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Die Sprachzerstörung der Feministischen Linguistik

Ein Forum für Diskussionen rund um die deutsche Sprache.
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cirad

Die Sprachzerstörung der Feministischen Linguistik

Beitrag von cirad »

In Deutschland werden oft und gerne, in höchst umständlicher Weise, "beide" Geschlechter genannt. So spricht man von den Bürgerinnen und Bürgern, von den Studenten und Studentinnen. Tatsächlich gibt es aber immer nur die allgemeine Form, die den Menschen ansich meint. Ein Student kann weiblich oder männlich sein, so wie dies beispielsweise bei einem Leser, einer Wache oder einem Musiker der Fall ist.

Was nun passiert ist, daß die allgemeine Form verdrängt wird durch ein sprachlich unhandliches und äußerst unschönes Doppelgebilde, bei dem es zwar eine weibliche, nicht aber eine männliche Form gibt. Was ist die männliche Form einer Studentin? Der Student ist es nicht, denn das ist die allgemeine und neutrale Form, mit der der Mensch gemeint ist.

Wie kann man auf die Idee kommen, sich der allgemeinen Form zu berauben? Warum sollte man die Geschlechter unterscheiden und nicht mehr vom Menschen ansich schreiben? Was passiert mit "das Mädchen", mit den (grammatikalisch) neutralen Formen? Warum sollte man sich komplexe und unverständliche Satzgebilde aufhalsen?

Die Feministische Linguistik weist den vermeintlichen Weg aus der Misere, zumindest was die komplizierten Satzgebilde betrifft: Bürgerinnen und Bürger wird zu BürgerInnen zusammengefaßt, ein oder eine wird zu ein(e). Das geht zwar nicht überall und laut vorlesen kann das kein Schwein mehr, aber das macht ja nichts. Warum sollte man auch Schrift und Sprache aussprechen können?

So führt die Einführung einer feministischen Form zu Sprachzerstörung, zu Verlust der allgemeinen Form und führt den Sexismus erst in die Sprache ein. Wie geistlos muß der Schreiber oder die Schreiberin, der/die diesen Wahnsinn seinen/ihren Lesern und Leserinnen zumutet und seine/ihre Muttersprache/Vatersprache derart vergewaltigt, sein?
royce
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Beitrag von royce »

Hum.

Es ist schon etwas unpraktisch, dass ständig beide Formen genannt werden müssen, doch liegt eine Schwierigkeit darin, einen umfassenden Ausdruck für das genannte zu finden.

Wenn es nur darum geht, einen Neutralausdruck zu finden, was ist dann mit dem männlichen ? Fällt der weg?

Zb Ingenieur.

Steht für den menschlichen Ingenieur und den männlichen. Sollte man den männlichen nun wegfallen lassen und ein neues Wort entwickeln, wie zb Ingenieurist?

Ich denke, dass die Unterscheidungsform gegeben sein sollte. Nehme folgenden Fall an - zwei Ingenieure warten im Büro, nun soll einer von ihnen gewählt werden.

Ich wähle den Ingenieur - also wen jetzt? Ich wähle die Ingenieurin, das ist sie; ich wähle den Neologismus, das ist er.

?
cirad

Beitrag von cirad »

> Steht für den menschlichen Ingenieur und den männlichen
Nein. Es steht für einen Ingenieur, und der kann sowohl männlich als auch weiblich sein. Das Kind kann weiblich oder männlich sein, und die Wache kann es ebenso. Noch nie war der grammatikalische Artikel ein Hinweis auf den biologischen. Das eine ist der Genus, das andere der Sexus. Das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge.

> Nehme folgenden Fall an - zwei Ingenieure warten im Büro
Warum nehmen wir nicht folgenden Fall an: Drei Ingenieure warten im Büro. Da wird es schon knifflig. ;)

> zwei Ingenieure warten im Büro, nun soll einer von ihnen gewählt werden.
Nein, wir bleiben mal bei Deinem Fall: Zwei Ingenieure (Warum unterscheiden wir hier nicht?) warten im Büro, nun soll einer (Warum unterscheiden wir hier nicht?) von ihnen gewählt werden.

