war, die Tatsache, dass wortwörtlich verfassungswidrige Gesetze mit einer bestimmten Mehrheit erlassen werden konnten, das Fehlen einer prozentualen Hürde für kleine Parteien, was zu einer Aufsplitterung der Interessengruppen führte, anstatt sie in wenigen "Volksparteien" zu sammeln (die einzige echte Volkspartei, die die Weimarer Republik aufbieten konnte, war die SPD) und der Leichtigkeit, mit der sich der Reichstag selbst auflösen und damit eine Regierung für gescheitert erklären konnte. Die Weimarer Verfassung hat gut funktioniert, so lange sie von starken Persönlichkeiten interpretiert wurde (Ebert, Stresemann [als Außenminister], Brüning), scheiterte jedoch daran, dass die Weimarer Republik davon nicht viele hatte und diese in einem enormen Tempo verschliss. Die Notverordnungen sind ein zweischneidiges Schwert, wahrscheinlich kann man ihren Nutzen nicht von dem Übel trennen, das sie brachten. Notverordnungen wurden nicht grundlos in der Kiesinger-Ära wieder eingebracht (natürlich nicht im selben Ausmaß und gegen starkem Widerstand der APO).

Original geschrieben von Creed
Du sagst, dass man die Demokratie schützen soll solange keine nachweislich bessere Staatsform gefunden wurde. Wie misst du ob eine Staatsform gut oder schlecht ist?

Eine Regierungsform muss von Anfang an immer davon ausgehen, dass sie die beste mögliche Regierungsform ist, sonst hat sie keine Daseinsberechtigung und muss sich dementsprechend auflösen (dass sie das nicht tut, hat natürlich persönliche und/oder ideologische Gründe). Natürlich ist es letztendlich eine völlig subjektive Frage, was positiv und was negativ ist, aber die Weltgeschichte hat gezeigt, dass die Demokratie die einzig veritable Möglichkeit ist, den Willen einer Mehrheit ihrer Bürger widerzuspiegeln, wirtschaftliche Prosperität ist vornehmlich in demokratischen (oder für ihre Zeit "demokratischeren") Staaten entstanden, der Stand der Zivilisation ist durch die Demokratie positiv beeinflusst worden und die meisten Menschen wünschen sich die Demokratie als Staatsform, dort wo sie bereits existiert und auch dort, wo sie noch nicht oder nicht mehr existiert. Letztendlich ist keine Staatsform in sich geschlossen gut oder schlecht, aber das historische Exempel deutet darauf hin, dass die Demokratie die beste Staatsform für die größte Zahl an Menschen ist und das andere Staatsformen wesentlich häufiger scheitern. Auch Demokratien scheitern, in Weimar bspw. hat die Demokratie nicht dauerhaft funktioniert, zu einem Teil wegen unvorteilhafter Voraussetzungen und unglücklicher Zufälle, aber eben auch, weil die Deutschen eine tatsächliche Demokratie nicht kannten und sich zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt an sie gewöhnen mussten. Das beweist, dass die Demokratie als Staatsform nicht perfekt ist, sonst hätte sie die Krisen der Weimarer Republik überlebt, gleichzeitig bedeutet es aber nicht, dass sie nicht trotzdem die "beste" Staatsform ist.

Im Grunde ist die Frage aber auch uninteressant, da in Deutschland nie die Wahl bestand, welche Staatsform die "richtige" sei: die Alliierten haben einen Teil Deutschlands zu einer Demokratie gedrängt, die Russen den anderen Teil zu einer Scheindemokratie. Letztendlich bestand nie eine Wahl und man kann nicht behaupten, dass die Demokratie schlechter gefahren sei. Jetzt ist die Demokratie da und sie muss sich selbst schützen.

