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Bildungsdisparitäten

Verfasst: 06.02.2005, 20:12
von Gustavo
In der letzten Auflage der PISA Studie wurde auch erforscht, inwiefern die Menge an Geld, die einer Familie zur Verfügung steht, die Bildung ihrer Kinder beeinflusst. Sicher, es gibt diese Disparität in jedem Land der Erde, nur ist sie fast nirgends so groß wie in Deutschland, obwohl in anderen Industrienationen Bildung sogar ein noch weit kostspieligeres Gut ist. Meine Frage:

Warum glaubt ihr, dass ausgerechnet in Deutschland die soziale Herkunft das erreichbare Bildunglevel fast schon determiniert?

Verfasst: 06.02.2005, 20:16
von pollo
spontane idee: tradition.
"ich war nur auf der hauptschule und hab' ne lehre gemacht, da lernt man was fürs leben. wieso sollte mein sohn 13 jahre zur schule gehen? dann liegt der mir 4 jahre länger auf der tasche, als wenn er nach 9 ne ausbildung macht! kein gymnasium für ihn!"
-horst müller, müller.


obs stimmt, wer weiß?
fakt hingegen ist, das auf meiner alten schule - einem gymnasium - ein haufen von leuten war, die aus gut verdienenden familien kommen. und die waren meistens auch schon in der 2. oder 3. generation auf der schule.

Verfasst: 06.02.2005, 20:32
von enasnI`
Ich vermute, dass es hauptsächlich aus dem näheren Umfeld der Personen resultiert, welche Ziele sie sich in einem noch recht jungen alter selber stecken, was den schulischen Werdegang betrifft. Es is anzunehmen, dass gerade Eltern die wohlhabend sind, mit absoluter Dringlichkeit darauf bestehen, dass ihre Kinder ein gewisses akademisches Level erklimmen, bis sie das Alter eines erwachsenen Menschens erreichen. Diese Annahme bezieht sich so zumindest auf den ersten Bildungsweg, in dem der Anspruch der Eltern mit Sicherheit maßgeblich ist und die Schüler selber noch gar nicht wissen, wie wichtig ein guter Schulabschluss ist. Welche ein Glück, dass es noch die Möglichkeit gibt, den zweiten Bildungsweg zu besuchen. Aus welchen Gründen man ihn auch immer besuchen mag, darunter sind mit Sicherheit eine Menge nun erwachsener Menschen, die vorher nicht wussten, welche Wichtigkeit ein solcher Abschluss hat. Oder es sind Menschen wie ich, die wegen familiären Problemen ihre Schule nicht abschließen konnten und diesen Weg nun gehen. Abi 2007, ich komme :)

Bitter, dass man sich wohl bald mit dem Gedanken anfreunden muss, dass es diesen Bildungsweg in manchen Bundesländern nicht mehr geben wird und somit viele Menschen wirklich dazu verdammt sind, auf ihrem Bildungslevel verweilen zu müssen. Armes Deutschland.

Aber mehr als Vermutungen anstellen kann ich da wirklich nicht, denn dieses Problem, was eindeutig aus sozialen Problematiken hervorgeht, kann man nur sehr schwer beim Schopf packen und den "Schuldigen" beim Namen nennen. Eine gewisse Zeit, in der man sich in diese Thematik einarbeitet, wäre mit Sicherheit von Nöten, um das ganze plausibel und stichhaltig skizzieren zu können.

Verfasst: 09.04.2005, 12:42
von Der_einsame_eine
Tradition und Ziele schön und gut, wenn aber nicht das passende Kapital da ist, kann man diesen Weg garnicht einschlagen...

