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Karriere als Politiker

Verfasst: 27.09.2006, 22:43
von milsen
Hi, Pq-Politikgemeinde,

wir hatten gestern einen kleinen Informationstag in der Schule für unsere Stufe zum Thema Berufe etc. Wir waren in mehrere kleine Gruppen unterteilt mit jeweils individueller Betreuung.
Mein alter Deutschlehrer, der unserer Gruppe zugeteilt war, fragte mich dann was ich mir vorstellen könnte und ich hatte mir das zwar bereits lange überlegt, aber so richtig wusste/weiß ich noch nichts.
Ich antwortete dann mal sinngemäß, das ich mir Berufe Richtung Journalismus oder Philosophie vorstellen könne, aber eigentlich auch ein großes Interesse in Geschichte habe.

Ich halte übrigens große Stücke auf den Lehrer und seine Meinung war mir schon oft recht wichtig, er war der Meinung dass das gut zu mir passen würde und er sich das auch gut bei mir vorstellen könne, es würde gut zu meinen Fähigkeiten passen etc.

Alternativ schlug er mir dann vor, mal drüber nachzudenken, ob ich nicht eine Karriere in der Politik in Erwägung ziehen könnte. Da ihm oft aufgefallen wäre, das ich mich in Diskussionen nie zurückhalte, dabei aber schnell und objektiv argumentieren würde.

Erstmal dacht ich halt "wtf, Politiker?", aber so abwegig find ich das garnicht mehr. Was ich mich nur in meinem jungen naiven Kopf frage, ist
1. Wir wird man Politiker?
2. Was müsste man dafür studieren und gibt es überhaupt eine Möglichkeit relativ gesichert damit sein Leben zu verbringen. Sprich, zu sagen ich werde Politiker und dann schon am Anfang von irgendwem dafür Gehalt zu bekommen, habe da wirklich keine Vorstellung, wie das abläuft :)

So, das wärs erstmal :)

Verfasst: 28.09.2006, 00:02
von agra
Zuerst einmal sollte man in der Partei der eigenen Wahl eintreten, wobei man in FDP, Linkspartei und bei den Grünen wohl die größten Chancen hat, aufzusteigen; denn weniger Mitglieder bedeutet auch weniger Mitbewerber. (So zumindest meine bescheidene Meinung, ohne Garantie.)
Was man studiert, ist nicht so wichtig; man muss auch gar nicht studieren. Politologen jedoch werden quasi nie Politiker, mir zumindest ist keiner bekannt, höchstens als Politikerberater.

Es gibt viele Juristen in der Politik, Lehrer sind auch stark vertreten, da man da einen sehr sicheren Beruf hat; aber es gibt ebenfalls Taxifahrer (Huhu, Joschka!), Mediziner und Historiker.
Wichtig ist, dass man sich festbeißen kann und sich nicht unterkriegen lässt - außerdem muss man die parteiinternen Machtspielchen mitmachen und ertragen können.
Kommt auch noch darauf an, wo man wohnt - wenn man in Bayern lebt und Opportunist ist, tritt man in die CSU ein und führt ein leichtes Leben als Landrat. (Überspitzt formuliert.)

Abschließend noch eine Polemik der Süddeutschen Zeitung: Wie man in der bayerischen Staatspartei ganz nach oben kommt – eine Anleitung in zehn Schritten. Am Beispiel von Markus Söder: Markus Söder: Der Kandidat

Verfasst: 28.09.2006, 01:14
von GomJabbar
Original geschrieben von agra
Was man studiert, ist nicht so wichtig; man muss auch gar nicht studieren. Politologen jedoch werden quasi nie Politiker, mir zumindest ist keiner bekannt, höchstens als Politikerberater.
ich kenne nur einen politiker persönlich. und der ist diplomierter politologe und abgeordneter im bundestag (MdB). ich denke, dass das studium für seine kompetenz durchaus hilfreich war.

Re: Karriere als Politiker

Verfasst: 28.09.2006, 11:08
von Rex*Cramer
Original geschrieben von milsen
2. Was müsste man dafür studieren und gibt es überhaupt eine Möglichkeit relativ gesichert damit sein Leben zu verbringen.
Nichts. Selbst ein Kabinettsmitglied muß keinerlei Qualifikation aufweisen.


