Euro-/Finanzkrise für Dummies (also mich)

[gastacc]

Hallihallo,
momentan ist es ja in aller Munde:
OMGONOEZDEREUROUNDSOWIESODIEEZBUNDINFLATIONUNDITALIENUNDBADBANKBLA.

Kann mir jemand verständlich(!) erklären:
-Warum Griechenland,Spanien, Italien, etc. "gerettet" werden müssen (kann man die nicht einfach vor die Hunde gehen lassen und gut iss?)
-Was bringt es denn, dass die EZB jetzt macht, was sie nicht soll, und Staatsanleihen kauft?
-Warum diese Agentur-Ratings solch einen Krawall verursachen? Da sitzen ein paar Typen und sagen drei (oder weniger) Buchstaben, und schon ist Apokalypse?

Ich habe schon so oft versucht, das Zeugs da zu verstehen, es ist mir einfach zu hoch.

[snakeshit]

- Griechenland etc, vor die Hunde gehen lassen, is nich, weil die EU ja ne voll coole Erfindung is und alle zusammenhalten müssen, und so.
Geht zwar in der Realität nicht, weil man verschiedene Volkswirtschaften nicht unter eine Währung zusammenpacken kann, aber hey, scheiß drauf. Geht die ganze EU halt früher oder später drauf.
Zur Erklärung: Früher, als die Gummistiefel noch aus Holz waren, die Häuser noch draußen standen, es die Mark und andere Währungen noch gab, da haben Länder wie Griechenland ihre Währung von Zeit zu Zeit abgewertet. Das hielt das Ganze mehr oder weniger am laufen. Geht jetzt nicht mehr, weil Euro und so.

- Wenn ich es richtig verstanden habe, muss die EZB jetzt wieder massenweise Geld drucken, um diese Anleihen aufzukaufen. Höhere Geldmenge = höhere Inflation = schlecht.

- Afaik orientiert sich die Bewertung der Rating-Agenturen am Schuldenstand der jeweiligen Länder, bzw. deren Möglichkeiten, die Schulden (oder zumindest die Zinsen) weiterhin bezahlen zu können.
Tun sich diese damit schwer, weil Steuereinnahmen wegfallen, miserabel gehaushaltet wird, etc. (Edit: deswegen dürften die Arbeitsmarkzahlen der USA eine gewisse Rolle spielen), stellt das eine gewisse Gefahr dar, weil die Schulden uU nicht zurückgezahlt werden können und die Gläubiger auf ihre offenen Forderungen verzichten müssen.

Daher erhöhen potentielle Gläubiger ihre Zinsforderungen, was wiederum dazu führt, dass ein Land ggf. keine Kredite mehr bekommt.

Das Problem an diesem ganzen System ist, dass es auf Schulden basiert.
Stell dir vor, Du und dein Bruder (sofern du einen hast ), gründet eine Firma und leiht euch jeweils 100€ von der Bank eures Vertrauens. Nun verkauft ihr euch gegenseitig eure Waren und Erzeugnisse.
Nach einem Jahr wird Bilanz gezogen.
Du hast gut gewirtschaftet und deinem Bruder 10€ abgeknöpft (=110€ Kapital). Dein Bruder hat halt dementsprechend nur noch 90€.

Um nun aber mal Gewinn zu machen, muss die Firma wachsen, es müssen Investitionen getätigt werden, die Schulden, bzw. Zinsen wollen bezahlt werden, usw.
Das alles kostet Geld, welches ihr nicht habt, also leiht ihr es euch wieder von der Bank.

Um die Zinsen auch noch in zehn Jahren bezahlen zu können, muss stetiges Wachstum vorhanden sein.

Das Problem dabei: Es gibt kein unendliches physisches Wachstum. Die Ressourcen auf diesem Planeten sind begrenzt.
Daher kann dieses System über kurz oder lang nicht überleben.

[Windows Thorns 7]

Die Perspektive, dass aufgrund von Ressourcenknappheit langfristig nur eine Obergrenze von Wachstum realisiert werden kann, ist in der Geschichte immer wieder als falsch aufgezeigt worden. Stichwort ist hier die Technologie, die durch Denkbemühungen und die angesprochene Ressourcenknappheit immer wieder "vom Himmel fällt". Die Ressource Öl stand z.B. im Mittelalter nicht zur Verfügung und wurde daher auch nicht in der damaligen Technologie verwendet. ERst der aufkommende Industrialismus und die damit verbundene Notwendigkeit eines hochenergetischen Energiemittels hat z.B. die Nutzung von Erdöl zur Leistungsgewinnung auf die Agenda gebracht. Jetzt geht das Öl zu Ende, wird teurer und Alternativen müssen gefunden werden. Die Technologientwicklung erlaubt es nun z.B., aus Windkraft gewonnenen Strom zwischenzuspeichern. Das war vor 50 Jahren wahrscheinlich noch ein Konzept in der Schublade eines Wissenschaftlers.

Dein Beispiel mit dem Handel untereinander hinkt daran, dass eine Gleichverteilung nach den Transaktionen nicht das Ziel sein kann. Die Transaktionen werden doch erst dann überhaupt erst durchgeführt, wenn sich die jeweils andere Seite einen Vorteil aus der Transaktion verspricht. Dabei hat A mit einem Endkapital iHv 110€ offensichtlich klüger agiert und 10€ "Lohn" erhalten. Die Zinsbelastung ergibt sich aus der Risikopräferenz der Bank, die sicheren Zahlungen einen höheren Wert beimisst als zukünftigen Rückzahlungen. Außerdem: Wer sollte euch sonst Geld leihen, wenn nicht eine Bank bzw ein anderer Finanzintermediär? Zinsen sind nichts anderes als ein Wertausgleich für den erwarteten Verlust aus einer Zurverfügungstellung von Vermögensgegenständen. Diese Risikotransformation ist zentrale Aufgabe einer Bank und auch sinnvollerweise dort angesiedelt, weil davon auszugehen ist, dass eine Bank durch ihr Transaktionsdesign die günstigste Möglichkeit ist, Kredite zur Verfügung zu stellen (und damit auch die Fristentransformation zu erledigen). A und B hätten sich das Geld auch am Kapitalmarkt leihen können, nur: Wie sollen sie ihre Kreditwürdigkeit beweisen? Hier kommen dann wieder die Ratingagenturen ins Spiel...