Es passiert ja immer wieder, dass Kinder Freunde haben, Freunde mit denn sie über Schule und Bildung und so Sachen rede. Wenn jetzt mal angnommen so nen richtig cooler Typ, der schon in der Grundschule die krassen Kumpels hatte plötzlich Freunde bekommt, die was von Schule halten, oder irgendwie selber merkt, dass SChule was tolles ist und auch das Zeugs hat zB aufs Gymnasium zu gehen, dann wirds für ihn trotzdem schwer fallen. Ich hab zwei Leute in der Klasse (soein Zufall, dass die Türken sind), die sind erst seit der 7ten oder 8ten bei uns aufm Gymnasium. Die hat man ersmal in die Hauptschule gesteckt... wenn die resigniert hätten und sich nicht ein bisschen angestrengt hätten, dann wären die da heute noch.

Was ich damit sagen will: Ich denk, dass die Tradition weniger ne Rolle spielt bzw die Tradition der Familie spielt keine Rolle, die der Gesellschaft schon eher.

Nur lustig, dass Leute, die wirklich Kapital haben, und damit mein ich schon mindestens zwei rolls und ne Villa, dass solche Kinder garantiert nie auf ner Hauptschule zu finden sind, selbst wenn sie strohdoof sind...

Verfasst: 10.04.2005, 15:10
von wilderer
mit ein grund ist meiner meinung nach auch, dass eltern, die selber nen besseren bildungsabschluss haben, bildung als höheres gut ansehen und ihren kindern das auch vermitteln und sie auch mehr fordern. natürlich können es solche leute, die dann meist auch ein besseres einkommen haben, ihre kinder dementsprechend zu fördern und dann auch wenn nötig nen nachhilfelehrer engagieren.

€: hab zu dem thema noch einen artikel gefunden in der aktuellen ausgabe der "zeit", s. 27

Verfasst: 17.04.2005, 05:43
von Axtgesicht
ich glaube, dass herkunft teilweise determininiert weil kontakte schon die halbe miete sind. so landen oft durchschnittliche juristen in großen kanzleien weil der vater persönlich wichtige leute kennt oder wiederum dessen geschäftspartner. so mancher mit einem etwas besseren examen muss sich da mit 3000€ zufriedengeben nur weil er der erste jurist in der familie ist und nicht die richtigen leute kennt. bei ärzten und witrschaftsleuten ist das auch recht extrem.

Verfasst: 25.04.2005, 01:15
von Bradamante
das bezieht sich weniger auf die schulzeit (obwohls da auch finanzielle unterschiede geben dürfte), als auf das studium. denn ein studium kostest bekanntlich (unterhalt, ggf wohnung, material, kein einkommen ausser nebenjobs, lange dauer), während bei lehre/ausbildung immerhin die chance besteht bezahlt zu werden (+ kürzere dauer, berufseinstieg usw usf).

nun gibt es in deutschland, in krassen gegensatz zu andren ländern (bestes bsp usa) kein echtes stipendien-system für studenten. dies ist im übrigen auch im diskurs um elite-unis als argument vorgekommen (hier: elite-unis a la usa ja, aber dann auch stipendien a la usa).

dann die frage von kontakten. richtig. wenn in deutschland 1. früh und 2. ohne stipendien finanziell gegliedert wird, dürfte klar sein, warum sich in der entscheidung des arbeitgebers vor allem besser gestellte bewerber durchsetzen. nun hatte ich aus den usa verschiedentlich gehört, dass dort weniger auf die herkunft geachtet wird, sondern nach fähigkeit entschieden wird. im schmelztiegel durchaus ein argument. mir scheint hier aber der wunsch vater des gedanken zu sein. offene chefs mag es in den usa geben, jedoch ist der "jeder kann es schaffen"-mythos bestens geeignet, 1. streng herkunftsorientierte clan-politik a la Bush zu maskieren und 2. den betroffenen ihre erfolglosigkeit selbst in die schuhe zu schieben.

Verfasst: 24.05.2005, 23:18
von Tetsi
Ist der Weg zur Shift-Taste wirklich so weit? Schrecklich sich solche rigoros in Kleinbuchstaben verfassten Texte durchzulesen.