Vor allem sollte Dir klar sein: Wir halten in Deutschland zwar alle paar Jahre demokratische Wahlen ab, aber dazwischen leben wir in einer Parteiendiktatur. Theoretisch sollten die Abgeordneten zum Wohle des Volkes abstimmen, aber praktisch tun sie das nur gemäß Weisung aus der Parteizentrale. Dieser Fraktionszwang widerspricht total dem demokratischen Grundgedanken und ist natürlich auch nirgens niedergeschrieben, aber leider real. (Es ist ein Unding, daß in Deutschland manche Abstimmungen extra von den Parteien sogar öffentlich damit gekennzeichnet werden, daß frei entschieden werden darf.) Das bedeutet für den einzelnen "Volksvertreter", daß er nach der Wahl gezwungen sein könnte, ganz andere oder gar gegenteilige Beschlüsse mitzutragen, als er vorher in seinem Wahlkreis den Menschen versprochen hat. Er wird damit zwangsläufig zu einem Lügner - andernfalls ist seine politische Karriere beendet. Damit mußt Du Dich vorher abfinden. Ist halt ein dreckiges Geschäft. Die Konsequenz sieht man ja in der katastrophalen Politik.

Re: Re: Karriere als Politiker

Verfasst: 28.09.2006, 15:15
von Creed_inaktiv
Original geschrieben von Rex*Cramer
Nichts. Selbst ein Kabinettsmitglied muß keinerlei Qualifikation aufweisen.


Vor allem sollte Dir klar sein: Wir halten in Deutschland zwar alle paar Jahre demokratische Wahlen ab, aber dazwischen leben wir in einer Parteiendiktatur. Theoretisch sollten die Abgeordneten zum Wohle des Volkes abstimmen, aber praktisch tun sie das nur gemäß Weisung aus der Parteizentrale. Dieser Fraktionszwang widerspricht total dem demokratischen Grundgedanken und ist natürlich auch nirgens niedergeschrieben, aber leider real. (Es ist ein Unding, daß in Deutschland manche Abstimmungen extra von den Parteien sogar öffentlich damit gekennzeichnet werden, daß frei entschieden werden darf.) Das bedeutet für den einzelnen "Volksvertreter", daß er nach der Wahl gezwungen sein könnte, ganz andere oder gar gegenteilige Beschlüsse mitzutragen, als er vorher in seinem Wahlkreis den Menschen versprochen hat. Er wird damit zwangsläufig zu einem Lügner - andernfalls ist seine politische Karriere beendet. Damit mußt Du Dich vorher abfinden. Ist halt ein dreckiges Geschäft. Die Konsequenz sieht man ja in der katastrophalen Politik.
Recht haste. Wie stehste eigentlich dazu, dass Firmen, einzelpersonen etc. Parteien und auch einzelnen Abgeordneten Geld spenden dürfen? Das ist doch eigentlich nur ne legale Form von Bestechung. Oder soll ich da n eigenen Thread zu aufmachen :P

Verfasst: 28.09.2006, 17:45
von milsen
Also merke, früh einsteigen und dran bleiben.
Aber von wem bekomme ich denn Geld für meine Arbeit, bzw. wichtiger ab wann?

Verfasst: 28.09.2006, 18:07
von Gustavo
Original geschrieben von milsen
Also merke, früh einsteigen und dran bleiben.
Aber von wem bekomme ich denn Geld für meine Arbeit, bzw. wichtiger ab wann?
Na ja, Geld bekommst du, wenn du in ein öffentliches Amt gewählt wirst, das nicht ehrenamtlich ist oder für einen gewählten Politiker arbeitest (z.B. als Referent). Dass Leute ihr Gehalt exklusiv durch ihre Partei beziehen, dürfte sehr außergewöhnlich sein. Im Übrigen wäre es der ganz falsche Ansatz, sich auf eine Karriere als Berufspolitiker "einzustellen", denn die Parteien wollen für gewöhnlich erfolgreiche Menschen in Ämter hieven, weil diese eher wählbar erscheinen als bspw. Bummelstudenten (obwohl die SPD das auch schon mal macht :D ).

Dementsprechend erst mal Abitur machen, frühzeitig in eine Partei eintreten, dann studieren, unter Umständen hast du mit gewissen Kombinationen bessere Chancen als mit anderen. 143 sind Juristen, weitere 75 Lehrer, der Rest verteilt sich relativ ausgewogen.

