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Kurzgeschichte - Kritik erwünscht

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b0rt
Uriel
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Kurzgeschichte - Kritik erwünscht

Beitrag von b0rt »

Heya Pq.

Habs gestern endlich mal geschafft, und eine Kurzgeschichte geschrieben. Wollt ich euch nicht vorenthalten.
Enstanden ist das Ganze im Rahmen eines „kreativen Abends“ mit einem Kommilitonen, sprich jeder macht dem andren Rahmenbedingungen, der andere muss eine Geschichte dazu schreiben. Umrahmt wird das Ganze von viel Bier, Knabberzeugs und einigen Zigarettenpausen.

Würde mich über konstruktive und jedewede andere Kritik freuen. Hf beim lesen.

__________________________________________________



Der kalte Regen tropfte Steve an den Schläfen und der Nasenspitze runter. „Was ein Mistwetter“, dachte er. Er war auf dem Weg ins Studio. Es war Montagabend, 18 Uhr, dunkel.

Steve arbeitete in einem recht ansehnlichen Musikstudio, obwohl es nur aus 3 Leuten bestand, nämlich dem Eigentümer, Toni Mahoni, ihm selbst, und der Putzfrau, die einmal die Woche kam, um die überfüllten Mülleimer auszuleeren und den Boden zu saugen. Mehr durfte sie nicht anfassen, denn die empfindlichen Anlagen, Mischpulte, Keyboards, Lautsprecher und Effektmaschinen waren für sie tabu, darauf legte Toni großen Wert. Sogar so großen, dass er höchstpersönlich all seine Geräte abstaubte. Er, Toni Mahoni, der –nach seiner Auffassung- männlichste aller Männer, der Frauen nur als Sexobjekte und Haushaltsgerät betrachtete, er, der sogar sein Auto von anderen säubern ließ, nahm einen Lappen in die Hand und führte diesen, sehr sanft, fast schon mit Zuneigung, zwischen den Reglern und Schaltern über die hauchdünne Staubschicht.

Das Studio selbst war relativ klein, allerdings sehr ordentlich, und von der Ausrüstung und dem Know-how des Inhabers und seines Assistenten her absolute Spitzenklasse.
Steve hatte vor einem Jahr sein Tontechnik-Studium abgeschlossen, und war eher durch Zufall auf Toni gestoßen. Trotz ihrer gegensätzlichen Persönlichkeiten waren sich die beiden auf Anhieb sympathisch, und da Toni die vielen Aufträge langsam über den Kopf wuchsen, beschloss er spontan, ihn einzustellen. Die Rollenverteilung war sehr gerecht, insofern dass Toni keinesfalls den Chef raushängen ließ. Er behandelte Steve vielmehr als Freund, was er auch war, sie teilten bedingungslos die Arbeit. Der einzige Unterschied bestand darin, dass Toni derjenige war, dem die ganze Ausrüstung und das Studio gehörten.

Erst am Wochenende hatte Toni Steve angerufen, und ihm angekündigt, dass er mit ihm reden müsse. Es ginge um seine Arbeit im Studio, er könne sie so wie bisher nicht weiter machen, es kämen neue Zeiten und Wege auf ihn zu.
Toni war sehr knapp gewesen am Telefon, bemüht, emotionslos zu klingen. So kannte man ihn gar nicht…

Steve war mittlerweile an der Straßenbahnhaltestelle angekommen, durchnässt, frierend, mit wirren Gedanken im Kopf. Er konnte rein gar nichts damit anfangen, was Toni ihm am Wochenende am Telefon gesagt hatte, wusste nichts mit „neuen Zeiten und Wegen“ anzufangen. Er befürchtete das Schlimmste und war dementsprechend, auch meteorologisch bedingt, eher mies gelaunt.

Er musste auf die Linie 3, seine persönliche Unglückszahl, warten, und einsteigen. Er musste in die Stadt rein, was ihm immer wieder aufs Neue zuwider war. Das Gedränge, die vielen Lichter, der Konsum, die vielen ausdruckslosen Gesichter anonymer Passanten, die hinter ihrer ausdruckslosen Fassade ein ganzes Universum an Geschichten, Ereignissen, Emotionen und zwischenmenschlicher Beziehungen verbargen.

