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Wann setzt man ein ";"?

Verfasst: 08.06.2006, 13:04
von cHRS
Hi,

diese Frage beschäftigt mich schon lange. Und irgendwie kam ich bis jetz zu keinem richtigen Ergebnis. Wann setzt man ein Semikolon? Wann sollte man es setzen und wo ist es unnötig? :>

Gruß

Verfasst: 08.06.2006, 21:32
von milsen
Also, soweit ich weiß, ist das Semikolon ja ein Mittelding zwischen Komma und Punkt.
Wird demnach also verwendet, falls zwar ein Sinnzusammenhang besteht, aber ein Komma zu schwach ist, aber ein Punkt zu stark trennen würde.
So habe ich das jedenfalls _glaube_ ich mal gelernt. In der Praxis sieht das bei mir so aus, das ich überhaupt kein Semikolon benutze, da ich auch keine Ahnung habe wo es angebracht wäre.

Verfasst: 12.06.2006, 13:48
von knisterwerk
Ja, richtig ist, daß ein Komma schwächer und ein Punkt stärker als ein Semikolon ist. Man kann es in Aufzählungen zur Gruppierung von Wortgruppen verwenden:
Im Zoo haben sie Schimpansen, Paviane und Gorillas; Würgeschlangen und Giftschlangen; Tiger, Löwen, Panther und Leoparden.

Mit einem Semikolon kann man aber auch zwei Hauptsätze voneinander trennen:
Ich stand in dem Geschäft; es war angenehm kühl.

Das bedeutet aber nicht, daß an dieser Stelle ein Gedankenstrich, ein Komma oder ein Punkt verkehrt sind. Natürlich verändert sich der Lesefluß und auch die Bedeutung ein wenig: Der Gedankenstrich hebt eine Pause hervor, der Punkt trennt stärker, das Komma schwächer.

Weitere Beispiele aus kürzlich geschriebenen Briefen:
-) Du mußt mir da auch nicht zustimmen; ich will nur, daß Du verstehst, wie
ich das mit der Ästhetik meine.
-) Aber jetzt ein anderes Thema: Fußball. Magst Du Fußball? Ich mag den
Sport überhaupt gar nicht; ich hasse ihn schon fast. Momentan wird man
überall und ständig damit belästigt.

Verfasst: 14.06.2006, 16:38
von cHRS
Also danke erstmal.

Meint ihr, wenn ich ein Semikolon so bisschen nach Gefühl setze statt einem Komma oder nem Punkt, kommt es zu einem Fehler in einem Aufsatz beispielsweise? Mir gefällt das Satzzeichen nämlich sehr :ugly:

Verfasst: 16.06.2006, 00:49
von madonna18
Original geschrieben von cHRS
Also danke erstmal.

Meint ihr, wenn ich ein Semikolon so bisschen nach Gefühl setze statt einem Komma oder nem Punkt, kommt es zu einem Fehler in einem Aufsatz beispielsweise? Mir gefällt das Satzzeichen nämlich sehr :ugly:
Heißes Eisen! :ugly:

Verfasst: 16.06.2006, 20:15
von knisterwerk
Da die meisten Menschen nicht wissen, wann ein Semikolon zu setzen ist, und es schon schwierig sein kann, zu entscheiden, ob man ein Punkt oder Komma setzen soll, wird Dich deswegen wohl kaum jemand kritisieren. ;)

Insbesondere lange Hauptsätze mit Nebensätzen kann man durchaus mit einem Semikolon trennen, auch dann, wenn es mit Komma und Punkt ginge; aber sie sollten schon etwas miteinander zu tun haben, eher zueinander gehören als die Sätze drumherum.