Re: Re: Re: Karriere als Politiker

Verfasst: 29.09.2006, 10:50
von Rex*Cramer
Original geschrieben von Creed
Recht haste. Wie stehste eigentlich dazu, dass Firmen, einzelpersonen etc. Parteien und auch einzelnen Abgeordneten Geld spenden dürfen? Das ist doch eigentlich nur ne legale Form von Bestechung. Oder soll ich da n eigenen Thread zu aufmachen :P
Tjo, da sagst Du was. Staatsbedienstete dürfen genau gar nichts annehmen, sonst kommen sie in Teufels Küche. Unsere Politiker haben da an jede Eventualität gedacht, nur nicht bei sich selbst, denn unsere "Volksvertreter" sind ja die einzige Gruppe, die so ehrlich ist, daß man für sie so eine Regelung nicht braucht. :D

Verfasst: 24.11.2006, 23:03
von Fickmaschine
wenn du politiker werden willst, empfehle ich dir jura zu studieren.

haste imho mehr davon, als wenn du politikwissenschaften studierst, zumal in jura eh das ganze öffentliche recht durchgekaut wird.

gerhard schröder hat auch ("nur") jura studiert.

Re: Karriere als Politiker

Verfasst: 25.11.2006, 00:36
von channel
Original geschrieben von milsen
Was ich mich nur in meinem jungen naiven Kopf frage, ist
1. Wir wird man Politiker?
2. Was müsste man dafür studieren und gibt es überhaupt eine Möglichkeit relativ gesichert damit sein Leben zu verbringen. Sprich, zu sagen ich werde Politiker und dann schon am Anfang von irgendwem dafür Gehalt zu bekommen, habe da wirklich keine Vorstellung, wie das abläuft :)

So, das wärs erstmal :)
Hallo,

wende Dich einfach mal an die Parteien und an die MdB und MdL Deines Wahlkreises.

Verfasst: 25.11.2006, 12:22
von uringeller
Zu Agra:
Weniger Mitglieder = Weniger Mitbewerber mag stimmen, bei den Grüne kanns aber leicht an der Frauenquote scheitern.

Und Politologen die in die Politik gehen sind zwar wirklich nicht häufig, aber es kommt durchaus schon vor. Empfehlung dazu: http://www.bundestag.de da die Karrieren der einzelnen Politiker angucken. Da gibts im groben 2 Möglichkeiten: Die Ochsentour, sich von klein auf in die Bundespolitik hochzuarbeiten oder die Quereinsteiger, die quasi von den großen "entdeckt" werden. (was viel seltener und schwieriger ist)


Rex*Cramer:
Ich halte deine These für etwas gewagt, auch wenn ein Funken Wahrheit drin steckt.



Laut Statistiken treten die meisten übrigens während des Studiums in die Partei ein

Dorothee Bär, CDU/CSU Diplom Politologin, Journalistin (jahrgang 78)
http://www.bundestag.de/mdb/bio/B/baer_do0.html

Miriam Gruß, FDP Diplom - Politologin, Politikwissenschaftliche Doktorandin (geb 1975)
http://www.bundestag.de/mdb/bio/G/grussmi0.html


Cornelia Hirsch, DIE LINKE. Selbstständige (1980)
http://www.bundestag.de/mdb/bio/H/hirscco0.html
Hat auch Politikwissenschaften auf Magister studiert und mindestens die Zwischenprüfung gemacht


Katja Kipping, DIE LINKE. Slavistin, Literaturwissenschaftlerin (1978)
http://www.bundestag.de/mdb/bio/K/kippika0.html
War während dem Studium schon Mitglied im sächsischen Landtag

Anna Lührmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Studentin (1983)
http://www.bundestag.de/mdb/bio/L/luehran0.html

Marina Schuster, FDP Diplom-Kauffrau, Doktorandin (1975)
http://www.bundestag.de/mdb/bio/S/schusma0.html





Aus planetquake naheliegenden gründen nur frauen genommen :ugly:

Verfasst: 25.11.2006, 15:49
von Gustavo
Original geschrieben von Fickmaschine
wenn du politiker werden willst, empfehle ich dir jura zu studieren.

haste imho mehr davon, als wenn du politikwissenschaften studierst, zumal in jura eh das ganze öffentliche recht durchgekaut wird.

gerhard schröder hat auch ("nur") jura studiert.
Das ist ein grauenhafter Ratschlag. Die meisten Politiker sind zwar Juristen, aber nur die wenigsten Juristen sind Politiker. Wer ein Jurastudium mit dem Ziel beginnt, Berufspolitiker zu werden, der sollte sich dringend etwas anderes überlegen.