Diese Fülle von Möglichkeiten machte Steve Angst. Wie konnte ein Einzelner in dieser Unendlichkeit sich über sich selbst bewusst werden, wissen welchen Weg er gehen soll, was richtig und was falsch ist, oder sich auch nur sicher sein, dass ein Mensch unter all diesen etwas besonderes ist. Denn Steve war schon seit langer Zeit alleine. Seine Eltern waren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als er 3 war, hatte sie also kaum gekannt, und war bei Pflegeeltern aufgewachsen, die ihm zwar viel Liebe und Zuneigung entgegenbrachten, jedoch niemals seine leiblichen Eltern ersetzen konnten. Allein war er auch zu jener Zeit: er war Single. Er hatte zwar zuvor schon die eine oder andere Beziehung gehabt, doch waren diese meist vorbei, bevor der Jahrestag gefeiert werden konnte, und oft auch von rein sexueller Natur. Die große Liebe, die Frau, die ihn selbst erst „ganz“ machen konnte, hatte er bis dato noch nicht kennen gelernt, und mit seinen 25 Jahren fing er ganz langsam an daran zu zweifeln, ob er sie jemals finden würde, ob es sie überhaupt gab.


Die Ankunft der Bahn riss ihn aus seinen Gedanken. Die Türen öffneten sich, und die Menschen stiegen aus, ausdruckslos, anonym, jeder in der Masse einsamer denn je. Wie immer hatten es ein paar ganz eilig einzusteigen, und Steve regte sich innerlich über diese Ungeduldigen auf, die es kaum erwarten konnten, sich als erste einen Sitzplatz zu sichern. „Ob man die paar Minuten nun sitzt oder steht, was macht es schon für einen Unterschied, wenn man die Länge eines Lebens bedenkt´“, dachte Steve.
Er stieg ein, stellte sich hin, gegenüber vom Fahrkarten-Automaten, inmitten einer mittelgroßen Menge von anderen Fahrgästen, die alle in die selbe Richtung fuhren, vielleicht sogar an der selben Haltestelle aussteigen würden, und dort wieder ihren ganz unterschiedlichen Beschäftigungen und Zielen nachgehen würden. Fünf Minuten gemeinsames Leben, ein identischer Abschnitt in unendlich vielen individuellen Kontinuen.

Und so schaute sich Steve die Menschen in der Straßenbahn an, versuchte zu erraten was sie wohl für eine Geschichte hatten, woher sie kamen und wohin sie wollten, und was sie dort machen würden.
Sein Blick fiel auf eine junge Frau Anfang 20. Er war Augenblicklich von ihr fasziniert, obgleich er nicht auf Anhieb sagen konnte, weshalb sie seinen Blick wie magnetisch anzog. Sie hatte lange, gelockte, dunkelbraune Haare, war etwas kleiner als er, hatte große, ausdrucksvolle Augen, ein feines Gesicht und insgesamt eine mehr als nur ansehnliche Figur.

Doch solche Frauen gab es viele, und so fragte er sich, inwiefern gerade diese eine so sehr aus der Menge herausstach. Er beobachtete sie also weiter, und je mehr er sie ansah, umso mehr geriet er in ihren Bann.
Sie war definitiv anders als die anderen Fahrgäste. Nach 3 Haltestellen fiel ihm auf, dass sie die ganze Zeit leicht lächelte. Sie war allein unterwegs und lächelte, daraus schloss Steve, dass sie wohl schönere Gedanken hatte als er selbst, wobei er gerade dabei feststellte, dass er gar nicht mehr an seine unsichere Zukunft und den kalten Regen dachte, als vielmehr an diese fremde Frau in der Straßenbahn, die ohne erkennbaren Grund vor sich hinlächelte. Es war schon fast wie hohn, wie sie dastand und lächelte, einfach so vor sich hin, ohne erkennbaren Grund, als wolle sie ein wenig Farbe, Wärme und Licht in diesen grauen, kalten Tag bringen, in diese anonyme, nach außen hin emotionslose Menge in der Straßenbahn.

