über Deutsch, Englisch und Denglisch
Verfasst: 17.07.2006, 01:53
In einer Brieffreundschaft kam das Thema auf, und ich faßte einige Dinge über das Thema Denglisch und über die deutsche und englische Sprache zusammen. Teile davon stammen von meinen Texten aus diesem Forum, so übernahm ich beispielsweise einige Beispiele. Der Text, der gleich folgt, ist außerdem um etliche Absätze gekürzt, die auf PQ wenig zu suchen haben. Kommentiert wurden Entfernungen nur, wenn es lange Textpassagen betraf oder für den Sinn notwendig war. Ich vermute außerdem, daß im Text etliche Schreibfehler stecken -- zumindest habe ich mir in diesem Absatz jetzt schon so einige Hauer geleistet, die mir immerhin noch auffielen.
Hallo,
kennst Du das, wenn man mit sich selber in einem Gebiet sehr unzufrieden
ist? Bei mir ist es so mit der Sprache. Seit etwa einem Jahr habe ich
ihren Wert und ihre Bedeutung erkannt. Sie ist Kultur und Kulturträger;
mit ihr werden Geschichten, Traditionen und Wissen an die nächsten
Generationen weitergegeben; und sie ist es, mit der sich Menschen
identifizieren. Sie ist Kommunikationsmittel, und in ihr wird gelehrt und
gelernt. Mit ihr wird gedacht, und mit ihr werden Probleme formuliert
und gelöst; und sie ist, mit der sich kluge Gedanken und Erfindungen
aufs Papier bringen lassen. Die Sprache erhob den Menschen über das
Tier; und die Sprache war es, die Zivilisation ermöglichte. Mit der Sprache
läßt sich Freude ausdrücken und die Liebe gestehen.
Die Sprache ist wichtigstes und höchstes Gut, das ein Volk und eine
Kultur besitzt. Die Deutschen geben ihre hochentwickelte Sprache auf,
verunstalten sie durch Denglisch-Geschwätz, lassen die Sprache verarmen
und nehmen ihr Ausdruckskraft. Die Sprachentwicklung wurde längst von
Medien übernommen, die vorgeben; die Deutschen sind die Nachäffer, die
übernehmen und verarmen. In Schulen wird gelesen, doch nicht gelehrt,
was gutes Deutsch ausmacht und wie man es schreibt. Selbst angesehene
Zeitungen und Magazine wie der Spiegel haben sich von gutem Deutsch
entfernt.
Die Sprachfähigkeit der neuen Generationen, der Sinn für Wortwitz und
Wortspiel, die feinen Bedeutungsunterschiede gehen ihnen verloren --
schon bei meiner Generation fing es an. Bereits bei einfachen Wörtern
kennen sie den Unterschied nicht: gleich und selbe, das und daß, als
und wie, hinab und herab, geschleift und geschliffen, schwierig und
schwer, gleichzeitig und zeitgleich, so viel und soviel, Worte und
Wörter, das Schild und der Schild, selber und selbst. "Meines Wissens
nach" wird geschrieben, und in der Werbung sah ich neulich "stufenweise
Bräune". Im Fernsehen hört man von "vollendeten Tatsachen" -- als seien
Tatsachen nicht immer vollendet. (Ich möchte mich nicht von solchen
Sprachfehlern ausnehmen, bin vielleicht durchaus Teil der
Sprachverarmung.)
Und auf der Welt sterben immer mehr Sprachen aus, mit ihnen Vielfalt,
mit ihnen Differenzierung, mit ihnen Kultur, mit ihr Möglichkeiten,
Dinge auszudrücken. Es gibt Dinge auf dieser Welt, die sind schwer in
Worte zu fassen, doch jede Sprache hat ihre Stärken. Weniger Sprachen
bedeuten weniger Ausdrucksmöglichkeiten.
Ungefähr 6000 Sprachen sind es, die vom Aussterben bedroht sind, und in
Schätzungen geht man davon aus, daß in diesem Jahrhundert 30 bis 80
Prozent aller Sprachen verschwinden werden. Mit der Vergangenheit, in der
Sprachen zwar ausstarben, ist das nicht mehr zu vergleichen, denn
ebenso wandelten sich Sprachen und kamen neue hinzu.
Eyak ist eine Sprache, die nur noch eine Person auf dieser Welt sprechen
kann. Ich weiß nicht wieso, aber eine solche Person ist für mich etwas
besonderes, denn mit ihrem Tod stirbt soviel mehr als nur der Mensch.
Ich habe die Erkenntnis gewonnen, daß Sprache unersetzbar ist und einen
extrem hohen Stellenwert einnimmt; ich habe diesen Wert im letzten Jahr
erkannt. Doch sind meine Sprachfähigkeiten keineswegs so, wie sie sein
sollten. Ich bin unzufrieden mit mir selber. Ich habe kein fundiertes
Grammatikwissen, es gibt Unsicherheiten in der Rechtschreibung und wenn
ich mir die Stillehre anschaue, dann sehe ich so vieles, was ich nicht
kann. Mein Wortschatz ist zu klein, sowohl der aktive als auch der
passive. Ich bin kein Freund der Verschleierung von Trivialitäten und
Nichtigkeiten in grammatikalisch komplizierten und mit Fremdwörtern
versehenen Texten, aber den passiven Wortschatz, sie zu verstehen,
sollte ich trotzdem haben.