Ein Beispiel aus Thomas Manns Der Zauberberg:
Was man Langeweile nennt, ist also eigentlich vielmehr eine krankhafte Kurzweiligkeit der Zeit infolge von Monotonie: große Zeiträume schrumpfen bei ununterbrochener Gleichförmigkeit auf eine das Herz zu Tode erschreckende Weise zusammen; wenn ein Tag wie alle ist, so sind sie alle wie einer; und bei vollkommener Einförmigkeit würde das längste Leben als ganz kurz erlebt werden und unversehens verflogen sein.

In den amtlichen Regeln gibt es übrigens auch Beispiele:
http://www.canoo.net/services/GermanSpe ... pgf80.html

Außerdem bin ich, als ich auf der Suche danach war, wie andere das Semikolon benutzen würden, auf folgende Seite gestoßen:
http://odl.vwv.at/deutsch/odlres/res9/R ... trichpunkt

Verfasst: 19.06.2006, 11:23
von EviLsEyE
Original geschrieben von cHRS
Meint ihr, wenn ich ein Semikolon so bisschen nach Gefühl setze statt einem Komma oder nem Punkt, kommt es zu einem Fehler in einem Aufsatz beispielsweise? Mir gefällt das Satzzeichen nämlich sehr :ugly:
Solang Du ihn getreu der Zeichensetzungsregeln anwendest, wird dagegen keiner etwas sagen können ;)

Ich persönlich finde Texte interessanter, die alle Möglichkeiten der Sprache (in dem Fall primär Zeichensetzung) ausschöpfen.. liest sich dann nicht so einfach runter..

Nutze das Semikolon selbst auch relativ häufig :)

Verfasst: 10.07.2006, 14:28
von Saladbowl
Hmmmm, das wäre für mich eigentlich ein echt geeignetes Satzzeichen (gewesen), da ich wirklich sehr zu langen, verschachtelten Sätzen neige. Oft muss ich selber zurück gehen und nochmal vorne meinen Gedanken aufnehmen, um ihn zuende führen zu können. Hätte mir damals in der Schule sicher Spaß gemacht und meine Deutsch Lehrerin vielleicht etwas versöhnt. :D

Verdammt, jetzt hab ich kein einziges ";" in meinen Beitrag bekommen; und das obwohl ich es eigentlich gerne mal ausprobieren wollte.

Wäre das so korrekt? :ugly:

Verfasst: 10.07.2006, 14:34
von Adieu
Original geschrieben von Saladbowl
Verdammt, jetzt hab ich kein einziges ";" in meinen Beitrag bekommen; und das obwohl ich es eigentlich gerne mal ausprobieren wollte.

Wäre das so korrekt? :ugly:
Ich denke nicht; vor einem "und" schreibt man kein Komma :ugly:

Verfasst: 10.07.2006, 15:13
von EviLsEyE
Original geschrieben von Technoboy
Ich denke nicht; vor einem "und" schreibt man kein Komma :ugly:
Wer hat Dir das erzählt? :>
In manchen Fällen kann man ein Komma setzen; zumindest nach den Zeichensetzungsregeln aus dem Jahre 1990 :ugly:

Ich würde jetzt aber dennoch sagen, dass es falsch ist, da der zweite Satz kein Hauptsatz ist..

Verfasst: 10.07.2006, 15:43
von knisterwerk
@Saladbowl:
> Oft muss ich selber zurück gehen und nochmal vorne meinen Gedanken aufnehmen, um ihn zuende führen zu können.