In dem Moment bewegte sie sich in Richtung Tür, machte eine Handbewegung zum Haltewunsch-Knopf und drückte ihn.
Steve lief es kalt den Rücken herunter, wie er das sah. Nie hatte er jemanden auf solch eine graziöse, dennoch resolute Art und Weise den Knopf drücken sehen, der bedeutete, dass man zurück in die Kälte musste.
Die Straßenbahn hielt, doch die Türen öffneten sich nicht. Sie, und einige andere Fahrgäste drückten, sie jedoch weiter mit einem ruhigen Lächeln, als würde sie sich widerstandslos ihrem Schicksal fügen, die anderen energisch, fast panisch, teilweise empört, manche fingen an zu fluchen. Doch die Türen öffneten sich nicht, und die Bahn fuhr weiter.

Erst jetzt fiel Steve auf, dass er gerade hier auch hätte aussteigen müssen. Merkwürdigerweise war es ihm beinahe gleichgültig. Er hatte die ganze Studiogeschichte und die neuen Wege schon ganz vergessen, so sehr faszinierte ihn diese Frau. Inmitten der Masse, der Hektik und der Anonymität hatte er einen Ruhepunkt gefunden, einen Fokus, der all seine Aufmerksamkeit auf sich zog wie ein schwarzes Loch.

„Vielleicht hast du falsch gedrückt“, sagte Steve zu der Frau, mit einem leichten Grinsen im Gesicht.
Sie blickte ihn an, schweigend, jedoch weiterhin lächelnd, und nach einer Zeit, die Steve wie eine Ewigkeit schien, antwortete sie:
„Mein Name ist Marla, ich wollte hier gar nicht aussteigen, genauso wenig wie an irgendeiner anderen Haltestelle. Ich habe kein bestimmtes Ziel, sondern nur einen Startpunkt. Vielleicht habe ich falsch gedrückt, vielleicht war aber nur der Knopf kaputt. Wer kann das schon sagen?“
- „Du fährst hier nur so rum, und steigst aus, wenn die Tür mal aufgeht?!“ Steve war sehr verwundert von dieser ungewöhnlichen Antwort, dass sie überhaupt geantwortet hatte.
- „Wenn die Tür aufgeht“ sagte sie weiter, „und mir gerade danach ist auszusteigen, vielleicht steige ich dann aus, vielleicht aber auch nicht. Wer weiß, vielleicht spricht mich ein fremder Mann an, wir fangen ein Gespräch an, und fahren noch 3, vielleicht aber auch 4 oder 5 Runden?“
- „Ich beneide Dich darum, dass Du einfach so umherfährst und tust wonach Dir gerade ist. Die meisten hier drinnen, mich eingeschlossen, fahren nur von A nach B. Du fährst von A nach X, wieder zurück und noch viel weiter. Du bist freier…“
- „Wo ist denn dein B?“ fragte Marla, mit einem Blick als wollte sie Steve dazu anregen ganz genau darüber nachzudenken was er nun sagen würde.
- „Mir fällt gerade auf, wir sind schon vorbeigefahren. Die Türen sind wohl nicht aufgegangen. Vielleicht hat jemand nicht richtig gedrückt?“
- „Mag sein. Du hast also ein Ziel? Wo wolltest Du denn hin?“
- „Ins Studio. Ein Tonstudio, genauer gesagt. Ich bin Toningenieur. Mein Freund, Kollege und Arbeitgeber hat mich vorgestern angerufen, dass ich meinen jetzigen Arbeitsplatz nicht behalten könne. Er klang so komisch, ungewohnt, und das kann alles bedeuten. Vielleicht übergibt er mir sein Studio, er hatte mal so was angedeutet. Vielleicht will er mich aber auch rauswerfen, wir hatten vorige Woche mal einen kleinen Streit. Ich weiß es nicht, keine Ahnung, was da auf mich wartet.“