Es gibt ein deutsches Sprachforum im Netz, wo Leute ihre Fragen zur
deutschen Sprache stellen. Teilweise ist das sehr interessant, was es
für Fragen gibt, auf die man selber keine Antwort weiß. Auch dort sehen
ich vor allem eins: meine Sprachfähigkeit ist weit von dem entfernt,
was sie sein sollte -- was sie wohlgemerkt für mich selber sein sollte,
nicht für andere Menschen. Es geht nicht um das Beeindrucken anderer
Menschen, sondern um die eigene Zufriedenheit.
Wenn ich noch einmal auf die Welt kommen und mir eine Fähigkeit
aussuchen könnte, dann wäre es die eines Sprachgenies. Ich würde gerne
sehr anspruchsvolle Bücher schreiben, doch mir fehlt das Genie dazu. Als
ich es probierte, wurde mir erst klar, wie schwer das doch ist.
Nahezu alle Anglizismen, die Eingang in die deutsche Sprache gefunden
habe, sind verarmende und verdrängende Anglizismen. Sie sind unnötig,
sie lassen sich kaum oder gar nicht grammatikalisch handhaben und die
Laut-Buchstaben-Zuordnung ist nicht mehr gegeben. Sie sind Fremdkörper,
sie fügen sich nicht, und es gibt schon lange keine Bemühungen mehr,
sie anzupassen.
Anglizismen schließen große Teile der Bevölkerung aus, vor allem alte
Menschen und Menschen aus dem Osten. Die Telekom gab zu, daß es der
Grund sei, warum sie in ihrer Werbung Anglizismen verwenden: Es soll
wichtiger klingen, als es ist, und es soll gar nicht alles verstanden
werden.
Immer mehr deutsche Firmen nutzen Englisch als Unternehmenssprache.
BSE -- in der Linguistik steht dies für Bad Simple English --
degradiert die Angestellten zu simplen Befehlsempfängern, macht sie
empfänglich für einfache Anweisungen in einer vereinfachten Sprache.
Sitz, platz, mach' Männchen! Glauben die Deutschen wirklich, sie
könnten mit Denglisch oder BSE, mit Nachäfferei, oft sogar ohne
Verstand, zu denen gehören, die den Ton angeben? Nein, sie gehören
damit nicht zur Weltmacht USA.
Hast Du bei der Deutschen Bahn die Schilder mit der Aufschrift B+R
gesehen? "Bike and Ride" soll es heißen und bedeutet, daß man dort sein
Fahrrad abstellen kann. Für ein universellverständliches Schild mit
einem Fahrrad drauf hat es wohl nicht gereicht. Die Fahrgastinformation
heißt Tourist Center, und war folglich der erste Anlaufpunkt der
Amerikanerin, die mal in meiner WG wohnte, weil sie ein Problem mit
ihrer Bahnkarte hatte. Sie konnte kein Deutsch, und obwohl es Tourist
Center hieß, sprach dort kein einziger Mensch hinter den Pulten
Englisch.
Aber wir Deutschen wollen doch weltoffen sein ... Was haben
Scheinanglizismen und ein Deutsch-Englisch-Mischmasch, der oft nur
wenig mit korrektem Englisch zu tun hat, mit Weltoffenheit zu tun? Und
seit wann sind die USA die Welt? Seit wann bedeutet Amerikahörigkeit
Weltoffenheit? Es gibt in naher Nachbarschaft in Europa deutlich mehr
Sprachen, mit der man Weltoffenheit bekunden könnte.
Englisch sei einfacher, denken viele Menschen, und verwechseln dabei
schlechtes Englisch -- die Weltsprache -- mit gutem Englisch. Sie
verwechseln das verarmte Englisch in den USA mit gutem und hohem
Englisch. "come out" hat ungefähr ein Dutzend verschiedene Bedeutungen,
die von den Einzelwörtern "come" und "out" losgelöst sind; wer kann hier
schreien und sie nennen? Solche Kombinationen gibt es viele im
Englischen, und man muß sie alle lernen. "you" hingegen steht
für "du", "deiner", "dir", "dich"; "Sie", "Ihnen"; "ihr", "euch".
Einfacher ist es es natürlich, nur ein Wort für all das zu haben, doch
ist es dann viel schwieriger, zwischen ihnen zu differenzieren. Ob man
an einen Ort geht, läuft, schwimmt, fährt, gefahren wird oder fliegt,
im Amerikanischen ist es immer "go". Und für jedes Wort muß man extra
lernen, wie es geschrieben wird, denn eine einheitliche Aussprache gibt
es nicht. Das ch kann beispielsweise als sch, tsch oder k
ausgesprochen, je nachdem, ob es ursprünglich aus dem Französischen,
Germanischen, Lateinischen oder Griechischen kommt.
Deutsch hat einen flektierenden Sprachbau, und diese erlauben die
Zuordnung von Satzteilen und einen sehr flexiblen Satzbau. Englisch
hat einen recht starren Satzbau -- Subjekt Prädikat Objekt --, der
zugegeben einfach, aber eben leider auch eine stilistische Verarmung ist.
