Original geschrieben von autsch
Wolltest du nicht Chemie studieren? Hast Politik als NF gewählt?
Wie ist dein Eindruck bisher so? Brauch für nächstes Jahr ein Nebenfach
Jop, ich studiere z.Z. Chemie auf Diplom, aber keine Ahnung ob ich dabei bleibe. Kommt drauf an, wieviel Spaß mir die Laborarbeit macht. Denke mal, ich werde aber auf jeden Fall im naturwissenschaftlichen/medizinischen Bereich bleiben.
Ein Nebenfach ist da zeitlich nicht drin.
Btw: Wenn du ein Magisterstudium anstrebst, würde ich mir sehr früh Gedanken machen, was du damit später anfangen willst. Ich habe auch lange an einem Geschichtsstudium geschwankt, aber da ist mir die Berufswahl zu beschränkt.
Das Referat hat nur indirekt mit dem Studium zu tun.
Um zurück zu dem Beitrag zu kommen:
Original geschrieben von Rex*Cramer
Viele Menschen, die hinter dem Eisernen Vorhang Jahrzehnte unterdrückt wurden, kommen heute mit der neu gewonnenen Freiheit nicht klar. Mehr Freiheit bedeutet auch immer mehr Verantwortung. Im Sozialismus hat der Staat alles für sie geregelt. Bei manchen Leuten hat das solche Schäden hinterlassen, daß sie nicht in der Lage sind, nun Eigenverantwortung zu übernehmen. Diese Wunden werden erst im Laufe der Zeit heilen.
Hier kommt dann der Zusammenhang zur Linkspartei, die auch die Rundumversorgung durch den Staat verspricht in einem Ausmaß, das völlig außerhalb der Realität liegt innerhalb von Demokratie und Marktwirtschaft. Billigster Populismus ist das, nichts weiter. Ihr Stimmenanteil, den sie jetzt noch im Osten holen, wird aber in dem Maße sinken, wie die Menschen dort erwachsen werden und für sich selbst die Verantwortung übernehmen.
Hier ist die Argumentation der liberalen Seite gut zusammengefasst. Da ich vermute, dass die Mehrheit der Teilnehmer ebenfalls diese Position vertreten wird, schlage ich mich natürlich auf die Gegenseite um die Diskussion etwas anzuheizen. :>
Nun, also in dem Text von Ferrini stecken schon einige Körnchen Wahrheit. Das Schlüsselwort ist hier die Eigenverantwortung, die sich die Menschen des ehemaligen Ostblocks erst wieder aneignen müssen. Folglich behauptet er also, dass der Sozialismus für immer von der politischen Bildfläche verschwinden wird, sobald im Osten eine neue Generation in Demokratie und Marktwirschaft herangewachsen und bereit ist Verantwortung zu übernehmen. (Die Kritik an der Sozialdemokratie lass ich mal außen vor, weil die nicht Thema des Referates ist.)
Ich behaupte dagegen, dass sozialistische Denkansätze weiterhin eine gewichtige Rolle am linken Rand der Parlamente spielen werden.
Zum einen wird es allgemein immer Menschen geben, die von Natur aus das Kollektiv über das Individuum stellen. D.h., die es bevorzugen Teile ihrer Freiheit aufzugeben und dafür im Gegenzug Verantwortung auf die Gruppe bzw. den Staat abzugeben. Die Motivation lässt sich imo mit den Stichwörtern (soziale) Absicherung und auch Bequemlichkeit beschreiben. (Herdentrieb des Menschen)
Zum andern, um auf Osteuropa zurückzukommen, wurden dort eklatante Fehler in der Liberalisierung der Wirtschaft gemacht. Viele Menschen haben ihre jahrelangen Ersparnisse verloren.
