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linkspartei - parteitag heute

Für alles rund um Politik, den Wahlkampf, die Parteien und die Kandidaten...
Comeondieyoung

Beitrag von Comeondieyoung »

Kann man hier wieder auf eine sachliche Basis zurückkehren?
Gustavo, dann erklär doch bitte auch warum ein demokratischer Sozialismus zum scheitern verurteilt wäre.
Es ist ja nicht so das ich ein totalitäres System sehen will, ich würde eine linksgerückte SPD auch deutlich attraktiver finden, ich finde allerdings das auch eine andere Seite der Politik vertreten werden sollte.
Mischl
Angel
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Beitrag von Mischl »

Original geschrieben von Rex*Cramer

Interessanter Beitrag dazu:
Hast du noch andere Beiträge zu diesem Thema, eventuell auch Gegendarstellungen?
Bräuchte ich dringend...
Rex*Cramer

Beitrag von Rex*Cramer »

Auf der Seite waren einige interessante Artikel. Ich hatte zwar den Text kopiert, aber dann ist mir dummerweise der Browser abgestürzt, daher auch ausnahmsweise keine Quellenangabe :(
Mischl
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Beitrag von Mischl »

Hm, ich bereite gerade ein Referat über sozialistische/kommunistische Bewegungen im postsowjetischen Zeitalter vor. Die Frage "Warum wählen Menschen heute links von der Sozialdemokratie?" ist dabei ein sehr guter Aufhänger. Ziel ist vor allen dingen auf eine kontroverse 20 minütige Diskussion hinzuleiten, die im Anschluss des Referats stattfindet.
autsch
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Beitrag von autsch »

Wolltest du nicht Chemie studieren? Hast Politik als NF gewählt?
Wie ist dein Eindruck bisher so? Brauch für nächstes Jahr ein Nebenfach ;)



Cramer, vllt hast die Seiten noch im Verlauf.
mongofisch alda ey
Mischl
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Beitrag von Mischl »

Original geschrieben von autsch
Wolltest du nicht Chemie studieren? Hast Politik als NF gewählt?
Wie ist dein Eindruck bisher so? Brauch für nächstes Jahr ein Nebenfach ;)

Jop, ich studiere z.Z. Chemie auf Diplom, aber keine Ahnung ob ich dabei bleibe. Kommt drauf an, wieviel Spaß mir die Laborarbeit macht. Denke mal, ich werde aber auf jeden Fall im naturwissenschaftlichen/medizinischen Bereich bleiben.

Ein Nebenfach ist da zeitlich nicht drin.
Btw: Wenn du ein Magisterstudium anstrebst, würde ich mir sehr früh Gedanken machen, was du damit später anfangen willst. Ich habe auch lange an einem Geschichtsstudium geschwankt, aber da ist mir die Berufswahl zu beschränkt. :(

Das Referat hat nur indirekt mit dem Studium zu tun.
Um zurück zu dem Beitrag zu kommen:
Original geschrieben von Rex*Cramer
Viele Menschen, die hinter dem Eisernen Vorhang Jahrzehnte unterdrückt wurden, kommen heute mit der neu gewonnenen Freiheit nicht klar. Mehr Freiheit bedeutet auch immer mehr Verantwortung. Im Sozialismus hat der Staat alles für sie geregelt. Bei manchen Leuten hat das solche Schäden hinterlassen, daß sie nicht in der Lage sind, nun Eigenverantwortung zu übernehmen. Diese Wunden werden erst im Laufe der Zeit heilen.
Hier kommt dann der Zusammenhang zur Linkspartei, die auch die Rundumversorgung durch den Staat verspricht in einem Ausmaß, das völlig außerhalb der Realität liegt innerhalb von Demokratie und Marktwirtschaft. Billigster Populismus ist das, nichts weiter. Ihr Stimmenanteil, den sie jetzt noch im Osten holen, wird aber in dem Maße sinken, wie die Menschen dort erwachsen werden und für sich selbst die Verantwortung übernehmen.
Hier ist die Argumentation der liberalen Seite gut zusammengefasst. Da ich vermute, dass die Mehrheit der Teilnehmer ebenfalls diese Position vertreten wird, schlage ich mich natürlich auf die Gegenseite um die Diskussion etwas anzuheizen. :>