Steve hielt inne und wunderte sich, wieso er einer wildfremden Frau, die er gerade erst in der Straßenbahn kennen gelernt hatte, solch detaillierte Informationen gab. Irgendetwas war an ihr anders, irgendwie genoss sie jetzt schon sein vollstes Verstrauen, er hatte das Gefühl, sie könnte ihm weiterhelfen.
Es kam ihm vor, als wüsste sie mehr als er. Als hätte sie den Plan vom Ganzen, der ihm fehlte.
- „Was wäre Dir denn lieber?“, fragte Marla.
- „Lieber?!? Äh… keine Ahnung. Ehrlich gesagt hab ich mir darüber gar keine Gedanken gemacht.“ Nach einer Weile des Schweigens, in der sie ihn erwartungsvoll anblickte, fuhr er fort: „ich glaube, ich könnte mich mit beidem abfinden. Ich bin mir noch nicht sicher, wie das alles weitergehen soll. Ob ich das so ewig weitermachen will, oder doch lieber etwas ganz anderes.“
- „Dann hast Du keinen Grund, mich zu beneiden. Du bist genauso frei wie ich, sollten wir das überhaupt sein können. Du hast dein Ziel, anders gesagt, den Punkt, der Dich zum Glück führen soll, noch nicht festgelegt. Der Kompass Deines Lebens zeigt nicht in eine Richtung, und schließt so alle anderen Richtungen aus.“
Diese Frau war die personifizierte Weisheit, dachte Steve. Er konnte es nicht fassen. Vor nicht einmal 3 Minuten hatte er sie kennen gelernt. Durch Zufall, in einer Straßenbahn, deren Türen sich weigerten sich zu öffnen.
„Ich habe mein Glück nicht gefunden, bisher“, fuhr Marla fort. „Jeder der behauptet er wisse genau was er brauche um glücklich zu sein, ist in meinen Augen ein Lügner, oder er hat bereits die Suche aufgegeben. Wie kann man aus der Unendlichkeit der Möglichkeiten festlegen welches DAS Ziel sein soll, DIE Erfüllung, das wonach wir streben, wenn es doch unmöglich ist, auch nur einen Bruchteil dessen zu erfassen?“
- „Aber kannst Du auf diese Art und Weise dein Glück finden? Nach Deiner Ansicht ist es doch völlig unmöglich!“
- „Mein Glück, anders gesagt meine Erfüllung liegt in der Suche. Das Ziel, anders gesagt das Ende der Suche, wäre auch mein Ende. Wäre ich dort angelangt, würde mich nichts mehr antreiben, morgens aufzustehen. Ich bräuchte mir die Bäume und den Himmel nicht mehr anschauen, die grünen Wiesen, die Blumen. Der Vogelgesang würde mir nichts mehr bedeuten, die Sterne würden mir keine Rätsel mehr aufgeben, ich hätte mein Ziel vor Augen und würde für das was rechts und links von meinem Weg liegt blind werden. Ich würde durch einen von mir gebauten Tunnel laufen, im Dunkel umhertappen, doch am Ende wäre kein Licht, sondern eine Sackgasse.“

Steve wusste nichts darauf zu antworten. Er musste das Ganze erst einmal geistig verdauen. Einige Zeit verging, Menschen stiegen ein und aus, die Türen öffneten sich wieder, und er und Marla schwiegen, hielten jedoch Blickkontakt. Es schien eine unsichtbare Verbindung zwischen beiden zu bestehen, Zumindest ging es Steve so, er hatte mittlerweile all die anderen Menschen um ihn, bis auf Marla, völlig vergessen. Er war in eine andere Welt geraten. Vielleicht in Marlas Welt.

Die Straßenbahn hielt an, sie waren in der Zwischenzeit an der Endhaltestelle angekommen.
Ohne sich abzusprechen, stiegen beide aus.
Sie nahm seine Hand in ihre.
So schritten sie in die Dunkelheit, ins Ungewisse, Glücklich darüber, nicht zu wissen, was sie erwartet, in dieser Stunde, in dieser Nacht, in diesem Leben.
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Tetsi
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Beitrag von Tetsi »

Vielleicht könntest du ersteinmal diese "Rahmenbedingungen" nennen, damit man vorher weiss auf was man sich einlässt :)
Ich les sie mir dann später mal durch...
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b0rt
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Beitrag von b0rt »

Aufgabe war:

________________________________________________________
Eine Liebesepisode die in einer Strassenbahn stattfindet.
Er ist fasziniert von einer Handbewegung von ihr. Die beiden kommen ins Gespräch weil sie an der selben Haltestelle aussteigen wollten, aber die Türen nicht aufgingen.
Sie fangen an über das Unglück der Menschen zu philosophieren, die ihr Glück bereits gefunden haben.
Hintergrund: er war auf dem Weg zur Arbeit. Er wusste von einem Freund, dass er "seinen Arbeitsplatz nicht behalten würde".
________________________________________________________