Deutsch ist eine sehr bildhafte und ausdrucksstarke Sprache, die Sprache
der Dichter und Denker, und das nicht ganz zu unrecht. Natürlich kann
man auch in Englisch gehobene Literatur schreiben, insbesondere ist
hier William Shakespeare zu nennen. Und wie einfach ist seine Sprache?
Shakespeare verfügte über einen so riesigen Wortschatz, über den selbst
die meisten Bildungsbürger in England nicht verfügen -- nicht einmal
über die Hälfte seines Wortschatzes. Die oft grammatikalische
Einfachheit führt zur stilistischen Verarmung und es bedarf eines deutlich
größeren Wortschatzes.
Das klingt nun so, als würde ich Deutsch für wichtiger als Englisch
erachten, was so nicht stimmt. Jede Sprache ist Kultur, Kulturträger
und Identität. Jede Sprache ist eine Bereicherung und jede Sprache ist
es wert, erhalten zu werden. Ich kann mich wohl nur für meine
Muttersprache einsetzen, und das kann ein Engländer auch -- das tun sie
auch zunehmend, weil das schlechte Englisch der Weltsprache negativen
Einfluß auf ihre Sprache hat. Und die Deutschen scheinen zu vergessen,
was sie mit ihrer Sprache für ein Gut haben.
Auch wollte ich eben nicht zeigen, daß Englisch komplizierter als
Deutsch sei; nein, Deutsch ist nicht einfach, wie wohl jede natürlich
gewachsene Sprache. Deutsch hat Satzklammern. Was sind Satzklammern?
Ein paar Beispiele: er WIRFT eine Frage AUF; sie IST zur Feier nicht
GEKOMMEN. Gerade bei Schachtelsätzen können diese beiden Klammerteile
weit auseinandergezogen werden und sogar einen falschen Zwischensinn
ergeben:
Sie schlugen ihn, wie auch das Jahr zuvor, zum Klassensprecher vor. Ich
habe das Geld, welches ich bei einem Gewinnspiel gewonnen habe, an dem
ich vor einiger Zeit teilnahm, verloren.
Der richtige Umgang mit Satzklammern ist nicht immer einfach, und wer
Deutsch als Fremdsprache lernt, muß lernen, welche Verben in zwei
Klammerteile trennbar sind (durchgehen) und welche es nicht sind
(durchschauen im Sinne von "auf die Schliche kommen"; durchschauen im
Sinne von "durch das Fernglas schauen" ist, wie hier gerade gezeigt,
trennbar).
Deutsch hat Artikel, die man in vielen Fällen stur auswendig lernen muß,
möchte man die Sprache erlernen.
Die paar Beispiele sollten zur Verdeutlichung der Kompliziertheit
reichen.
<Hier stand ein Abschnitt über amerikanisches Englisch, das noch stärker
als das britische Englisch vereinfacht wurde und weniger differenziert
verwendet wird.>
Auch das bedeutet nicht, daß amerikanisches Englisch (Amerikanisch)
nicht erhaltenswert ist. Das möchte ich weder damit sagen, noch Maße
ich mir an, das zu bewerten; schon deswegen nicht, weil ich kein
amerikanischer Muttersprachler bin und auch von Anglistik nicht viel
weiß. Amerikanisch ist Kultur und die Sprache vieler Millionen
Amerikaner, von denen viele ihre Sprache vermutlich mögen oder gar
lieben. Es ist ihre Weise des Denkens und des Kommunizierens, und wer
sich anmaßt zu sagen, was erhaltenswert sei oder nicht, der urteilt nur
aus einer, aus seiner Perspektive. Es macht einen Unterschied, eine
Sprache spracharm zu finden oder darauf zu hoffen, daß sie untergeht.
Und es ist auch ein Unterschied zwischen arm und schlecht, denn
unbestreitbar hat Amerikanisch Vorteile, beispielsweise Wörter mit
recht wenigen Silben. (Auch in Deutsch lassen sich mit Wörtern mit
wenigen Silben anspruchsvolle Texte schreiben, und Goethe konnte es.
Nur muß man dazu vielleicht ein Goethe sein.)
Es geht nicht um besser oder schlechter, auch wenn die letzten Absätze
den Eindruck machen könnten. Die sollten Vorzüge der deutschen Sprache
und Irrtümer -- nur einige von ihnen -- aufzeigen, denen hinsichtlich
des Englischen viele Deutsche unterliegen.
Natürlich gewachsene Sprachen sind ein sehr kompliziertes Konstrukt, und
wer wirklich eine einfache Sprache zur internationalen Kommunikation
erlernen will, der muß auf Plansprachen wie Esperanto oder Ido
zurückgreifen -- planvoll und künstliche Sprachen, mit einheitlichen
Regeln ohne Ausnahmen. Sie sind angeblich deutlich schneller und
einfacher als Englisch oder Deutsch zu erlernen.
Schon mehrfach habe ich mit dem Gedanken gespielt, Esperanto zu
erlernen. Sie ähnelt aber romanischen Sprachen, und mir gefallen
romanische Sprachen nicht sonderlich. [...] Vielleicht kann ich mich ja
irgendwann mit Esperanto anfreunden, manchmal kommen bei mir
solche Sinneswandel.