Nun, also in dem Text von Ferrini stecken schon einige Körnchen Wahrheit. Das Schlüsselwort ist hier die Eigenverantwortung, die sich die Menschen des ehemaligen Ostblocks erst wieder aneignen müssen. Folglich behauptet er also, dass der Sozialismus für immer von der politischen Bildfläche verschwinden wird, sobald im Osten eine neue Generation in Demokratie und Marktwirschaft herangewachsen und bereit ist Verantwortung zu übernehmen. (Die Kritik an der Sozialdemokratie lass ich mal außen vor, weil die nicht Thema des Referates ist.)

Ich behaupte dagegen, dass sozialistische Denkansätze weiterhin eine gewichtige Rolle am linken Rand der Parlamente spielen werden.

Zum einen wird es allgemein immer Menschen geben, die von Natur aus das Kollektiv über das Individuum stellen. D.h., die es bevorzugen Teile ihrer Freiheit aufzugeben und dafür im Gegenzug Verantwortung auf die Gruppe bzw. den Staat abzugeben. Die Motivation lässt sich imo mit den Stichwörtern (soziale) Absicherung und auch Bequemlichkeit beschreiben. (Herdentrieb des Menschen)

Zum andern, um auf Osteuropa zurückzukommen, wurden dort eklatante Fehler in der Liberalisierung der Wirtschaft gemacht. Viele Menschen haben ihre jahrelangen Ersparnisse verloren.
Bsp. Russland: Der Rubel ist heute im Vergleich zu früher nichts mehr wert. Der Transformationsprozess läuft nur sehr schleppend. So lag der Produktionsabsatz bei wichtigen Erzeugnissen Ende der 90er Jahre immer noch zu 95 % in staatlicher Hand. So fehlt zur Selbstständigkeit einerseits das Kapital/ die Maschinen, auf der anderen Seite das Risiko bzw. die von Ferrini angesprochene Bereitschaft zu Verantwortung. Durch den "Chaoskapitalismus" in Osteuropa, der aufgrund des zu schnell durchgeführten Transformationsprozesses entstand, verarmte ein großer Teile der Bevölkerung, während auf der anderen Seite eine neue Gruppe von Superreichen entstand. Dass die Bevölkerung dadurch wieder in die Arme sozialistischer Ideen getrieben wird, ist verständlich. Im Sowjetsystem wurde ihnen zumindest gesundheitliche Absicherung und Bildung zugesichert, wenn auch natürlich auf einem wesentlich niedrigeren Niveau als in Westeuropa.
Im Gegensatz zu Ferrini behaupte ich, dass eine neue Generation in diser Situation überhaupt nicht die Möglichkeit hat ihr Leben außerhalb von gemeinschaftlichen Produktionsgenossenschaften in die Hand zu nehmen. Dazu ist das Kapital zu ungleich verteilt, die Zukunftsängste zu groß.

Als anderes Argument nehme ich die Globalisierung.
Diese hat ja den westlichen, hochindustrialisierten Staaten zunächst Vorteile gebracht, da nun im Billigstandort Asien, in dem Menschenrechte mit Füßen getreten werden, kostengünstiger produziert werden konnte. Mittlerweile haben die Chinesen (und die Tigerstaaten) vermehrt begonnen selbst zu produzieren und exportieren, was sich langsam auf dem Weltmarkt niederschlägt. Zur Zeit ist es den "alten" Industriestaaten (noch) möglich dem chinesischen Aufschwung zu begegnen, weil der billigere Standort Asien durch den Vorsprung an Know-How kompensiert werden kann. Fakt ist aber, dass die Chinesen auch sehr verstärkt in Hochtechnologie investieren. (Siehe den gesterigen bemannten Weltraumflug, Automobilbranche etc). Was passiert, wenn in Zukunft "Made in China" nicht mehr nur für Billigwaren, sondern für Qualität und Hochtechnologie steht?
Was passiert, wenn Deutschland auf dem Weltmarkt nicht mehr konkurrenzfähig ist? Die Leute werden sicherlich beginnen nach Alternativen zum Kapitalismus zu suchen und zwangsläufig u.a. auf den Marxismus stoßen.