Das ist ein Zeichen für sehr schlechtes Deutsch. Es gibt aber einfache grundlegende Regeln, mit deren Hilfe man an seinem Ausdruck arbeiten kann. Da wären beispielsweise:
  • Das, was zusammengehört, sollte nicht mehr als 12 Silben voneinander getrennt sein. 12 Silben ist die Menge, die man in etwa 3 Sekunden liest, und 3 Sekunden ist die Zeit, die das Kurzzeitgedächtnis ohne Mühen behalten kann und die als Einheit erscheint.
  • Nebensätze, die die Handlung tragen, sind zu vermeiden.
  • Eingeschobene Nebensätze sind manchmal besser als vorangestellte Nebensätze aufgehoben, sollten aber auch dann nicht länger als 12 Silben sein. Klassisch wird ein Nebensatz angehangen.
  • Klammern und Gedankenstriche sind zu vermeiden.
  • Deutsch hat einen sehr flexiblen Satzbau und daher leider auch Verbklammern. Diese beiden Hälften eines Verbums sollten möglichst dicht beieinander stehen, auch wenn die deutsche Grammatik es anders erlaubt. Zudem ist darauf zu achten, daß kein falscher Zwischensinn entsteht.
    Beispiele: Ich habe das Geld, welches ich bei einem Gewinnspiel gewonnen habe, an dem ich vor einiger Zeit teilnahm, verloren. Sie schlugen ihn, wie auch das Jahr zuvor, zum Klassensprecher vor.
    Zwischen diese Verbklammern schiebt man möglichst wenig dazwischen, setzt es besser davor oder dahinter oder nimmt es in einen neuen Satz. Manchmal läßt sich das Verb auch durch ein unzertrennliches Verb ersetzen: darstellen (stellt ... dar) -> beschreibt, behandelt.
  • Das gleiche, was für Verbklammern gilt, gilt für Subjekt und Prädikat.
> Hätte mir damals in der Schule sicher Spaß gemacht und meine Deutsch Lehrerin vielleicht etwas versöhnt.
An dem Problem der Substantivschreibung würde ich vorrangig arbeiten. Deutschlehrerin ist richtig. Deutsch Lehrerin ist nicht nur falsch, es ist auch gegen Sprachgefühl und -gewohnheit. Dein erster Satz aus Kritiken und Reviews:
"In Anbetracht der Qualität der Kollektion von Cover Songs die in der Special Edition der letzten, genialen Placebo Scheibe zugegen war machte mein Herz einen Satz als ich hörte man habe nun den selben Produzenten auch für den neuen Spross gewählt."
Zum einen ist da keinerlei Zeichensetzung, zum anderen sind drei Substantive falschgeschrieben. Es heißt Cover-Songs, Special-Edition und Plecebo-Scheibe -- übrigens Dinge, die man auch in den Medien falschgeschrieben sieht. Wenn man mit Anglizismen nicht richtig umgehen kann, sollte man sie nicht verwenden. Übrigens habe ich wenige Sätze nach diesem aufgehört zu lesen, weil die Zeichensetzung unzumutbar ist. Schade eigentlich, denn in den Text schien einiges an Zeit und Mühe investiert worden zu sein.

@Technoboy:
Natürlich schreibt man vor einem und ein Komma, wenn danach ein vollständiger Hauptsatz folgt. Man schreibt auch dann ein Komma, wenn vor dem und ein Satzteil eingeschoben ist, wie beispielsweise dieser, und den eigentlichen Satz unterbricht.

@EviLsEyE:
> Ich persönlich finde Texte interessanter, die alle Möglichkeiten der Sprache (in dem Fall primär Zeichensetzung) ausschöpfen.. liest sich dann nicht so einfach runter..

Richtig. Es gibt ohnehin nur sieben Satzzeichen, und das ist sehr wenig, um all das zum Ausdruck zu bringen, was eine Stimme zum Ausdruck verbringen mag.

> In manchen Fällen kann man ein Komma setzen; zumindest nach den Zeichensetzungsregeln aus dem Jahre 1990
Das kann man nach neuer Regelung immer noch, und man sollte es in vielen Fällen auch, da es eine große Hilfe sein kann.
Beispiel: Ich besuchte meinen Freund und seine Frau war in der Stadt.
Ohne Komma wird erst gegen Satzende klar, wie er zu verstehen ist: Nicht der Freund und seine Frau wurden besucht, sondern nur der Freund. An der Stelle mit dem war gibt es einen Bruch, an dem die Gedanken komplett umgestellt und ein neuer Sinn gesucht werden muß, was den Lesefluß erheblich stört.