Verfasst: 04.01.2007, 14:45
von elMartino
So abwegig finde ich das nicht Gustavo.

Jura ist gut geeignet, weil du oft nicht an die Uni gebunden bist (von den Vorlesungen her) und dich deshalb gut nebenbei für die Partei engagieren kannst, dich weiterbilden, Netzwerke knüpfen, usw.
Das ist bei einem technischen Studium z.b. so gut wie unmöglich..

Politikwissenschafter werden in der Tat eher selten Politiker, was aber nicht heißt, dass es nicht möglich ist. Natürlich ist es das...

lg, Martin

Verfasst: 22.01.2007, 13:09
von CapLock 3d
so fern ich weis sollte man schon wissen wo von man spricht....volkswirtschaft sollte man aufjeden fall beherschen.....


Ja geil.... mit 55 rente (wenn man ich mal überlege dann bin ich eher in der rente wie mein vater^^)


ICH WERDE AUCH POLITIKER!!!!!!!!!!


MFG

Verfasst: 07.02.2007, 09:13
von IamFidel
Also ich studiere "Politik und Verwaltung" und VWL.... wüsste nicht, warum das Studium eine politische Karriere begünstigen sollte... Erstens brauchst du doch Ideen und dir müssen Mißstände auffallen; ich finde nichts schlimmer als 35-jährige junge Netzwerker, denen absolut egal, was sie vertreten.

Und zur Kenntnis in der Volkswirtschaft: Warum sollte das nötig sein? Erstes gibt es da keine Wahrheit, sondern mehr oder weniger sinnvolle Modelle und zweitens steckt das "know-how" für die Gesetzgebung bzw. Politikberatung im Verwaltungsapparat.

Kurz gesagt, mir wäre eine solide ethische "Ausbildung" und Grundtendenz bei einem Politiker wesentlich wichtiger, als vermeintliche Fachkompetenz.... ob ein erdachtet Programm funktioniert und welche nicht intendierten Folgen sich daraus ergeben, kann man vorher schlecht sagen....

Verfasst: 13.02.2007, 11:10
von uringeller
Original geschrieben von Fidel_
Also ich studiere "Politik und Verwaltung" und VWL.... wüsste nicht, warum das Studium eine politische Karriere begünstigen sollte... Erstens brauchst du doch Ideen und dir müssen Mißstände auffallen; ich finde nichts schlimmer als 35-jährige junge Netzwerker, denen absolut egal, was sie vertreten.

Und zur Kenntnis in der Volkswirtschaft: Warum sollte das nötig sein? Erstes gibt es da keine Wahrheit, sondern mehr oder weniger sinnvolle Modelle und zweitens steckt das "know-how" für die Gesetzgebung bzw. Politikberatung im Verwaltungsapparat.

Kurz gesagt, mir wäre eine solide ethische "Ausbildung" und Grundtendenz bei einem Politiker wesentlich wichtiger, als vermeintliche Fachkompetenz.... ob ein erdachtet Programm funktioniert und welche nicht intendierten Folgen sich daraus ergeben, kann man vorher schlecht sagen....
Wenn du Politik und Verwaltung studierst hast du schon eine Ahnung von den politischen Prozessen, kennst evtl. Einstiegswege und weißt wo der Hammer hängt.

Verfasst: 24.02.2007, 16:11
von AZraEL|jitd
wenn du sagst du magst philo dann studier philo und soziologie oder sowas.. oder philo und politikwissenschaften

Verfasst: 13.05.2007, 00:28
von 2cool4u
Original geschrieben von AZraEL|jitd
oder philo und politikwissenschaften
Passt zusammen.

Politiker wird man entweder über den Holzweg (vom Plakatekleber zum MdB) oder man schafft es einen Mäzenen zu finden, der einen schnell in der Partei hochprotegiert und in die höheren Ränge befördert.