<Nun folgt ein wieder ein kleiner Themensprung, was daran liegt, daß
hier im Original noch ein halbes Dutzend Absätze standen.>
Besonders kritisch sehe ich, daß man die deutsche Sprache in der
Wissenschaft aussterben läßt. Dadurch kam das Interesse an ihr
überhaupt erst auf, denn irgendwann fing es mich sehr zu nerven an, wie
in der Informatik die deutsche Sprache verdrängt wird. In einigen Teilen
kann man sie gar nicht mehr verwenden, um Dinge zu benennen. Die
Sprache lebt, und sie sollte am erleben erhalten werden, durch
Neuschöpfungen und Pflege. Wenn die Deutsche Forschungsgemeinschaft
Anträge zunehmend nur noch auf Englisch einfordert und, wie schon
erwähnt, die Unternehmenssprachen Englisch wird, wie beispielsweise bei
Bertelsmann oder der Deutschen Bank, wenn man mit Deutsch in
Deutschland zum Außenseiter wird, dann ist das diskriminierend und sozial
ungerecht.
Ich gehe noch einen Schritt weiter und bin für ein Sprachgesetz wie das
Toubon-Gesetz in Frankreich. Viele Verurteilen dieses Gesetz, wissen
aber gar nicht, was es regelt: Es besagt, daß alle Verträge, daß
Beipackzettel von Medikamenten, alle Anleitungen von Geräten und daß
die Sprache in Unternehmen Französisch sein muß, damit kein Franzose
durch die Sprache diskriminiert wird, damit jeder in einer
Informationsgesellschaft Zugang zu den Informationen hat. Es besagt,
daß es jeder Werbetext auch in Französischen vorhanden sein muß, ein
Plakat beispielsweise in gleicher Schriftgröße den englischen Text auch
auf Französisch tragen muß. Außerdem muß jeder Text mindestens in zwei
Sprachen übersetzt werden, um nicht eine, in der Regel wohl Englisch,
zu bevorteilen. Das Toubon-Gesetz sorgt damit sogar für Sprachvielfalt
und verhindert eine einseitige Bevorzugung. Ich spreche mich eindeutig
für ein solches Gesetz aus, und ein gemäßigter Sprachschutz wie dieser
steht einer natürlichen Sprachentwicklung und Sprachdynamik nicht im
Wege. (Wie schon erwähnt, ich bin gegen massive Sprachmanipulation.)
Ganz nebenbei ist Deutschland Schlußlicht, was die Unterrichtszeit in
der Muttersprache anbelangt. Auch hier sollte wieder wesentlich stärker
auf Sprache geachtet werden, denn sie ist Grundlage von fast allem.
Es ist schon traurig, wenn ein Staat wie Frankreich, in dem Deutsch
keine Rolle spielt, sich mit dem Rat an Deutschland wendet, daß die
Deutschen auf ihre Sprache achten sollten. Es gibt auch andere Stimmen
von beispielsweise Sprachwissenschaftlern oder Lehrern aus dem Ausland,
denen unsere Sprache mehr wert ist, als den meisten Deutschen. Auch
Putin spricht gut Deutsch -- er ist mit einer Deutschlehrerin
verheiratet -- und setzt sich für die Sprache ein. Vielleicht sollte
auch das zu denken geben, und vielleicht sollten die Deutschen
aufhören, sich im Unterbewußtsein doch dafür zu schämen, Deutsche zu
sein und dies durch ihre Sprache zum Ausdruck zu bringen.
Fast schon faszinierend ist es, wenn man bei Verwendung der eigenen
Muttersprache statt wichtigtuerischen Anglizismen komisch angeschaut
und in die rechte Ecke gestellt wird. Aha, wer also seine Muttersprache
als wichtig erachtet und zu ausgiebig nutzt, der ist nationalistisch!?
Solche Ansichten gibt es wohl nur in Deutschland.
Und noch ein Wort: es geht nicht um Sprachreinheit. Unsere Sprache wurde
durch viele Wörter aus dem Lateinischen, dem Griechischen, dem
Englischen, dem Französischen und dem Arabischen bereichert. Ich
schrieb hier immer nur von sprachverarmenden Anglizismen wie downloaden
statt herunterladen, gedownloadet statt heruntergeladen. (Und die
meisten schreiben es dann sogar noch falsch, weil sie überhaupt nicht
mit Anglizismen umgehen können: gedownloaded).
<Etliche Absätze entfernt.>
PS: Ich würde auch gerne Japanisch lernen, aber ich schrecke vor dem
Erlernen der Schriftsprache zurück. Das ist doch eine ganz erhebliche
Hürde, und ich bin sprachlich, zumindest im Erlernen von Fremdsprachen,
nicht sonderlich begabt.
