Ich wollt ihn nicht direkt im Eröffnungspost stehen lassen, daher hab ich ihn wegeditiert. Die Version von little ist aus irgendwelchen Gründen so ziemlich genau das, was ich bei mir in der Datei stehen habe, daher nehm ich mal an, dass ich sie auf littles Anregung hin geändert habe, aber es war sowieso fast dasselbe.Original geschrieben von -Rebell-
@demon: Kann man deinen Text nochmal irgendwo lesen? Oder hast du den absichtlich weg gemacht? Die Zitate davon machten mich neugierig, wollt aber deinen Version lesen.
Zu Deiner Geschichte: Wirklich was dazu sagen kann man vermutlich erst, wenn man sie ganz gelesen hat, denn momentan ist noch nicht zu erkennen, worauf das Ganze hinauslaufen soll. Sicherlich nicht allzu schlecht für den ersten Versuch, auch wenn der Schreibstil fürchterlich schwerfällig ist, d. h. es liest sich ziemlich anstrengend.
Mir persönlich sind das viel zu viele Beschreibungen bis ins kleinste Detail - wen interessiert es bitte, wieviele Kinder da in der Reihe sitzen, wenn die alle gar keine Rolle spielen?
Du hast auch die seltsame Angewohnheit, Offensichtliches oder schon einmal Erwähntes zu wiederholen, z. B. dass Nathan ruhig bleibt, als die Kreide ihn trifft. Es reicht, das einmal zu schreiben.
Oder sowas: „Nathan!“ schrie Herr Euler mit hallender Stimme. „Das ist schon das fünfte Stück Kreide in dieser Woche, was ich an dir verschwenden muss!“ sagte er mit weniger lauter aber sehr bestimmter Betonung.
Entweder "sagte er mit weniger lauter aber sehr bestimmter Betonung" ganz weglassen (ist sowieso eine grauenhafte Formulierung), oder hinter "mit hallender Stimme" platzieren (-> „Nathan!“ schrie Herr Euler mit hallender Stimme und sagte dann weniger laut, aber sehr bestimmt: „Das ist schon das fünfte Stück Kreide in dieser Woche, was ich an dich verschwenden muss!“)
Und wenn Du z. B. Personen beschreibst (was ich persönlich nicht so gern habe), dann platzier diese Beschreibung möglichst nahe an der ersten Erwähnung der Person und nicht irgendwo mitten im Text.
Beim Spannungsbogen könntest Du sicherlich auch mehr rausholen. Ich nehme an, dass diese Bananen-Sache später noch eine Rolle spielen wird, und würde Dir empfehlen, die Anspielung darauf am Ende des Absatzes zu bringen und nicht direkt am Anfang - vielleicht den Satz "Du hast doch heute eine Banane mit, oder?" als Abschluss des Absatzes?
Und was den Anfang des zweiten Absatzes angeht: Du schreibst eine Geschichte und keine psychoanalytisches Profil. Lass diese Informationen, die sicherlich wichtige Hintergrundinformationen zum Charakter Nathan sind, nicht so nackt und sachlich im Raum stehen, sondern binde sie in die Geschichte ein. Lass das literarische Ich Nathan besuchen, lass ihn seinen Rucksack ablegen, lass ihn den Vater, der im Fernsehsessel sitzt, eingeschüchtert begrüßen, lass die Mutter dem literarischen Ich von mir aus was zu trinken anbieten, lass den Vater daraufhin eine seiner sinnlosen Bemerkungen machen, lass das literarische Ich sich daraufhin wünschen unsichtbar zu sein, etc. etc. Wenn Du einfach schreibst "Die Atmosphäre war unangenehm" ist das schön und gut, aber nicht besonders spannend. Ein Geschichtenerzähler muss den Leser direkt in diese Atmosphäre hineinstoßen, indem er schildert, inwiefern die Atmosphäre unangenehm ist. Erschaffe durch die Charaktere und die Handlungen der Charaktere eine unangenehme Atmosphäre.
Außerdem solltest Du Dir nochmal die Erzählperspektive genau anschauen: Willst Du einen Ich-Erzähler oder willst Du einen "allwissenden" (auktorialen) Erzähler? Denn Dein literarisches Ich kann z. B. nicht wissen, was der Lehrer denkt.
Um mal wahllos auf einige der sprachlichen Patzer einzugehen, wenn ich schonmal dabei bin (rein grammatisch ist der Text wirklich eine Zumutung):
"Dies war das übliche Ritual dieses dünnen und zierlichen Mannes in den vierziger Jahren."
Man sagt "in seinen Vierzigern", die vierziger Jahre bedeutet z. B. 1940 - 1949.
"In dieser Schale glich die Kreide aber eher buntem Matsch, da sich vor dem Unterricht jemand den Scherz erlaubte, den Tafelschwamm über dieser Schale auszuringen."
Die Kreide glich nicht buntem Matsch, sie war bunter Matsch.
Es muss außerdem heißen "weil sich jemand vor dem Unterricht den Scherz erlaubt hatte", Vor-Vergangenheit und so.
Und man wringt etwas aus.
"Nathan hingegen blieb ruhig, erschreckte nicht einmal über die ihn plötzlich treffende Kreide."
Nicht "erschreckte", er erschrak.
"Man stieg also in der Anerkennungs-Leiter des Nathan eine Stufe weiter herunter."
Schöner: "Man sank in seiner Anerkennung." Leitern haben keine Stufen und man steht auf ihnen, nicht in ihnen - aber was ist überhaupt eine "Anerkennungs-Leiter"?
Und wenn wir schonmal dabei sind: Was ist ein "Herrenständer" und inwiefern kann eine Kreideschale "süffig" sein?
"Ich erwiderte ihm ebenfalls mit einem nicken und mit einem eher fragendem Ausdruck im Gesicht."
-> "Ich erwiderte sein Nicken mit einem fragenden Gesichtsausdruck", wobei zu beachten ist, dass das literarische Ich seinen Gesichtsausdruck ja eigentlich nicht sieht und insofern auch nicht bewerten kann.
Nur mal ein paar Beispiele. Bitte sei auch vorsichtig mit den Wörtern "scheinbar" und "anscheinend", die Du oft verwendest, aber selten so, dass es Sinn ergibt. Du hast scheinbar auch Probleme mit der Groß- und Kleinschreibung. Ich bin gerne bereit, Dir das Ganze mal Korrektur zu lesen, wenn es fertig ist.
edit: Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich um meine Meinung gebeten wurde.
edit #2: Nein wirklich, ich fühle mich schlecht.