Original geschrieben von Creed
Eine Staatsform ist dann gut, wenn sie scih in den Menschen wiederspiegelt. Du kannst Menschen die Jahrhunderte lang in einer Diktatur oder in einer Monarchie gelebt haben nicht von einem auf den anderen Tag demokratisch machen (Auf Deutschland musste man schon EXTREM mit dem Hammer draufhauen um die Menschen umzupolen :P ). Ich finde, dass Montesquie recht hat, dass es ganz von den Lebenssituationen und Gebräuchen etc. der Menschen abhängt welche Staatsform sie wählen. In China stört sich z.B. echt fast kein Schwein daran, dass die Regierung das Internet zensiert. Hier stört sich kein Schwein daran, dass die Regierung uns vorschreibt ob wir mit oder ohne Helm Motorad fahren oder dass die Politik (also nicht die betroffenen Menschen) uns vorschreiben ob und wo wir Rauchen dürfen und wo nicht. Ich will damit sagen, dass man einfachc nicht pauschal von einer "guten" oder "schlechten" Regierungsform sprechen kann. Wenn man einen gebildeten und humanen Diktator hätte wäre diese Regierung warscheinlich wesentlich effektiver als unsere heute in Deutschland.
Montesquieu zu bemühen ist natürlich eine Möglichkeit, aber auch er Sprach sich für die Republik aus, nicht für die Monarchie, wenn auch mit gewissen Einschränkungen. Aber es ist natürlich ein wenig zweifelhaft, ob die Staatstheorie des 18. Jahrhunderts auf die realen Verhältnisse des 21. Jahrhunderts angewendet werden kann (wie im ersten Post erwähnt: Regeln müssen dem Lauf der Zeit unterworfen sein, was Montesquieu damals für richtig hielt oder was Benjamin Franklin für die Verfassung angemessen erschien, ist nicht zwangsläufig, was heute die beste Lösung darstellt oder was sie glauben würden, wären sie heute am leben), zudem ist die Theorie vom "humanen Diktator" ähnlich wie die des "funktionierenden Sozialismus" eine an sich nette Idee, aber bisher hat sie noch nie funktioniert und es gibt auch keine Indikation dafür, dass sie irgendwo funktionieren könnte.

Sicher besteht eine sehr enge Korrelation zwischen unseren Menschen in China leben nicht wie die Menschen aus Platos Höhlengleichnis: wenn ihnen die Wahl gelassen wird, entscheiden sie sich für die Freiheit, die sie nicht kennen, nicht dagegen. Ihnen ist die diese Freiheit nur nicht so viel wert, dass sie dafür ihre momentane Freiheit oder sogar ihr Leben riskieren würden.
Bild
knisterwerk

Beitrag von knisterwerk »

@channel:
> Selbstverständlich hatte ich auch die Widersprüche hingewiesen und
> Korrekturen angebracht. Nur leugnest Du sie, damit Du nicht darauf
> eingehen mußt.

Bis zum Leugnen bin ich noch nicht gekommen. Ich habe sie nicht einmal gefunden, wie ich schon schrieb: „weder hast Du die Widersprüche genannte, noch die Behauptungen korrigiert“.

Den (vermeintlichen) Widerspruch, den Du nanntest, war ein angeblich erzeugter, um die Demokratie schlechtzureden. Von Widersprüchen in meiner Argumentation nanntest Du keinen einzigen. Im Gegenteil hattest Du sogar angekündigt, Dich auf die Muster meiner Argumentation zu konzentrieren, statt auf die Argumentation selbst.

> Wenn Du dann noch selbst eine Erklärung, die ich wohl als Eingeständnis
> nur dieses einen Mißverstädnisses bez. Deiner ironischen Fromulierung
> gab, der Entschuldigung als billig ansiehst, dann endet hier ohnehin jede
> Diskussion.

Ich schrieb nichts von billig, sondern von Glaubwürdigkeit – dazwischen liegen stilistisch und semantisch Welten. Die Begründung, warum sie an Glaubwürdigkeit einbüßt, lieferte ich gleich mit: weil Du wegen „dieses einen Mißverständnisses“ zu solch einer drastischen Meinung kamst. Lies, was ich schreibe, und zitiere, was ich schrieb. Auf der anderen Seite ist es natürlich schön, wenn die Diskussion so einfach und schmerzlos für Dich endet; und dabei stehe ich Dir nicht im Wege.