Auch Finnisch würde ich mir gerne mal anschauen -- ich weiß nicht
wieso --, aber das ist leider keine Sprache, wo man mal so eben einen
Lehrkurs findet, schon gar nicht in Fulda, oder wo man in die Bücherei
geht und sich ein Buch inklusive CD kauft. Auch könnte ich damit gar
nicht viel anfangen. Ich fand es jedenfalls interessant, wie man mit
Endungen Präpositionen ausdrückt. Möchte man beispielsweise "aus dem"
(beispielsweise "aus dem Meer") sagen, hängt man an das Wort nur ein
sta an, und so geht es mit eigentlich allem: vom, zum, am, ins, ohne
und noch einige mehr. Viel mehr weiß ich nicht über Finnisch. :-)
Hallo,
kennst Du das, wenn man mit sich selber in einem Gebiet sehr unzufrieden
ist? Bei mir ist es so mit der Sprache. Seit etwa einem Jahr habe ich
ihren Wert und ihre Bedeutung erkannt. Sie ist Kultur und Kulturträger;
mit ihr werden Geschichten, Traditionen und Wissen an die nächsten
Generationen weitergegeben; und sie ist es, mit der sich Menschen
identifizieren. Sie ist Kommunikationsmittel, und in ihr wird gelehrt und
gelernt. Mit ihr wird gedacht, und mit ihr werden Probleme formuliert
und gelöst; und sie ist, mit der sich kluge Gedanken und Erfindungen
aufs Papier bringen lassen. Die Sprache erhob den Menschen über das
Tier; und die Sprache war es, die Zivilisation ermöglichte. Mit der Sprache
läßt sich Freude ausdrücken und die Liebe gestehen.
Die Sprache ist wichtigstes und höchstes Gut, das ein Volk und eine
Kultur besitzt. Die Deutschen geben ihre hochentwickelte Sprache auf,
verunstalten sie durch Denglisch-Geschwätz, lassen die Sprache verarmen
und nehmen ihr Ausdruckskraft. Die Sprachentwicklung wurde längst von
Medien übernommen, die vorgeben; die Deutschen sind die Nachäffer, die
übernehmen und verarmen. In Schulen wird gelesen, doch nicht gelehrt,
was gutes Deutsch ausmacht und wie man es schreibt. Selbst angesehene
Zeitungen und Magazine wie der Spiegel haben sich von gutem Deutsch
entfernt.
Die Sprachfähigkeit der neuen Generationen, der Sinn für Wortwitz und
Wortspiel, die feinen Bedeutungsunterschiede gehen ihnen verloren --
schon bei meiner Generation fing es an. Bereits bei einfachen Wörtern
kennen sie den Unterschied nicht: gleich und selbe, das und daß, als
und wie, hinab und herab, geschleift und geschliffen, schwierig und
schwer, gleichzeitig und zeitgleich, so viel und soviel, Worte und
Wörter, das Schild und der Schild, selber und selbst. "Meines Wissens
nach" wird geschrieben, und in der Werbung sah ich neulich "stufenweise
Bräune". Im Fernsehen hört man von "vollendeten Tatsachen" -- als seien
Tatsachen nicht immer vollendet. (Ich möchte mich nicht von solchen
Sprachfehlern ausnehmen, bin vielleicht durchaus Teil der
Sprachverarmung.)
Und auf der Welt sterben immer mehr Sprachen aus, mit ihnen Vielfalt,
mit ihnen Differenzierung, mit ihnen Kultur, mit ihr Möglichkeiten,
Dinge auszudrücken. Es gibt Dinge auf dieser Welt, die sind schwer in
Worte zu fassen, doch jede Sprache hat ihre Stärken. Weniger Sprachen
bedeuten weniger Ausdrucksmöglichkeiten.
Ungefähr 6000 Sprachen sind es, die vom Aussterben bedroht sind, und in
Schätzungen geht man davon aus, daß in diesem Jahrhundert 30 bis 80
Prozent aller Sprachen verschwinden werden. Mit der Vergangenheit, in der
Sprachen zwar ausstarben, ist das nicht mehr zu vergleichen, denn
ebenso wandelten sich Sprachen und kamen neue hinzu.
Eyak ist eine Sprache, die nur noch eine Person auf dieser Welt sprechen
kann. Ich weiß nicht wieso, aber eine solche Person ist für mich etwas
besonderes, denn mit ihrem Tod stirbt soviel mehr als nur der Mensch.
Ich habe die Erkenntnis gewonnen, daß Sprache unersetzbar ist und einen
extrem hohen Stellenwert einnimmt; ich habe diesen Wert im letzten Jahr
erkannt. Doch sind meine Sprachfähigkeiten keineswegs so, wie sie sein
sollten. Ich bin unzufrieden mit mir selber. Ich habe kein fundiertes
Grammatikwissen, es gibt Unsicherheiten in der Rechtschreibung und wenn
ich mir die Stillehre anschaue, dann sehe ich so vieles, was ich nicht
kann. Mein Wortschatz ist zu klein, sowohl der aktive als auch der
passive. Ich bin kein Freund der Verschleierung von Trivialitäten und
Nichtigkeiten in grammatikalisch komplizierten und mit Fremdwörtern
versehenen Texten, aber den passiven Wortschatz, sie zu verstehen,
sollte ich trotzdem haben.