Bsp. Russland: Der Rubel ist heute im Vergleich zu früher nichts mehr wert. Der Transformationsprozess läuft nur sehr schleppend. So lag der Produktionsabsatz bei wichtigen Erzeugnissen Ende der 90er Jahre immer noch zu 95 % in staatlicher Hand. So fehlt zur Selbstständigkeit einerseits das Kapital/ die Maschinen, auf der anderen Seite das Risiko bzw. die von Ferrini angesprochene Bereitschaft zu Verantwortung. Durch den "Chaoskapitalismus" in Osteuropa, der aufgrund des zu schnell durchgeführten Transformationsprozesses entstand, verarmte ein großer Teile der Bevölkerung, während auf der anderen Seite eine neue Gruppe von Superreichen entstand. Dass die Bevölkerung dadurch wieder in die Arme sozialistischer Ideen getrieben wird, ist verständlich. Im Sowjetsystem wurde ihnen zumindest gesundheitliche Absicherung und Bildung zugesichert, wenn auch natürlich auf einem wesentlich niedrigeren Niveau als in Westeuropa.
Im Gegensatz zu Ferrini behaupte ich, dass eine neue Generation in diser Situation überhaupt nicht die Möglichkeit hat ihr Leben außerhalb von gemeinschaftlichen Produktionsgenossenschaften in die Hand zu nehmen. Dazu ist das Kapital zu ungleich verteilt, die Zukunftsängste zu groß.
Als anderes Argument nehme ich die Globalisierung.
Diese hat ja den westlichen, hochindustrialisierten Staaten zunächst Vorteile gebracht, da nun im Billigstandort Asien, in dem Menschenrechte mit Füßen getreten werden, kostengünstiger produziert werden konnte. Mittlerweile haben die Chinesen (und die Tigerstaaten) vermehrt begonnen selbst zu produzieren und exportieren, was sich langsam auf dem Weltmarkt niederschlägt. Zur Zeit ist es den "alten" Industriestaaten (noch) möglich dem chinesischen Aufschwung zu begegnen, weil der billigere Standort Asien durch den Vorsprung an Know-How kompensiert werden kann. Fakt ist aber, dass die Chinesen auch sehr verstärkt in Hochtechnologie investieren. (Siehe den gesterigen bemannten Weltraumflug, Automobilbranche etc). Was passiert, wenn in Zukunft "Made in China" nicht mehr nur für Billigwaren, sondern für Qualität und Hochtechnologie steht?
Was passiert, wenn Deutschland auf dem Weltmarkt nicht mehr konkurrenzfähig ist? Die Leute werden sicherlich beginnen nach Alternativen zum Kapitalismus zu suchen und zwangsläufig u.a. auf den Marxismus stoßen.
Das bringt mich zum nächsten Punkt. Offentsichtlich ist der Sozialismus ein zyklisches Phänomen, das an den Kreislauf des Kapitalismus gebunden ist. D.h. in wirtschaftlich guten Zeiten (nach dem 2. Wk in Deutschland), erhalten marxistische Ideen wenig Zulauf. Dagegen können sie in wirtschaftlichen Notsituation eine große Anhängerschaft gewinnen. (WWK -> NSDAP/KPD, 1.WK ->Oktoberrevolution, bzw. Globaliserung ->Linkspartei)
Grob gesagt: Je größer die Krise ist, in der sich der Kapitalismus gerade befindet, desto aktueller wird wiederrum der Sozialismus.
Daraus folgere ich jetzt keck: Solange es den Kapitalismus gibt,wird auch der Sozialismus (quasi als Gegengewicht) seine politische Rolle spielen.
Zum Abschluss noch eine provokante These:
Ist es möglich, falls sich die Diskrepanz zwischen 1. und 3. Welt vergrößert, eine sozialistische Revolution von der 3. Welt ausgeht? Das steht zwar ganz im Gegensatz zu der Hypothese von Marx, dass die proletarische Revolution zunächst in den hochindustrialisierten Staaten ausbrechen wird, aber diese wurde ja bereits durch die Oktoberrevolution widerlegt.
Argumente pro und contra sind ausdrücklich erwünscht!