> Nur solltest Du hier dieses apostrophierte Wortspiel ebenfalls nicht
> überstrapazieren.

Ich nehme an, Du meinst die Anführungszeichen? Nun, das ist gar nicht nötig, denn Dein Standpunkt machtest Du den ganzen Beitrag hindurch immer wieder deutlich. Beispiele daraus:
-) Die selbsternannten "Demokratiefreunde" (Man beachte auch das Wörtchen „die“.)
-) Zitatsammlung des "Demokratiefreunds" knisterwerk
-) Wie deren "gute Demokratie" dann aussieht [...] (Man beachte auch das Wörtchen „deren“.)
-) [...] daß es derlei Leuten kaum um den Erhalt demokratischer Werte und dem Rechtsstaat geht [...] (Man beachte auch das Wörtchen „derlei“.)

@Gustavo3:
> Aber oberstes Ziel muss immer der Fortbestand der Demokratie sein,
> zumindest so lange kein System erdacht worden ist, das nachweislich
> besser funktioniert.

In einer wehrhaften Demokratie hat es erst gar nicht die Chance, sich zu beweisen. Es geht aber auch gar nicht darum, ob es ein solches gibt oder geben könnte, sondern darum, daß sich die Demokratie selbst schützen kann. Meine eingangs gestellte Frage blieb bis jetzt leider unbeantwortet: Wenn die Mehrheit die Demokratie nicht will, zwingt man sie ihnen dann auf, notfalls mit Gewalt? Und Teil des Systems ist nun einmal das Volk, und wenn ein Großteil gegen das vorherrschende System ist, dann muß man sich fragen, ob es denn überhaupt noch funktioniert.

> Die Realpolitik gebietet, dass sich eine Demokratie nicht alleine auf ihre
> Bürger verlassen kann, deshalb muss sie sich selbst schützen und im
> Zweifelsfall auch verteidigen können.

Und wie ist dieser Zweifelsfall definiert? Ist eine verfassungsfeindliche Partei mit wenig Anhängern ein Zweifelsfall oder eine Randerscheinung, die man beobachten, aber nicht verbieten sollte? Oder ist eine verfassungsfeindliche Partei mit vielen Wählern ein Zweifelsfall? Dann aber sollte man auch am vorherrschenden System zweifeln, das eben nicht mehr den Zuspruch erhält, den es als System für einen Staat erhalten sollte.
Rex*Cramer

Beitrag von Rex*Cramer »

Original geschrieben von Gustavo3
Die Realpolitik gebietet, dass sich eine Demokratie nicht alleine auf ihre Bürger verlassen kann, deshalb muss sie sich selbst schützen und im Zweifelsfall auch verteidigen können.
Wie meinst Du das?

Original geschrieben von Gustavo3
Aber es wäre mir lieber, die Politik würde die NPD über den regulären Weg demokratischen Parteien, über den Diskurs, unwählbar machen, statt über den Umweg eines Verbots.
Es wäre Dir lieber, ist zu milde ausgedrückt. Wenn die Reaktion der demokratischen Parteien auf den Wahlerfolg der NPD einzig die Anstrengung eines Verbotes ist, haben sie definitiv die Botschaft vor allem der Protestwähler nicht verstanden.
Gustavo
Q3 Bronze
Q3 Bronze
Beiträge: 22811
Registriert: Mär 2004
Wohnort: M(ain)z

Beitrag von Gustavo »

Original geschrieben von Rex*Cramer
Wie meinst Du das?

Der Wählerwillen spiegelt weder in jedem Fall den absoluten Wählerwillen dar, noch hat der durchschnittliche Wähler immer genügend Weitsicht, um die volle Tragweite seiner Entscheidungen zu erkennen. Deshalb kann der Staat sich nicht alleine darauf verlassen, dass in einer Demokratie der Wähler die "richtige" Entscheidung treffen wird und gegen gewisse Szenarien müssen Vorkehrungen getroffen werden.