Es gibt ein deutsches Sprachforum im Netz, wo Leute ihre Fragen zur
deutschen Sprache stellen. Teilweise ist das sehr interessant, was es
für Fragen gibt, auf die man selber keine Antwort weiß. Auch dort sehen
ich vor allem eins: meine Sprachfähigkeit ist weit von dem entfernt,
was sie sein sollte -- was sie wohlgemerkt für mich selber sein sollte,
nicht für andere Menschen. Es geht nicht um das Beeindrucken anderer
Menschen, sondern um die eigene Zufriedenheit.
Wenn ich noch einmal auf die Welt kommen und mir eine Fähigkeit
aussuchen könnte, dann wäre es die eines Sprachgenies. Ich würde gerne
sehr anspruchsvolle Bücher schreiben, doch mir fehlt das Genie dazu. Als
ich es probierte, wurde mir erst klar, wie schwer das doch ist.
Nahezu alle Anglizismen, die Eingang in die deutsche Sprache gefunden
habe, sind verarmende und verdrängende Anglizismen. Sie sind unnötig,
sie lassen sich kaum oder gar nicht grammatikalisch handhaben und die
Laut-Buchstaben-Zuordnung ist nicht mehr gegeben. Sie sind Fremdkörper,
sie fügen sich nicht, und es gibt schon lange keine Bemühungen mehr,
sie anzupassen.
Anglizismen schließen große Teile der Bevölkerung aus, vor allem alte
Menschen und Menschen aus dem Osten. Die Telekom gab zu, daß es der
Grund sei, warum sie in ihrer Werbung Anglizismen verwenden: Es soll
wichtiger klingen, als es ist, und es soll gar nicht alles verstanden
werden.
Immer mehr deutsche Firmen nutzen Englisch als Unternehmenssprache.
BSE -- in der Linguistik steht dies für Bad Simple English --
degradiert die Angestellten zu simplen Befehlsempfängern, macht sie
empfänglich für einfache Anweisungen in einer vereinfachten Sprache.
Sitz, platz, mach' Männchen! Glauben die Deutschen wirklich, sie
könnten mit Denglisch oder BSE, mit Nachäfferei, oft sogar ohne
Verstand, zu denen gehören, die den Ton angeben? Nein, sie gehören
damit nicht zur Weltmacht USA.
Hast Du bei der Deutschen Bahn die Schilder mit der Aufschrift B+R
gesehen? "Bike and Ride" soll es heißen und bedeutet, daß man dort sein
Fahrrad abstellen kann. Für ein universellverständliches Schild mit
einem Fahrrad drauf hat es wohl nicht gereicht. Die Fahrgastinformation
heißt Tourist Center, und war folglich der erste Anlaufpunkt der
Amerikanerin, die mal in meiner WG wohnte, weil sie ein Problem mit
ihrer Bahnkarte hatte. Sie konnte kein Deutsch, und obwohl es Tourist
Center hieß, sprach dort kein einziger Mensch hinter den Pulten
Englisch.
Aber wir Deutschen wollen doch weltoffen sein ... Was haben
Scheinanglizismen und ein Deutsch-Englisch-Mischmasch, der oft nur
wenig mit korrektem Englisch zu tun hat, mit Weltoffenheit zu tun? Und
seit wann sind die USA die Welt? Seit wann bedeutet Amerikahörigkeit
Weltoffenheit? Es gibt in naher Nachbarschaft in Europa deutlich mehr
Sprachen, mit der man Weltoffenheit bekunden könnte.
Englisch sei einfacher, denken viele Menschen, und verwechseln dabei
schlechtes Englisch -- die Weltsprache -- mit gutem Englisch. Sie
verwechseln das verarmte Englisch in den USA mit gutem und hohem
Englisch. "come out" hat ungefähr ein Dutzend verschiedene Bedeutungen,
die von den Einzelwörtern "come" und "out" losgelöst sind; wer kann hier
schreien und sie nennen? Solche Kombinationen gibt es viele im
Englischen, und man muß sie alle lernen. "you" hingegen steht
für "du", "deiner", "dir", "dich"; "Sie", "Ihnen"; "ihr", "euch".
Einfacher ist es es natürlich, nur ein Wort für all das zu haben, doch
ist es dann viel schwieriger, zwischen ihnen zu differenzieren. Ob man
an einen Ort geht, läuft, schwimmt, fährt, gefahren wird oder fliegt,
im Amerikanischen ist es immer "go". Und für jedes Wort muß man extra
lernen, wie es geschrieben wird, denn eine einheitliche Aussprache gibt
es nicht. Das ch kann beispielsweise als sch, tsch oder k
ausgesprochen, je nachdem, ob es ursprünglich aus dem Französischen,
Germanischen, Lateinischen oder Griechischen kommt.
Deutsch hat einen flektierenden Sprachbau, und diese erlauben die
Zuordnung von Satzteilen und einen sehr flexiblen Satzbau. Englisch
hat einen recht starren Satzbau -- Subjekt Prädikat Objekt --, der
zugegeben einfach, aber eben leider auch eine stilistische Verarmung ist.
Deutsch ist eine sehr bildhafte und ausdrucksstarke Sprache, die Sprache
der Dichter und Denker, und das nicht ganz zu unrecht. Natürlich kann
man auch in Englisch gehobene Literatur schreiben, insbesondere ist
hier William Shakespeare zu nennen. Und wie einfach ist seine Sprache?