Das bringt mich zum nächsten Punkt. Offentsichtlich ist der Sozialismus ein zyklisches Phänomen, das an den Kreislauf des Kapitalismus gebunden ist. D.h. in wirtschaftlich guten Zeiten (nach dem 2. Wk in Deutschland), erhalten marxistische Ideen wenig Zulauf. Dagegen können sie in wirtschaftlichen Notsituation eine große Anhängerschaft gewinnen. (WWK -> NSDAP/KPD, 1.WK ->Oktoberrevolution, bzw. Globaliserung ->Linkspartei)
Grob gesagt: Je größer die Krise ist, in der sich der Kapitalismus gerade befindet, desto aktueller wird wiederrum der Sozialismus.
Daraus folgere ich jetzt keck: Solange es den Kapitalismus gibt,wird auch der Sozialismus (quasi als Gegengewicht) seine politische Rolle spielen.

Zum Abschluss noch eine provokante These:
Ist es möglich, falls sich die Diskrepanz zwischen 1. und 3. Welt vergrößert, eine sozialistische Revolution von der 3. Welt ausgeht? Das steht zwar ganz im Gegensatz zu der Hypothese von Marx, dass die proletarische Revolution zunächst in den hochindustrialisierten Staaten ausbrechen wird, aber diese wurde ja bereits durch die Oktoberrevolution widerlegt.

Argumente pro und contra sind ausdrücklich erwünscht!
autsch
Anarki
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Beitrag von autsch »

[quote]Original geschrieben von Mischl

Btw: Wenn du ein Magisterstudium anstrebst, würde ich mir sehr früh Gedanken machen, was du damit später anfangen willst. Ich habe auch lange an einem Geschichtsstudium geschwankt, aber da ist mir die Berufswahl zu beschränkt. :(
[quote]
Hatte ursprünglich eigentlich vor Sinologie, Politik und noch etwas auf Magister zu studieren, aber da inzwischen alle Welt auf Bachelor umstellt und einem von der Uni auch dringend geraten wird das zu machen, werd ich mich nächstes Jahr mehr oder weniger notgedrungen für Ostasienwissenschaften(BA) einschreiben.
Da ich onehin vorhabe an der Uni zu bleiben, werd ich noch hoffentlich irgendwo im Ausland (London, Prag, Wien wären schön) den Master draufsetzen.

Berufssaussichten sind in der Tat schlecht für Geisteswissenschaftler, aber ich habe mich jetzt in die Lage gebracht, etwas aus den Geisteswissenschaften studieren zu müssen und ich setze darauf, dass in Zukunft die Ersetzbarkeit ein wichtiges Kriterium beim Job wird. Chinesen, Inder etc können auch in den Nat.Wissenschaften brillieren und da ich in diesen Disziplinen nicht besonders gut/einzigartig bin, lasse ich es lieber.
Sollte es zu einer Jobknappheit in diesen Bereichen kommen, hätte ich nichts was mich herausstellen könnte.


zu den längeren texten schreibe ich später was ;)
mongofisch alda ey
Gustavo
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Beitrag von Gustavo »

Original geschrieben von Mischl

Das Referat hat nur indirekt mit dem Studium zu tun.
Um zurück zu dem Beitrag zu kommen:

Nun, also in dem Text von Ferrini stecken schon einige Körnchen Wahrheit. Das Schlüsselwort ist hier die Eigenverantwortung, die sich die Menschen des ehemaligen Ostblocks erst wieder aneignen müssen. Folglich behauptet er also, dass der Sozialismus für immer von der politischen Bildfläche verschwinden wird, sobald im Osten eine neue Generation in Demokratie und Marktwirschaft herangewachsen und bereit ist Verantwortung zu übernehmen. (Die Kritik an der Sozialdemokratie lass ich mal außen vor, weil die nicht Thema des Referates ist.)
Dass das in dieser Form zu kurz gedacht ist, ist natürlich sehr offensichtlich. Die Globalisierung als solche schafft ja keinen neuen Reichtum, sie verteilt die vorhandenen pekuniären Mittel einfach um. Das es hier immer Verlierer geben wird, sowohl im überstaatlichen Wettbewerb, als auch im innerstaatlichen, ist offensichtlich. Bis zu einem gewissen Grad kann man die Attraktivität des real existierenden Sozialismus durch politische Erziehung einschränken, aber so lange das wirtschaftliche System "Kapitalismus" Verlierer produziert, wird auch der Sozialismus eine gewisse Attraktivität behalten.

Natürlich wäre es ebenfalls zu kurz gedacht, zu behaupten, dass alle Anhänger des Sozialismus auf dem ersten Arbeitsmarkt gescheiterte und enttäuschte Menschen sind, aber ohne diese wird der Sozialismus nie mehr mehrheitsfähig sein.

Original geschrieben von Mischl

Ich behaupte dagegen, dass sozialistische Denkansätze weiterhin eine gewichtige Rolle am linken Rand der Parlamente spielen werden.
Ist eine logische Konsequenz. Der Sozialismus wird auch weiterhin durchaus Fürsprecher haben, die mit der Materie vertraut sind. So ist für die Linkspartei in Hessen Herbert Schui in des Bundestag eingezogen, der eine VWL-Professur inne hat.
Original geschrieben von Mischl

Zum einen wird es allgemein immer Menschen geben, die von Natur aus das Kollektiv über das Individuum stellen. D.h., die es bevorzugen Teile ihrer Freiheit aufzugeben und dafür im Gegenzug Verantwortung auf die Gruppe bzw. den Staat abzugeben. Die Motivation lässt sich imo mit den Stichwörtern (soziale) Absicherung und auch Bequemlichkeit beschreiben. (Herdentrieb des Menschen)
Letztendlich werden sich die meisten Menschen in den Industrienationen der sog. "Ersten Welt" fragen, wie gerecht es eigentlich ist, dass ihnen so viel geschenkt wurde, was anderen verwährt blieb, einzig und alleine deshalb, weil sie auf dem falschen Kontinent geboren wurden. Die meisten Menschen beruhigen dann ihre Schuldgefühle mit einer Geldspende, andere Fragen sich, ob die Problematik innerhalb des eigenen Landes nicht auch Beachtung verdient. Wer hier dann glaubt, Sozialismus könnte die Lösung dieses Problems sein, der wählt eben den linken Rand.
Original geschrieben von Mischl