Du willst also Unterscheiden: Ein Ingenieur und eine Ingenieurin sitzen in einem Büro, nun soll der eine oder die andere gewählt werden.
Die allgemeine Form geht dabei verloren und es klingt, als hätte man einen Stock im Arsch. Es gibt nicht mehr "die Ingenieure", sondern nur noch "den Ingenieur und "die Ingenieurin" oder eine Gruppe aus Ingenieuren und Ingenieurinnen. Ich wünsche Dir viel Spaß beim Schreiben eines Romans.

> Ich denke, dass die Unterscheidungsform gegeben sein sollte.
Ich nehme ihn. Ich nehme sie.
Ich nehme die Frau. Ich nehme den Mann.
Aber ich wüßte nicht, warum man gerade Geschlechter unterscheiden und sich nur darauf beschränken sollte. Es gibt quasi beliebig viele Unterscheidungsmerkmale wie die Größe, das Alter, die Haarfarbe, den Aufenthaltsort, die Herkunft, den Bildungsgrad oder einfach den Namen, und für keines ist eine eigene grammatikalische Form oder Endung nötig – das wäre Wahnsinn! Damit kann man sogar beliebig viele Menschen in einer beliebig großen Gruppe unterscheiden. Das geht auch bei Gruppen mit mehr als zwei Menschen. ;)

Ganz davon abgesehen, daß sich an etlichen Substantive gar kein -in hängen läßt, also was soll der Unsinn? Noch nie wurde jemand als diskriminierend hingestellt, weil er nur von Opfern des Weltkrieges, aber nie von den vielen Opferinnen sprach. Noch nie haben sich Eltern beschwert, daß die Schule nicht über ihre Kindin schrieb, sondern immer nur von ihrem Kind, ihrer Tochter oder der Maria. Wenn in Deutschland mal alle Bürger erschossen werden sollen, dann werden 100% der Menschen (und Menschinnen) sterben. Wenn nur die weiblichen Bürger dran glauben müssen, so werden 51% sterben. Ich sehe nicht, wozu ich eine in-Endung benötige.

Wer stockte jetzt beim Lesen bei den 100%, wo es doch auch hätten 49% sein können? Natürlich könnte man mit Bürger auch nur die männlichen Bürger meinen, wenn es nach den Feministen geht. Aber mal ernsthaft, dieses Wischiwaschi, dieses Uneindeutige und kaum noch grammatikalisch Beherrschbare will doch niemand. Außerdem zeigt der erste Satz in diesem Absatz bereits, wie man es einfach und eindeutig beschreibt: männliche Bürger.
b0rt
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Beitrag von b0rt »

mir geht dieses "Innen" schon seit einiger Zeit gehörig auf den Sack, vor allem die Schriftform.

In einer Ansprache kann ich es noch nachvollziehen, da man somit noch gezielter sein Publikum anspricht, was also eher als rhetorisches Mittel anzusehen wäre.

Kann man irgendwo dagegen unterschreiben?

Ich versteh auch nicht warum sich emazipierte Frauen nicht gegen sowas wehren?
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Lufthansa Streik Training. Line up and wait...
pawlak
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Beitrag von pawlak »

Mann sollte noch das Wort "Frauschaft" einführen.

Weiterhin muss es "das Sex" heißen, da ansonsten der Mann als das Kontrollierende Wesen gilt. Das finde ich sehr frauenfeindlich.


Aber mal ernstahaft: mit solchen Dingen gerät das eigentliche Ziel doch aus den Augen. Und gerade schön klingt es auch nicht. Ich wäre dafür, dass zu Beginn der Rede beide Geschlechter angesprochen werden und danach die normale Form gewählt wird.

Ach ja: Wie sieht es eigentlich mit Abkürzungen aus? Wann wird es die weibliche Abkürzung zu Doktorin oder Professorin geben? :>
PascalLeGreat
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Beitrag von PascalLeGreat »

"Drin(!)"? :ugly:


scnr



\ð/
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agra

Beitrag von agra »

Ich sehe das ähnlich, vielfach ist es einfach nur ermüdend und nervig.
Nun aber ein rascher Lacher:
FaschistInnen angreifen!
Quelle: http://www.antifa-freiburg.de/spip/anti ... 0&design=3

Ich bin durch Zufall darauf gestoßen und nein, ich habe nichts mit der Antifa am Hut.
;)
karn
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Beitrag von karn »