Shakespeare verfügte über einen so riesigen Wortschatz, über den selbst
die meisten Bildungsbürger in England nicht verfügen -- nicht einmal
über die Hälfte seines Wortschatzes. Die oft grammatikalische
Einfachheit führt zur stilistischen Verarmung und es bedarf eines deutlich
größeren Wortschatzes.
Das klingt nun so, als würde ich Deutsch für wichtiger als Englisch
erachten, was so nicht stimmt. Jede Sprache ist Kultur, Kulturträger
und Identität. Jede Sprache ist eine Bereicherung und jede Sprache ist
es wert, erhalten zu werden. Ich kann mich wohl nur für meine
Muttersprache einsetzen, und das kann ein Engländer auch -- das tun sie
auch zunehmend, weil das schlechte Englisch der Weltsprache negativen
Einfluß auf ihre Sprache hat. Und die Deutschen scheinen zu vergessen,
was sie mit ihrer Sprache für ein Gut haben.
Auch wollte ich eben nicht zeigen, daß Englisch komplizierter als
Deutsch sei; nein, Deutsch ist nicht einfach, wie wohl jede natürlich
gewachsene Sprache. Deutsch hat Satzklammern. Was sind Satzklammern?
Ein paar Beispiele: er WIRFT eine Frage AUF; sie IST zur Feier nicht
GEKOMMEN. Gerade bei Schachtelsätzen können diese beiden Klammerteile
weit auseinandergezogen werden und sogar einen falschen Zwischensinn
ergeben:
Sie schlugen ihn, wie auch das Jahr zuvor, zum Klassensprecher vor. Ich
habe das Geld, welches ich bei einem Gewinnspiel gewonnen habe, an dem
ich vor einiger Zeit teilnahm, verloren.
Der richtige Umgang mit Satzklammern ist nicht immer einfach, und wer
Deutsch als Fremdsprache lernt, muß lernen, welche Verben in zwei
Klammerteile trennbar sind (durchgehen) und welche es nicht sind
(durchschauen im Sinne von "auf die Schliche kommen"; durchschauen im
Sinne von "durch das Fernglas schauen" ist, wie hier gerade gezeigt,
trennbar).
Deutsch hat Artikel, die man in vielen Fällen stur auswendig lernen muß,
möchte man die Sprache erlernen.
Die paar Beispiele sollten zur Verdeutlichung der Kompliziertheit
reichen.
<Hier stand ein Abschnitt über amerikanisches Englisch, das noch stärker
als das britische Englisch vereinfacht wurde und weniger differenziert
verwendet wird.>
Auch das bedeutet nicht, daß amerikanisches Englisch (Amerikanisch)
nicht erhaltenswert ist. Das möchte ich weder damit sagen, noch Maße
ich mir an, das zu bewerten; schon deswegen nicht, weil ich kein
amerikanischer Muttersprachler bin und auch von Anglistik nicht viel
weiß. Amerikanisch ist Kultur und die Sprache vieler Millionen
Amerikaner, von denen viele ihre Sprache vermutlich mögen oder gar
lieben. Es ist ihre Weise des Denkens und des Kommunizierens, und wer
sich anmaßt zu sagen, was erhaltenswert sei oder nicht, der urteilt nur
aus einer, aus seiner Perspektive. Es macht einen Unterschied, eine
Sprache spracharm zu finden oder darauf zu hoffen, daß sie untergeht.
Und es ist auch ein Unterschied zwischen arm und schlecht, denn
unbestreitbar hat Amerikanisch Vorteile, beispielsweise Wörter mit
recht wenigen Silben. (Auch in Deutsch lassen sich mit Wörtern mit
wenigen Silben anspruchsvolle Texte schreiben, und Goethe konnte es.
Nur muß man dazu vielleicht ein Goethe sein.)
Es geht nicht um besser oder schlechter, auch wenn die letzten Absätze
den Eindruck machen könnten. Die sollten Vorzüge der deutschen Sprache
und Irrtümer -- nur einige von ihnen -- aufzeigen, denen hinsichtlich
des Englischen viele Deutsche unterliegen.
Natürlich gewachsene Sprachen sind ein sehr kompliziertes Konstrukt, und
wer wirklich eine einfache Sprache zur internationalen Kommunikation
erlernen will, der muß auf Plansprachen wie Esperanto oder Ido
zurückgreifen -- planvoll und künstliche Sprachen, mit einheitlichen
Regeln ohne Ausnahmen. Sie sind angeblich deutlich schneller und
einfacher als Englisch oder Deutsch zu erlernen.
Schon mehrfach habe ich mit dem Gedanken gespielt, Esperanto zu
erlernen. Sie ähnelt aber romanischen Sprachen, und mir gefallen
romanische Sprachen nicht sonderlich. [...] Vielleicht kann ich mich ja
irgendwann mit Esperanto anfreunden, manchmal kommen bei mir
solche Sinneswandel.
