Gern' gelesen. Erst einmal finde ich dieses Binnen-I wahrscheinlich genau scheußlich wie du. Besonders im Blog-Eintrag erscheint es nur noch gekünstelt und – wie so treffend bemerkt – sprachzerstörend. Ich gehe sogar noch weiter und behaupte, es trüge schon eine gewisse unterschwellige Ironie mit.
"Um Gottes Willen
bloß nicht die Frauen vergessen!
Die könnten sich ja sonst
zurückgesetzt fühlen!".
Da ist der von dir (bzw. dem "netten Menschen") angebrachte Artikel schon über eine Kritik an ausschließlich dem ursprünglichen Blog-Eintrag herausgeschossen (verständlich — er war ja auch keine explizite Antwort auf diesen).
Ich habe den Artikel auf
http://www.bruehlmeier.info nur überflogen, stimme ihm aber, in dem was ich las, zu.
Genauso kann ich aber auch die Sichtweise vom Blog-Autoren nachvollziehen. Vielleicht wäre er besser gefahren, hätte er in etwas angemesseren Ton und argumentativ schlüssig geantwortet, anstatt in jugendlicher Manier (oder auch PQ-Manier
) loszugeifern.
Es ist einfach eine Ansichtssache. Wer der Meinung ist, die androgyne Verwendung des Maskulinum wäre geschichtlich bedingt ("Seinerzeit, als die Bevölkerung von Dörfern noch in »Mann« gezählt wurde, war völlig klar, dass damit wirklich nur Männer gemeint sind."), der sollte genauso erhört werden wie derjeninge, der das schlichtweg verneint.
Es ist schwierig die "Argumente" des Blog-Authoren gegen die des Artikel-Autoren abzuwägen. Ganz einfach weil der Blog-Autor sich, wie gesagt, wohl nicht die Mühe gemacht hat, oder machen konnte, schlüssige Argumente zu formulieren.
Wir im Deutschen haben natürlich noch das Neutrum, welches neben dem Maskulinum als Androgynum (nicht, dass ich das Wort vorher gekannt hätte ;>) dient.
Jedoch geht auch der Autor des Artikels etwas rabiat zur Sache: Das Neutrum findet sich nur im Bezug auf einen "eigenstädigen" Begriff und kann somit nicht, als mit dem Maskulin in einer großen Androgynum-Gruppe angesehen werden.
So geht es einerseits um Philosophen und Philosophinnen, Autofahrer und Autofahrerinnen, Tänzer und Tänzerinnen - Gruppen- vornehmlich Berufsbezeichnungen; und andererseits um spezielle Bezeichnungen, welche ehr abstrakter Natur sind:
Der Gast, das Kind, das Geschwister. Hier ist eine Unterscheidung des Sexus völlig sinnlos und unangebracht, da es völlig irrelevant ist, ob der Gast nun männlich oder weiblich ist, sondern es nur darum geht, dass die spezielle
Person von Gastgeber bewirtet wird.
So sage ich, dass ebenso zu verfahren ist, sollte man sich nur auf den Berufsstand des Tänzers beziehen, jedoch (im Sinne der "Konzilianz") von Tänzern und Tänzerinnen die Rede sein sollte, differenzierte man auf Ebene der einzelnen Individuen.
Um es etwas konkreter erscheinen zu lassen und nicht wie so oft in der Beschreibung zu belassen:
"Der Berufsstand der Tänzer [nicht: TänzerInnen] gewinnt an Ansehen"
"In unerem Theaterstück waren sieben Tänzer und Tänzerinnen"
Natürlich ist das im Endeffekt Gefühls- und Konnotationssache, welcher Fall nun vorliegt, aber so bin ich der Meinung das beide Autoren undifferenziert argumentieren und eine fixe Idee durchbringen wollen. Der des Artikels möchte dem Publikum seine Theorie des "fundamentalen sprachwissenschaftlichen Irrtums" schmackhaft machen; und der des Blogs hegt einfach keinerlei Ambitionen sich mit der Fragestellung auseinanderzusetzen und geht schlichtweg davon aus, sein Text wäre korrekt formuliert.
Abschließend: Man kann vielleicht ein etwas distanzierteres Bild dazu erhalten, betrachtet man einmal andere Sprachen. Am passendesten für uns (und weil es auch die einzige Sprache neben Englisch ist, die ich kann) wäre da wohl Französisch. Da ist es ganz klar festgelegt:
Beinhaltet der Plural (einer Menschengruppe) sowohl Individuen weiblichen als auch männlichen Sexus, so ist der Genus maskulin. Nur wenn jedes Element der Menge weiblich ist wird der gesamte Genus weiblich.
Frauen + Männlein: Ils
Männlein allein: Ils
Frauen allein: Elles
Nun, ist es hier nun ein Androgynum, oder ist es nicht doch ehr eine geschichtlich bedingte Regel? Ich würde wohl sagen es ist historisch bedingt - denn wo sonst soltle der Grund liegen den männlichen Genus als "dominant" und den weiblichen als "rezessiv" anzusehen.
Im Deutschen, da hier als Entschuldigung für diese (möglichweise) geschichtliche Ungereimtheit (nach feministischem Sinne) noch das Neutrum eingebracht werden kann, ist es schwieriger für den Vertreter der Feminismus Fuß zu fassen. Besonders, da es auch noch einige Wörter gibt, die geschlechtslos aber weiblichen Genus sind. Es schein teilweise arbiträr gewählt ob nun ein Wort maskulin oder feminin wird. Ist es nun nur zufällig maskulinen Genus oder ist es historisch bedingt? Eine Frage, auf die keiner der beiden Artikel (der Blog wird von mir nur noch aus Höflichkeit miterwähnt
) eine Antwort zu geben weiß.
"Die Männer sind ebenso wie die Frauen nur mitgemeint." Diese Aussage ist mal wieder typisch für Internetartikel. Wenn das wirklich so symmetrisch sein sollte, dann dürfte kein maskuliner Artikel den Begriff schmücken, sondern zumindest das Neutrum verwendet werden.
Fazit: Der Artikel ist ein lustiges (induktives) Drauflosraten ohne akzeptable Belege oder Erhebungen.
[snipped]Flüche über meinen defekten Router[/snipped]
PS: Wer bist du überhaupt?