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Schwarzbuch Kapitalismus

Verfasst: 23.12.2005, 09:58
von rebelyouth
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Kurz, Robert
Schwarzbuch Kapitalismus
Ein Abgesang auf die Marktwirtschaft



Der Lebensstandard breiter Bevölkerungsgruppen sinkt, die Arbeitslosigkeit nimmt zu, der Ausweg in die Dienstleistungsgesellschaft erweist sich als Illusion. Die Marktwirtschaft wird mit ihren Produktivitätssprüngen - Automation und Globalisierung - nicht mehr fertig.

Robert Kurz seziert die Marktwirtschaft, zeichnet die drei industriellen Revolutionen nach und belegt, wie der Kapitalismus aus weitverzweigten Wurzeln und vielen Quellen im Laufe der Geschichte Varianten seiner inneren Widersprüchlichkeit hervorgetrieben hat: Liberalismus und Sozialdemokratie, den Staatsozialismus als Form nachholender Modernisierung, aber auch immer wieder Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus.

Es zeigt sich, dass die bisherigen Gegenentwürfe das Wesen der kapitalistischen Geldmaschine ungangetastet ließen und selber nur Trendsetter jener permanenten 'Modernisierung' waren, die sich zunehmend als antisozialistischer Drohbegriff entpuppt. Aber ausgerechnet in demselben Maße, wie er von allen Parteien zum alternativlosen Schicksal der Menschheit erklärt wird, treibt der Kapitalismus heute auf eine ausweglose Situation zu.

Aus dem Prolog:

"Das historische Gedächtnis der Menschen ist kurz. Sogar die eigene Biografie verblasst in der Erinnerung. Was wissen wir noch wirklich von unserem Leben, unseren Gedanken, Gefühlen und Befindlichkeiten vor zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren? Die meisten Menschen sind überrascht, wenn sie zufällig auf einen objektiven dokumentarischen Beleg ihrer Vergangenheit stoßen und dann feststellen müssen, wie sehr sich die einstige Realität oft von dem Bild unterscheidet, das sie in ihrem Kopf davon gespeichert haben. Immer sind wir andere und uns selbst fremd geworden. Es scheint aber weniger die begrenzte Kapazität des menschlichen Gehirns zu sein, die solche Fehlleistungen der Erinnerung bewirkt. Vielmehr sind wir in der Regel Verdrängungskünstler, die sich die eigene Geschichte zurechtfärben und für das Selbstwertgefühl passend legitimieren. Jeder Mensch affirmiert sein noch so fadenscheiniges Ego, um möglichst bequem und unangefochten in seiner Haut leben zu können, ohne sich selbst in F rage stellen zu müssen. Ähnliches gilt in verstärktem Maße für das kollektive Gedächtnis der Menschheit. Alles, was hinter den Horizont des eigenen lebensgeschichtlichen Anfangs zurückreicht, liegt für uns in einem noch schwärzeren Dunkel als die persönliche Vergangenheit. Es kommt uns seltsam vor, wenn wir daran denken, daß die Eltern und Großeltern, die doch so vertraut scheinen, ein Leben vor unserem Leben hatten, das für uns immer wildfremd bleiben muß. Und hier beginnt schon die Geschichte der Gesellschaft, denn jenseits der bloß blutsverwandtschaftlichen Stammesorganisation, die in der modernen Welt vollends auf die Kleinfamilie mit Dackel und in der postmodernen Version auf den Single als Gesellschaftsatom geschrumpft ist, mischt sich in die persönliche Geschichte der Generationen die kulturelle, politische und sozialökonomische Geschichte. Abgesehen davon, daß der Habitus, die Umgangsformen und die Klamotten der Vorvergangenheit immer zum Schreien komisch sind, wissen w ir von den wirklichen Umständen so gut wie gar nichts mehr. Die Erzählungen sind bruchstückhaft und selber wieder von Verdrängungen gefärbt, so daß die Geschichte wahlweise als "die gute alte Zeit" oder umgekehrt als "die schlechten Zeiten" firmiert; oder als beides zusammen, denn um unaufgelöste Widersprüche ist der Alltagsverstand nie verlegen. Die "Ich-war-dabei"-Geschichten sind so ziemlich die unzuverlässigsten. Wie sich aber die einzelne Person selbst lebensgeschichtlich legitimiert, so erst recht die herrschende Struktur der Gesellschaft. In die persönlichen Erinnerungen dringen wie Ätzmittel die ideologische Selbstrechtfertigung und die offizielle, in den Schulbüchern kolportierte Geschichtsschreibung der bestehenden Machtverhältnisse ein, setzen das Denken unter Druck und drohen es aufzulösen. Zur persönlichen Selbstzensur addiert sich die gesellschaftliche. Weltmeister in dieser Hinsicht ist der moderne Kapitalismus ..."