Zum andern, um auf Osteuropa zurückzukommen, wurden dort eklatante Fehler in der Liberalisierung der Wirtschaft gemacht. Viele Menschen haben ihre jahrelangen Ersparnisse verloren.
Bsp. Russland: Der Rubel ist heute im Vergleich zu früher nichts mehr wert. Der Transformationsprozess läuft nur sehr schleppend. So lag der Produktionsabsatz bei wichtigen Erzeugnissen Ende der 90er Jahre immer noch zu 95 % in staatlicher Hand. So fehlt zur Selbstständigkeit einerseits das Kapital/ die Maschinen, auf der anderen Seite das Risiko bzw. die von Ferrini angesprochene Bereitschaft zu Verantwortung. Durch den "Chaoskapitalismus" in Osteuropa, der aufgrund des zu schnell durchgeführten Transformationsprozesses entstand, verarmte ein großer Teile der Bevölkerung, während auf der anderen Seite eine neue Gruppe von Superreichen entstand. Dass die Bevölkerung dadurch wieder in die Arme sozialistischer Ideen getrieben wird, ist verständlich. Im Sowjetsystem wurde ihnen zumindest gesundheitliche Absicherung und Bildung zugesichert, wenn auch natürlich auf einem wesentlich niedrigeren Niveau als in Westeuropa.
Im Gegensatz zu Ferrini behaupte ich, dass eine neue Generation in diser Situation überhaupt nicht die Möglichkeit hat ihr Leben außerhalb von gemeinschaftlichen Produktionsgenossenschaften in die Hand zu nehmen. Dazu ist das Kapital zu ungleich verteilt, die Zukunftsängste zu groß.
Mir gefällt Ferrinis Konklusion (funktionierender Kapitalismus wird den Sozialismus als System überflüssig machen) ebenfalls nicht. Ferrinis Gottvertrauen in den Kapitalismus nach amerikanischer Prägung (das Gottvertrauen, aber auch der Kapitalismus ;) ) steht im konstanten Klinsch mit der Realität. Der Sozialismus wird dadurch geschwächt, dass die alten Befürworter langsam aussterben und dadurch gestärkt, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht. Das Motto: "Kapitalismus - Sol lucet omnibus" mag stimmen, nur nicht für alle gleich.
Original geschrieben von Mischl
Als anderes Argument nehme ich die Globalisierung.
Diese hat ja den westlichen, hochindustrialisierten Staaten zunächst Vorteile gebracht, da nun im Billigstandort Asien, in dem Menschenrechte mit Füßen getreten werden, kostengünstiger produziert werden konnte. Mittlerweile haben die Chinesen (und die Tigerstaaten) vermehrt begonnen selbst zu produzieren und exportieren, was sich langsam auf dem Weltmarkt niederschlägt. Zur Zeit ist es den "alten" Industriestaaten (noch) möglich dem chinesischen Aufschwung zu begegnen, weil der billigere Standort Asien durch den Vorsprung an Know-How kompensiert werden kann. Fakt ist aber, dass die Chinesen auch sehr verstärkt in Hochtechnologie investieren. (Siehe den gesterigen bemannten Weltraumflug, Automobilbranche etc). Was passiert, wenn in Zukunft "Made in China" nicht mehr nur für Billigwaren, sondern für Qualität und Hochtechnologie steht?
Was passiert, wenn Deutschland auf dem Weltmarkt nicht mehr konkurrenzfähig ist? Die Leute werden sicherlich beginnen nach Alternativen zum Kapitalismus zu suchen und zwangsläufig u.a. auf den Marxismus stoßen.

Das bringt mich zum nächsten Punkt. Offentsichtlich ist der Sozialismus ein zyklisches Phänomen, das an den Kreislauf des Kapitalismus gebunden ist. D.h. in wirtschaftlich guten Zeiten (nach dem 2. Wk in Deutschland), erhalten marxistische Ideen wenig Zulauf. Dagegen können sie in wirtschaftlichen Notsituation eine große Anhängerschaft gewinnen. (WWK -> NSDAP/KPD, 1.WK ->Oktoberrevolution, bzw. Globaliserung ->Linkspartei)
Grob gesagt: Je größer die Krise ist, in der sich der Kapitalismus gerade befindet, desto aktueller wird wiederrum der Sozialismus.
Daraus folgere ich jetzt keck: Solange es den Kapitalismus gibt,wird auch der Sozialismus (quasi als Gegengewicht) seine politische Rolle spielen.
Das klingt alles sehr ähnlich wie die Titelgeschichte des Spiegels vor ein paar Monaten ("Ein Gespenst kehrt zurück"), dass der Kapitalismus und der Sozialismus immer als Antagonistej über der Weltwirtschaft stehen werden, ist klar. Die Frage ist nur, ob ein System irgendwann so überwiegt, dass es das andere obsolet macht.
Original geschrieben von Mischl

Zum Abschluss noch eine provokante These:
Ist es möglich, falls sich die Diskrepanz zwischen 1. und 3. Welt vergrößert, eine sozialistische Revolution von der 3. Welt ausgeht? Das steht zwar ganz im Gegensatz zu der Hypothese von Marx, dass die proletarische Revolution zunächst in den hochindustrialisierten Staaten ausbrechen wird, aber diese wurde ja bereits durch die Oktoberrevolution widerlegt.