Daraus musste ich dann was machen.
Auch gut zu wissen, wir hatten einen Kasten Bier zur Verfügung. (und haben den auch genutzt) :ugly:
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Kysus;o

Beitrag von Kysus;o »

Ich find die Kurzgeschichte , die nicht wirklich kurz ist :ugly: wirklich ned schlecht ;>
Tetsi
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Beitrag von Tetsi »

Zu allererst muss ich sagen, dass ich es gut finde, dass sich jemand "traut" hier sein eigenes Geschreibsel zu posten :daumen:
Zum Inhalt der Geschichte:
Wenn mich jemand mit so einem "philosphischen" Gesprächsstoff im rl belästigt, erwacht stets der Zyniker in mir. Ich kann so was nicht ab. Man kann seinen Tag damit zubringen über solches Zeug herumzugrübeln und wegen mir kann man auch den ganzen Tag in der Strassenbahn herumfahren, ich zweifle aber stark an, dass man damit irgendetwas erreichen wird. Vielleicht also etwas weniger gekünstelt?
Auch finde ich den Gesprächsanfang zu direkt, denn wer wird dir gleich seinen Namen nennen, nachdem du gerademal einen Satz gesagt hast. Ausserdem ist es etwas unhöflich von Steve, ihr nicht zu sagen wie er heißt :)
Ich denke aber mal diese Direktheit hast du bewußt eingesetzt, um einen starken Kontrast aufzubauen, zwischen den zweien gegenüber der anonymen Masse um sie herum, also soweit okay.
Der Name des Studiobesitzers gefällt mir schonmal ganz gut :ugly: - aber wieso eigentlich diese amerikanisch angehauchten Namen? Es macht die Geschichte natürlich nicht schlechter, aber es wirkt schon so, als würdest du die Geschichte dadurch "aufpeppen" wollen.
Allgemein könnte man noch sagen, dass die Geschichte ein chauvinistisches Flair hat: ohne jegliche Anstrengung wird der männliche Protagonist von einer wunderschönen Frau angesprochen, die sich sofort von ihm fasziniert zeigt und sich ihm später händschenhaltend anschließt... Wie Steve aber so rüberkommt, würde ich ihn eher als einen nur mit einem Bein im Leben stehenden Kerl einschätzen, der sich treiben lässt und keine wirkliche Perspektive hat. Ob er nun gefeuert wird ist ihm egal, allzu helle scheint er auch nicht zu sein, gibt unsichere Anworten, ist eher ausweichend, kann seine Gefühle nicht kontrollieren etc. Und zu so einem Typen soll sich eine intelligente junge Frau hingezogen fühlen? Rosige Welt...
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plusminus
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Beitrag von plusminus »

Idee:
Ich finde, für eine Kurzgeschichte ist der Anfang viel zu erklärend. Natürlich ist da so ein Alibisatz, aber danach die ersten drei Absätze erzählen doch so eine Vorgeschichte. Wenn man es genauer betrachtet, wozu ist diese Erklärung eigentlich gut? Es ändert ja an der eigentlichen Handlung nichts, ob man das jetzt alles weiss oder ob man nur weiss, dass er halt zur Arbeit fährt.
Dann sollte sich in einer Kurzgeschichte ja immer irgendwas entwickeln, hier entwickelt sich ja der Steve zu einem ganz anderen Menschen, bzw. er wird entwickelt. Ich verstehe nicht ganz, wo seine eigene Leistung ist. Da ist halt diese Superfrau, textet ihn ein bißschen zu und Happy End. Er stolpert halt so durch seine Geschichte und weil ihn jemand an die Hand nimmt, wird es dann irgendwie gut. Gerade an der Stelle, an der er ja nachdenken könnte, ist einfach nichts, zwischen dem vorletzten und letzten Absatz. Er fängt halt an nachzudenken und schon ist er fertig.