Re: Schwarzbuch Kapitalismus

Verfasst: 04.01.2006, 08:10
von jacen
Original geschrieben von rebelyouth
"... der Ausweg in die Dienstleistungsgesellschaft erweist sich als Illusion ..."
warum funktionierts dann woanders?

Verfasst: 05.01.2006, 01:51
von rebelyouth
Inwiefern funktioniert das 'wo'?

Verfasst: 05.01.2006, 15:03
von Pater Sion
ich finde es problematisch, wie robert kurz auf die "schwarzbuch des kommunismus"-leute eingeht.
deren werk kann man ganz einfach kritisieren, indem man aufzeigt, dass sie ihre kritik mittels eines gleichmachers zerstören.
sie setzen die ideologie von mao, stalin und pol pot gleich. eine schwache leistung.

was macht kurz?
er kritisiert sie, indem er vorwirft, sie hätten ja auch die verbrechen der gegenseite aufzählen können -
das heißt die verbrechen des zarismus und kapitalistischer regime und revolutionen.
womit er die gleichmacherei bestätigt und noch einen draufsetzt: er zählt und wiegt opferzahlen auf.

Verfasst: 05.01.2006, 15:59
von Comeondieyoung
Ich verstehe den Sinn nicht Bücher ins Internet zu stellen, wer liest sich schon lange Texte am PC durch? Für einen kurzen Überblick ist so etwas auch nicht unbedingt geeignet.

Verfasst: 05.01.2006, 16:57
von Callahan
Also den 9/11 Report gabs hier nur als PDF.
Und den konnte man gut am Monitor lesen.
600 Seiten ausdrucken o_O

Tja Schwarzbuch Kapitalismus.

Da sag ich mal drauf: Zivilisation ist der Menschheit größter Fehler.
(Nachweislich sind bis dato alle Zivilisationen untergegangen,
außer die zur Zeit bestehende.)

Verfasst: 06.01.2006, 11:54
von rebelyouth
@ Comeondieyoung

Im fullscreen-mode mit zoom ist es doch recht angenehm zu lesen.

@ Pater Sion

Kurz kritisiert den Kapitalismus mithilfe der Kritik des Warenfetisch und des Werts. Die Aufzählungssache ist nur der konsequente Gegenstandpunkt zur antikommunistischen Parole, welche immerzu vom "blutroten Realsozialismus" sprach und eben Stalin, Mao oder Castro in einen Pol Pot (haha) wirft.

Verfasst: 06.01.2006, 12:47
von Rex*Cramer
Original geschrieben von Comeondieyoung
Ich verstehe den Sinn nicht Bücher ins Internet zu stellen, wer liest sich schon lange Texte am PC durch? Für einen kurzen Überblick ist so etwas auch nicht unbedingt geeignet.
Für lange Texte im Internet sehe ich kein Problem, aber für ein Forum stimme ich dir zu, zumal ohne eigene Worte präsentiert. Wo soll da der Sinn sein, außer man hat selber nichts zu sagen?

Verfasst: 06.01.2006, 13:38
von rebelyouth
zumal ohne eigene Worte präsentiert.

Selber mal das Hirn einschalten, es wird nicht alles vorgekaut - und wer sich für die politökonomische Situation interessiert, wird's entweder von selbst lesen oder läßt es eben bleiben.

Verfasst: 06.01.2006, 14:20
von John Carmack
das teil ist alt

"Nachweislich sind bis dato alle Zivilisationen untergegangen, außer die zur Zeit bestehende"
natürlich ist das so. jetzt ist die frage nur: untergang durch weiterentwicklung oder andere ereignisse?

Verfasst: 06.01.2006, 16:12
von Rex*Cramer
Original geschrieben von rebelyouth
Selber mal das Hirn einschalten, es wird nicht alles vorgekaut - und wer sich für die politökonomische Situation interessiert, wird's entweder von selbst lesen oder läßt es eben bleiben.
Bei Leuten, die immer nur Texte kopieren und einfügen, aber selber nie was beizutragen haben, kann ich von "Hirn einschalten" leider nichts entdecken.

Verfasst: 06.01.2006, 17:38
von Gustavo
Original geschrieben von Nacktmull
Leben ist des Lebens größter Fehler (Nachweislich sind bis dato alle Menschen gestorben, ausser den zur Zeit lebenden). Los, spring aus dem Fenster - es hat keinen Sinn!
Warum habe ich das Gefühl, als würde er in einen Fragebogen auf die Frage nach seinem Lieblingsphilsoph mit "Agent Smith" antworten? :D