Argumente pro und contra sind ausdrücklich erwünscht!
Ich nehme an, du gehst von einer sozialistischen "Weltrevolution" aus, wie Marx sie vorhergesagt hat. Die Idee ist interessant, ich halte sie allerdings für nicht sehr wahrscheinlich. So lange der Kapitalismus in der "Ersten Welt" funktioniert (und trotz 4.7 Millionen Arbeitsloser tut er das in Deutschland ohne Zweifel), wird es nie zu einer Revolution kommen. Die dritte Welt ist einfach ökonomisch zu abhängig von der ersten, die gewachsene Wirtschaft zu fragil und staatenübergreifende Bündnisse nicht gefestigt genug, um eine intrinsische (sozialistische) Revolution tragen zu können. So bleibt das alles eine Dog-Eat-Dog Situation, aus der die 3. Welt sich nie aus eigener Kraft befreien wird, so lange man sie in der ersten Welt noch so nennt. Die Kräfteverhältnisse werden sich in die Richtung von Ländern verschieben, die man heute noch als Tiger-Staaten klassifiziert, aber eine echte Revolution in diesem Sinne wird es meiner Meinung nach nicht geben.
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Comeondieyoung

Beitrag von Comeondieyoung »

In der 3. Welt gab es doch schon oft Systemwechsel, die sind meist gescheitert weil sich der Westen vehement gewehrt hat, so hat USA Kuba z.B. vom Rest der Welt abgehalten Handel zu treiben, wodurch Kuba letztendlich so verarmt ist. In Nicaragua wurden die Sandinisten abgesetzt als die USA die Hähne zudrehte, sofort trat ein Terrorregime von USA freundlichen Politikern in Kraft, Nicaragua war unter der Regierung der Sandinisten im Aufschwung, ab dem Regierungswechsel ging es tief bergab. Eine Revolution in der 3. Welt hat keinen Erfolg, der Westen sieht nicht gerne wenn Länder sich politisch abschotten.
Erfolg hat der Sozialismus nur durch eine innere Veränderung der 1. Welt, allerdings müsste man da gegen sehr starke Medien kämpfen, zudem sind die Menschen heutzutage eher politverdrossen und voneinander abgeschottet.

Zurück zu der Frage warum wählen Menschen links, Sozialismus ist meiner Meinung nach eine neue Idee deren Entwicklung man noch nicht absehen konnte, auch wirkt die Idee von einer Politik für die Allgemeinheit sicherlich anlockend.
MickeyMike

Beitrag von MickeyMike »