<Nun folgt ein wieder ein kleiner Themensprung, was daran liegt, daß
hier im Original noch ein halbes Dutzend Absätze standen.>
Besonders kritisch sehe ich, daß man die deutsche Sprache in der
Wissenschaft aussterben läßt. Dadurch kam das Interesse an ihr
überhaupt erst auf, denn irgendwann fing es mich sehr zu nerven an, wie
in der Informatik die deutsche Sprache verdrängt wird. In einigen Teilen
kann man sie gar nicht mehr verwenden, um Dinge zu benennen. Die
Sprache lebt, und sie sollte am erleben erhalten werden, durch
Neuschöpfungen und Pflege. Wenn die Deutsche Forschungsgemeinschaft
Anträge zunehmend nur noch auf Englisch einfordert und, wie schon
erwähnt, die Unternehmenssprachen Englisch wird, wie beispielsweise bei
Bertelsmann oder der Deutschen Bank, wenn man mit Deutsch in
Deutschland zum Außenseiter wird, dann ist das diskriminierend und sozial
ungerecht.
Ich gehe noch einen Schritt weiter und bin für ein Sprachgesetz wie das
Toubon-Gesetz in Frankreich. Viele Verurteilen dieses Gesetz, wissen
aber gar nicht, was es regelt: Es besagt, daß alle Verträge, daß
Beipackzettel von Medikamenten, alle Anleitungen von Geräten und daß
die Sprache in Unternehmen Französisch sein muß, damit kein Franzose
durch die Sprache diskriminiert wird, damit jeder in einer
Informationsgesellschaft Zugang zu den Informationen hat. Es besagt,
daß es jeder Werbetext auch in Französischen vorhanden sein muß, ein
Plakat beispielsweise in gleicher Schriftgröße den englischen Text auch
auf Französisch tragen muß. Außerdem muß jeder Text mindestens in zwei
Sprachen übersetzt werden, um nicht eine, in der Regel wohl Englisch,
zu bevorteilen. Das Toubon-Gesetz sorgt damit sogar für Sprachvielfalt
und verhindert eine einseitige Bevorzugung. Ich spreche mich eindeutig
für ein solches Gesetz aus, und ein gemäßigter Sprachschutz wie dieser
steht einer natürlichen Sprachentwicklung und Sprachdynamik nicht im
Wege. (Wie schon erwähnt, ich bin gegen massive Sprachmanipulation.)
Ganz nebenbei ist Deutschland Schlußlicht, was die Unterrichtszeit in
der Muttersprache anbelangt. Auch hier sollte wieder wesentlich stärker
auf Sprache geachtet werden, denn sie ist Grundlage von fast allem.
Es ist schon traurig, wenn ein Staat wie Frankreich, in dem Deutsch
keine Rolle spielt, sich mit dem Rat an Deutschland wendet, daß die
Deutschen auf ihre Sprache achten sollten. Es gibt auch andere Stimmen
von beispielsweise Sprachwissenschaftlern oder Lehrern aus dem Ausland,
denen unsere Sprache mehr wert ist, als den meisten Deutschen. Auch
Putin spricht gut Deutsch -- er ist mit einer Deutschlehrerin
verheiratet -- und setzt sich für die Sprache ein. Vielleicht sollte
auch das zu denken geben, und vielleicht sollten die Deutschen
aufhören, sich im Unterbewußtsein doch dafür zu schämen, Deutsche zu
sein und dies durch ihre Sprache zum Ausdruck zu bringen.
Fast schon faszinierend ist es, wenn man bei Verwendung der eigenen
Muttersprache statt wichtigtuerischen Anglizismen komisch angeschaut
und in die rechte Ecke gestellt wird. Aha, wer also seine Muttersprache
als wichtig erachtet und zu ausgiebig nutzt, der ist nationalistisch!?
Solche Ansichten gibt es wohl nur in Deutschland.
Und noch ein Wort: es geht nicht um Sprachreinheit. Unsere Sprache wurde
durch viele Wörter aus dem Lateinischen, dem Griechischen, dem
Englischen, dem Französischen und dem Arabischen bereichert. Ich
schrieb hier immer nur von sprachverarmenden Anglizismen wie downloaden
statt herunterladen, gedownloadet statt heruntergeladen. (Und die
meisten schreiben es dann sogar noch falsch, weil sie überhaupt nicht
mit Anglizismen umgehen können: gedownloaded).
<Etliche Absätze entfernt.>
PS: Ich würde auch gerne Japanisch lernen, aber ich schrecke vor dem
Erlernen der Schriftsprache zurück. Das ist doch eine ganz erhebliche
Hürde, und ich bin sprachlich, zumindest im Erlernen von Fremdsprachen,
nicht sonderlich begabt.
Auch Finnisch würde ich mir gerne mal anschauen -- ich weiß nicht
wieso --, aber das ist leider keine Sprache, wo man mal so eben einen
Lehrkurs findet, schon gar nicht in Fulda, oder wo man in die Bücherei
geht und sich ein Buch inklusive CD kauft. Auch könnte ich damit gar
nicht viel anfangen. Ich fand es jedenfalls interessant, wie man mit
Endungen Präpositionen ausdrückt. Möchte man beispielsweise "aus dem"
(beispielsweise "aus dem Meer") sagen, hängt man an das Wort nur ein
sta an, und so geht es mit eigentlich allem: vom, zum, am, ins, ohne
und noch einige mehr. Viel mehr weiß ich nicht über Finnisch. :-)