Was ist daran "zerstörerisch"? Die deutsche Sprache ist kein statisches Gebilde. Ihr aber scheint euch an jeder Veränderung, und sei sie noch so nichtig, zu stören. Dieser Sprachkonservativismus ist doch wirklich lachhaft.
rund hat geschrieben:Experimentieren ist Wissen, Wissen ist Macht. Und Macht ist gesellschaftliches Ansehen... und das bekommt man zur Not auch ganz ohne Sozialkompetenz... super Sache.
agra

Beitrag von agra »

Diese Veränderung geschieht aber nicht nach und nach, sondern durch den Einfluss von besonders "starken" Frauen. Findest du es denn nicht nervig, bei jeder Begrüßung jedes Geschlecht einzeln erwähnen zu müssen? Ich finde das eigentlich viel diskriminierender als alles andere. Natürlich gibt es Ausnahmen, wo man beide Geschlechter aufzählen sollte, keine Frage. Aber teilweise wirkt es einfach lächerlich und erzwungen, so z. B. bei "Liebe Leserinnen und Leser" - zumindest finde ich das.
Es ist doch wohl klar, dass nicht nur Männer die Lesenden sind.
Nuja, ich verzichte weitgehend auf diese erzwungenen Formen, bisher hat sich noch niemand beschwert.
:)
^dem0n^

Beitrag von ^dem0n^ »

Ich finde die Diskussion müßig. Natürlich sollte es nicht überhand nehmen, aber "Bürgerinnen und Bürger" ist meiner Meinung nach eine Ableitung von "Meine Damen und Herren" und somit eine kreative Erweiterung, aber keinesfalls eine "Vergewaltigung" der Sprache. Die Schönheit der Sprache liegt auch in der Vielzahl von Möglichkeiten, Formulierungen zu variieren.

Natürlich sind solche Sätze wie "Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihren Apotheker / ihre Apothekerin oder ihren Arzt / ihre Ärztin" völlig übertrieben, da sie den Satzbau unnötig verkomplizieren und die Erweiterung nicht dazu beiträgt, die Aussage zu präzisieren.

Aber meiner Ansicht nach kann man das nicht auf eine Stufe stellen.
Menace2Sobriety
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Re: Die Sprachzerstörung der Feministischen Linguistik

Beitrag von Menace2Sobriety »

Original geschrieben von cirad
So spricht man von den Bürgerinnen und Bürgern, von den Studenten und Studentinnen.
Mittlerweile scheint man sich auf "Studierende" geeinigt zu haben.
I feel sorry for people who don't drink. When they wake up in the morning, that's as good as they're going to feel all day - Frank Sinatra / Josh Ward
cirad

Beitrag von cirad »

@Menace2Sobriety:
Das Problem an "Studierende" ist, daß es oft nicht zutrifft. Kein Mensch ist ein "Duschender", wenn er nicht unter der Dusche steht; wohl kein Student studiert, während er eine Rede hört, und ist demnach auch kein Studierender. Der Professor in seiner Vorlesung könnte es noch benutzen, der Politiker muß sich etwas anderes überlegen oder die Studenten einfach Studenten nennen.

@carn:
1) Was und warum es zerstörerisch ist, habe ich doch erklärt.
2) Ich weiß nicht, warum du jetzt mit Sprachwandel ankommst. Ist das dein einziges Argument, das du immer und überall anbringst, wenn irgendwo das Wort Sprache auftaucht? Bisher war es jedenfalls überall unpassend, und hier ist das nicht anders, denn gegen Sprachwandel spricht überhaupt nichts. Die Bedeutung von Wörtern verschiebt sich, Wörter sterben aus, neue werden gebildet, die Grammatik ändert sich, aber warum sollte sich ein Sprachgebilde mir den oben beschriebenen Nachteilen – nicht mehr handhabbare Grammatik, nicht vorlesbare Texte, Verlust des Allgemeinbegriffes, fehlendes (bzw. ungenutztes) Äquivalent zur in-Endung, grammatikalische Einschränkung (nicht überall die in-Endung benutzbar), – einschleichen?