Original geschrieben von Rex*Cramer

Es wäre Dir lieber, ist zu milde ausgedrückt. Wenn die Reaktion der demokratischen Parteien auf den Wahlerfolg der NPD einzig die Anstrengung eines Verbotes ist, haben sie definitiv die Botschaft vor allem der Protestwähler nicht verstanden.
Ich möchte mich nicht weiter dazu äußern, außer dass ich es für die bessere Entscheidung halte. Meiner Meinung sind beides durchaus gangbare Möglichkeiten, wobei eine reine Symptombekämpfung ist, während die andere längerfristige Erfolge vorweisen könnte.
Bild
Creed_inaktiv

Beitrag von Creed_inaktiv »

Original geschrieben von Gustavo3
Der Wählerwillen spiegelt weder in jedem Fall den absoluten Wählerwillen dar, noch hat der durchschnittliche Wähler immer genügend Weitsicht, um die volle Tragweite seiner Entscheidungen zu erkennen. Deshalb kann der Staat sich nicht alleine darauf verlassen, dass in einer Demokratie der Wähler die "richtige" Entscheidung treffen wird und gegen gewisse Szenarien müssen Vorkehrungen getroffen werden.
Das ist doch einfach ein Grundsatzproblem. Entweder man gesteht seinen Bürgern genug politisches Denkvermögen zu um eigene Entscheidungen zu treffen (also wer Regieren soll) oder man spricht es ihnen ab. Wenn man es wie ich es in deiner Antwort angedeutet sehe abspricht sollte man lieber wieder einen König oder Diktator an die macht bringen der dem dummen Volk sagt, was es zu tun hat und was nicht. Ich zahl doch nicht so abartig hohe Steuern um dann nichtmal voll politisch mitzuentscheiden wer mich regieren darf und wer nicht.

Es ist schon so wie Rex Carner sagt. In Wirklichkeit leben wir in einer Parteiendiktatur. Die die an der Macht sind wollen sich doch nur davor schützen ihre Macht zu verlieren. Als die Grünen aufgekommen sind haben auch alle etablierten Parteien versucht die Grünen fertig zu machen. So zuletzt auch mit der Linkspartei. Ich will jetzt nicht die Grünen mit der Linkspartei vergleichen oder gar mit der NPD aber es zeigt, wie Parteien auf neue Parteien bzw. auf stärker werden der Parteien reagieren.

Verbot ist für mich keine Lösung solange die NPD keien grobe Scheisse baut..
Gustavo
Q3 Bronze
Q3 Bronze
Beiträge: 22811
Registriert: Mär 2004
Wohnort: M(ain)z

Beitrag von Gustavo »

Original geschrieben von knisterwerk
In einer wehrhaften Demokratie hat es erst gar nicht die Chance, sich zu beweisen. Es geht aber auch gar nicht darum, ob es ein solches gibt oder geben könnte, sondern darum, daß sich die Demokratie selbst schützen kann. Meine eingangs gestellte Frage blieb bis jetzt leider unbeantwortet: Wenn die Mehrheit die Demokratie nicht will, zwingt man sie ihnen dann auf, notfalls mit Gewalt? Und Teil des Systems ist nun einmal das Volk, und wenn ein Großteil gegen das vorherrschende System ist, dann muß man sich fragen, ob es denn überhaupt noch funktioniert.
In der Realität wird jedes System versuchen, sich selbst zu erhalten und notfalls auch zu schützen, im Zweifelsfall wehrhaft. Jedoch lässt sich das "Gelingen" des System nicht allein an der Zufriedenheit der Menschen mit dem System festmachen, da sich das System eben nie von den Begleitumständen trennen lässt, unter denen es existiert. Das Vakuum, mit dem Niedergang der Demokratie immer einhergeht, muss immer durch ein anderes System gefüllt werden. Die funktionierende Demokratie hat sich bisher als das beste System erwiesen, deshalb muss sie sich notfalls selbst verteidigen, um nicht durch ein weniger gut funktionierendes System ersetzt zu werden, notfalls auch gegen den Willen einer Mehrheit, so wie sich das ersetzende System ebenfalls nicht dem Willen der Mehrheit beugen würde, wenn diese erst einmal die Rückkehr zur Demokratie fordert. Kein anderes System der Welt lässt sich freiwillig umstürzen, wenn es vom Volk nicht mehr gewollt ist, da kann auch die Demokratie keine Ausnahme machen, auch wenn das zunächst widersprüchig erscheint, weil sie eigentlich auf den Willen des Volkes aufbauen sollte.