Original geschrieben von Gustavo
Und ich denke, die Linkspartei ist eine vorübergehende Erscheinung, die dann wieder verschwindet, wenn die restlichen Alt-Sozialisten im Osten das Zeitliche gesegnet haben...
Diese These kann ich mit einem Artikel bestätigen, den ich vor ein paar Jahren in irgendeinem Politblatt gelesen habe.
In dem Artikel wurden die PDS Wähler genauer unter die Lupe genommen. Demzufolge sind satte 90% der PDS Wähler über 60 Jahre alt und haben ein überdurchschnittliches Einkommen.
Also hauptsächlich Menschen die die meiste Zeit im Sozialismus gelebt haben und es dort auch weit gebracht haben. Die restlichen 10% sind wankelmütige Wähler, meist Protestwähler.
Der überwiegende Teil der ostdeutschen Bevölkerung wählt Mitte-Links, hauptsächlich SPD.
Wenn man die Faktoren Altsozialisten (die im Gegensatz zum Rest der Ostdeutschen eine sehr hohe Wahlbeteiligung haben), Wahlbeteiligung und Massenabwanderungen (voraussichtlich werden bis 2020 mehr als 4 Millionen überwiegend junge Menschen vom Osten in den Westen gezogen sein) ausklammert, ist das Wahlverhalten der Ostendeutschen dem der norddeutschen Bevölkerung sehr ähnlich (Süddeutschland wählt eher rechter).
Bei der politischen Gesinnung scheint die Einheit grösstenteils also schon Realität, obwohl sie durch diverse Faktoren so nicht erkennbar ist. Das sagt aber auch, dass die Linkspartei in 20-30 Jahren auch im Osten mit der 5% Hürde zu kämpfen hat, wenn sie nicht in der Lage ist, mehr Protestwähler zu mobilisieren.
Mischl
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Angel
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Beitrag von Mischl »

Original geschrieben von Gustavo

Das klingt alles sehr ähnlich wie die Titelgeschichte des Spiegels vor ein paar Monaten ("Ein Gespenst kehrt zurück"), dass der Kapitalismus und der Sozialismus immer als Antagonistej über der Weltwirtschaft stehen werden, ist klar. Die Frage ist nur, ob ein System irgendwann so überwiegt, dass es das andere obsolet macht.
Wenn du die Ausgabe noch hast, scanne den Artikel bitte mal.

Nun, es ist offentsichtlich, dass gerade die älteren Erwerbstätigen es beonders schwer hatten im Kapitalismus Fuß zu fassen, daher ist die Verbundenheit zum alten System, das den gesicherten Arbeitsplatz bis ins Rentenalter hinein verspricht, eine logische Konsequenz. Junge Menschen im Ostblock wählen dagegen entweder gar nicht (die Mehrheit) oder liberal in Staaten, die traditionell eher freiheitlich gesinnt waren (Tschechien, Ungarn). Fast im gesamten Ostblock ist jetzt 15 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs immer noch keine breite Basis für einen Systemwechsel vorhanden. Im Gegenteil: In der Slowakei z.B. waren einer Umfrage (2002) zu Folge über 70 % der Menschen unzufrieden mit der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung seit dem Zusammenbruch des Ostblocks. Sieht man doch wunderbar in Polen, wo der Wunsch nach einem starken paternalistischen Staat bei der Präsidentschaftswahl zum Ausdruck kam, nur diesmal von rechts. Es bleibt also die alte Erkenntnis, dass die Chancen der Marktwirtschaft sich dauerhaft im Ostblock zu etablieren stark an die gesellschaftliche Entwicklung und den Lebensstandard gekoppelt sind. Die Chancen stehen da aber angesichts von Korruption, Inflation und einem Modernisierungsrückstau in der Industrievon knapp 3 Jahrzehnten, eher schlecht als recht.
In Deutschland ist das Ganze natürlich durch die Einheit und den Aufbau Ost stark abgemildert worden.
Comeondieyoung

Beitrag von Comeondieyoung »

Ich teile eure Meinung nicht das die Linkspartei bald wieder verschwunden sein werden, allein schon wegen der Wirkung von Gysi und Lafontaine, aber auch durch die Unzufriedenheit vieler Menschen denke ich das die Linkspartei weiter an Zustimmung gewinnen wird.
Interessanter finde ich dann schon die Spekulation über die Zukunft der Grünen, Joschka war besonders für die jungen Wähler eine Sympathiefigur und derzeit kann ich mir keinen geeigneten Nachfolger vorstellen. Mit dem Auftreten der Linkspartei werden sie sich außerdem nicht mehr um den linken Rand bemühen müssen und werden sich wohl eher nach rechts orientieren, könnte mir allerdings vorstellen das das von den Wählern bestraft würde, besonders da sich diese Partei als "die neue Linke" sieht.
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