Die Welt ist ein einziges dynamisches System. Wie dämlich ist da das folgendes Argument: Die Welt wandelt sich ständig, warum bist du da gegen den Einsatz von Atombomben? Übrigens wird hier über so einen Schwachsinn nicht diskutiert. Laß es einfach. Provozieren kannst Du woanders. Und ungelesen irgendetwas beizutragen (siehe Punkt 1), kannst Du ebenfalls woanders.
Der Spie

Beitrag von Der Spie »

Ist euch nicht auch schon aufgefallen, dass die Doppelformen bei eher negativ belegten Bezeichnungen nicht verwendet werden?Ich habe z.B. noch nie Straftäterinnen, Steuerhinterzieherinnen, oder Betrügerinnen usw. gelesen oder gehört, obwohl es da doch sicher auch VertreterInnen des weiblichen Geschlechts gibt. Selbst die Bezeichnung Millionärin wird gemieden.
cirad

Beitrag von cirad »

Natürlich. Nationalsozialistinnen oder Terroristin wären andere Beispiele.
Zyklon999
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Xaero
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Beitrag von Zyklon999 »

Original geschrieben von Der Spießer
Ist euch nicht auch schon aufgefallen, dass die Doppelformen bei eher negativ belegten Bezeichnungen nicht verwendet werden?Ich habe z.B. noch nie Straftäterinnen, Steuerhinterzieherinnen, oder Betrügerinnen usw. gelesen oder gehört, obwohl es da doch sicher auch VertreterInnen des weiblichen Geschlechts gibt. Selbst die Bezeichnung Millionärin wird gemieden.
Ja. Emanzipation bedeutet eben nicht Gleichstellung. Leider verkommt Emanzipation teilweise zum "Wir wollen die gleichen Rechte ohne die gleichen Pflichten". Aber das ist jetzt ein anderes Thema.
Pater Sion

Beitrag von Pater Sion »

Du behauptest, die Feministen würden diese Sonderform fordern. Das stimmt nicht.
Der Feminismus hat sich aber weiterentwickelt und da besonders queere und lesbisch-feministische Theoretiker (meines Wissens) das Geschlecht als Konstrukt betrachten sind auch die Formen in der Sprache überflüssig.
Soweit bin ich diesbezüglich informiert.

Kannst du auf feministische Publikationen verweisen, die sich mit der Thematik befassen?
knisterwerk

Beitrag von knisterwerk »

@Pater Sion:
Ich verstehe Deinen kompletten ersten Absatz nicht.

Überwiegend schrieb ich übrigens von der feministischen Linguistik, nicht von den Feministen, die irgendetwas fordern würden. Dennoch kann ich Dir mit Publikationen dienen:
1) http://www.frauensprache.com/
2) http://de.wikipedia.org/wiki/Feministische_Linguistik
Den Artikel habe ich selber bisher nur teilweise gelesen, da ich das bereits aus anderen Quellen wußte. Am Ende gibt es Verweise auf andere Seiten, und wie ich eben gerade gesehen habe, sogar zu Kritik an der feministischen Linguistik, welche ich mir noch zu Gemüte führen werden. :)

Wunderbar sind übrigens Bücher, die komplett nur die in-Form verwenden, in denen also durchgehend von der Sportlerin oder der Leserin geschrieben wird. Neulich ist mir ein solches Buch vor die Augen gekommen – es ließ sich wirklich toll lesen.
knisterwerk

Beitrag von knisterwerk »

Endlich ist die Streitfrage geklärt – wir haben ein neues Zeichen, wie in einem Dokument der Bundeszentrale für politische Bildung zu lesen ist:

Aus http://www.bpb.de/files/VTRXFK.pdf :

Bild

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So einen Schwachsinn kann es wohl nur in Deutschland geben.
agra

Beitrag von agra »

Ich werde dieses Zeichen boykottieren und verurteile diese Idee aufs Schärfste.
:ugly:
0Smacks0
Orbb
Orbb
Beiträge: 86
Registriert: Jul 2006

Beitrag von 0Smacks0 »

Verballhornung der schlimmsten Sorte. Ich verwende einfach nicht z.B. das Studentinnen usw.. Studierende ist mir auch zuwider! Wie Sick schon geschrieben hat, studiert der Studierende ja lediglich im Moment, ist aber nicht per se Student. Unserer Sprache wird ihre Eleganz und ihr Gehalt dadurch genommen. Dass das Ganze einfach nur inkonsequent ist, wurde ja anhand "der Steuerhinterzieherin" schon gesagt...

Bloß was kann man dagegen schon machen? Auf jeden Fall muss man das Ganze neu interpretieren.
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