Original geschrieben von knisterwerk
Und wie ist dieser Zweifelsfall definiert? Ist eine verfassungsfeindliche Partei mit wenig Anhängern ein Zweifelsfall oder eine Randerscheinung, die man beobachten, aber nicht verbieten sollte? Oder ist eine verfassungsfeindliche Partei mit vielen Wählern ein Zweifelsfall? Dann aber sollte man auch am vorherrschenden System zweifeln, das eben nicht mehr den Zuspruch erhält, den es als System für einen Staat erhalten sollte.

Das bleibt der jeweiligen Demokratie überlassen. Ich persönlich habe bereits angemerkt, dass ich jegliche Demokratiefeindlichkeit in einer Partei nicht für erduldbar halte.

Original geschrieben von Creed
Das ist doch einfach ein Grundsatzproblem. Entweder man gesteht seinen Bürgern genug politisches Denkvermögen zu um eigene Entscheidungen zu treffen (also wer Regieren soll) oder man spricht es ihnen ab. Wenn man es wie ich es in deiner Antwort angedeutet sehe abspricht sollte man lieber wieder einen König oder Diktator an die macht bringen der dem dummen Volk sagt, was es zu tun hat und was nicht. Ich zahl doch nicht so abartig hohe Steuern um dann nichtmal voll politisch mitzuentscheiden wer mich regieren darf und wer nicht.

Da gehen unsere Meinungen auseinander. Ich denke, es sollte dem Volk durchaus die Wahl gelassen werden, zu entscheiden, wer es regiert, aber einige mögliche Optionen müssen von Anfang an vom Tisch genommen werden, z.B. jede Stimme innerhalb einer Demokratie, die die Demokratie in Frage stellt. Und ich zahle lieber Steuern für einen Staat, der tatsächlich mein Bestes will, auch wenn er mich in manchen Fällen zu meinem Glück zwingen muss, als einen, der zusieht, wie ich mich selbst zugrunde richte.

Original geschrieben von Creed

Es ist schon so wie Rex Carner sagt. In Wirklichkeit leben wir in einer Parteiendiktatur. Die die an der Macht sind wollen sich doch nur davor schützen ihre Macht zu verlieren. Als die Grünen aufgekommen sind haben auch alle etablierten Parteien versucht die Grünen fertig zu machen. So zuletzt auch mit der Linkspartei. Ich will jetzt nicht die Grünen mit der Linkspartei vergleichen oder gar mit der NPD aber es zeigt, wie Parteien auf neue Parteien bzw. auf stärker werden der Parteien reagieren.
Innerhalb dieser Grenzen können sich die etablierten Parteien aber auch nicht völlig dem Wählerwillen verschließen (wie du daran siehst, dass die SPD in mehreren Bundesländern mit der Linkspartei koaliert, obwohl diese nach ihren eigenen Grundsätzen aus ökonomischen Gesichtspunkten vollkommen untragbar ist).
Bild
Creed_inaktiv

Beitrag von Creed_inaktiv »

Original geschrieben von Gustavo


Da gehen unsere Meinungen auseinander. Ich denke, es sollte dem Volk durchaus die Wahl gelassen werden, zu entscheiden, wer es regiert, aber einige mögliche Optionen müssen von Anfang an vom Tisch genommen werden, z.B. jede Stimme innerhalb einer Demokratie, die die Demokratie in Frage stellt. Und ich zahle lieber Steuern für einen Staat, der tatsächlich mein Bestes will, auch wenn er mich in manchen Fällen zu meinem Glück zwingen muss, als einen, der zusieht, wie ich mich selbst zugrunde richte.




Der Staat will in der Tat nur dein Bestes. Dein Geld :P
Antworten