Stil:
Da ist aktive Rede ein einziges Mal mitten drin, "ob man nun steht oder sitzt...". Was soll das denn? Er redet ja noch nicht einmal, er denkt ja nur und das tut er ja sowieso die ganze Zeit, aber nur an dieser Stelle in aktiver Rede, warum?
Die Wiederholungen, zB an der Stelle wo er feststellt, dass Marla mehr weiss, als er, sie den Plan hat und ihm weiterhelfen kann. Das ist eigentlich schon zu passend, der Junge eiert so rum und dann eiert er auch bei so Gedanken so rum und kommt nicht auf den Punkt. Manchmal sind auch nur zwei Worte wiederholt.
"Sie, und einige andere Fahrgäste drückten, sie jedoch weiter mit einem ruhigen Lächeln, als würde sie sich widerstandslos ihrem Schicksal fügen, die anderen energisch, fast panisch, teilweise empört, manche fingen an zu fluchen." Der Satz ist mir nicht ganz klar, der Anfang ist sehr verwirrend, das Komma hinter Sie verstehe ich nicht, dann beziehe ich das weiter auf drücken, vorher steht aber nicht, dass sie lächelnd den Knopf drückt, nein es wirkt eher als wäre sie sehr elegant, was aber für mich ganz anders klingt als jemand der sich lächelnd dem Schicksal ergibt, so ein lachender, buddhistischer Mönch kommt mir jetzt in den Sinn. Das kann zwar auch elegant und graziös sein, aber zwangsläufig verbinde ich das nicht miteinander. Eigentlich ist der Satz sehr abgehackt, aber erzählt sehr viel.
"Macht es Ihnen nicht zuviele Umstände, mich so weit zu fahren?"
"Nein. Die Straße führt geradeaus, die Sonne geht noch nicht unter, und der Tank ist voll."
Haruki Murakami

selbst mit gasmaske und todessommer und ohne holland und die meisten tierarten die es noch so gibt ist das leben ein hit. denke ich. schwieriger zu meistern vielleicht, aber machbar.
phryda
Gast 2002

Beitrag von Gast 2002 »

mhmmm ansich ok.

ABER! (nun zur gewünschten Kritik):
Fälle können ausgelagert werden...
es muss nicht immer der Relativsatzes sein (Apositionen erzeugen Spannung)...
Mehr Abwechslung bei den Relativpronomen (nicht immer nur Artikel)...
Sinnträger nach Möglichkeit am Ort ihres Erscheines erläutern/bestimmen/präzesieren/e.t.c - das ist in jeder Hinsicht ein Service am Leser !
ich geb mal nen Beispiel:
Er konnte rein gar nichts damit anfangen, was Toni ihm am Wochenende am Telefon gesagt hatte, wusste nichts mit „neuen Zeiten und Wegen“ anzufangen.
wird zu: --> "Er konnte rein gar nichts mit dem, was Toni ihm am Wochenende am Telefon gesagt hatte, anfangen ..."

ist zwar nur ne Kleinigkeit - macht Terxte aber erst lesbar ...

desweiteren: im Hauptsatz steht zweimal das selbe Prädikat: "anfangen" - dann zweimal direkt hintereinander "am" wtf. !?!?
warum Plusquameperfekt ? Perfekt oder Präteritum tuns' doch auch (zumal sie kürzer sind)... der Satz ist eh verkorkst ! ... fass doch "das Gesagte" mit "den neuen Zeiten und Wegen" zusammen - als ein Objekt. --> "Tonis Rede, die neuen Zeiten und Wege" oder "Tonis Rede von neuen Zeiten und Wegen"...

Oder der nächste Satz... :
Er befürchtete das Schlimmste und war dementsprechend, auch meteorologisch bedingt, eher mies gelaunt.
fürchten und mies gelaunt sein: zwei Handlungen mit "und" verbunden... wieso kein partizip ?

--> "das Schlimmste befürchtend, war er mies gelaunt" oder "mies gelaunt befürchtete er das Schlimmste" ...
"meteorologisch bedingt" ist zwar nett gedacht, klingt aber komisch - schreib "des Wetters wegen" oder stell unbelebte Sachen als Handlungstärger dar (liest sich immer gut) "das Wetter tat sein übriges" oder "unter dem Einfluss des Wetters (bzw. unter des Wetters Einfluss)" u.s.f. ...

ein Satz weiter ("das Geränge ...") fehlt das Prädikat !!!
Was war das Gedränge ? unerträglich ? wer weiß ? ... auf jeden Fall muss da nen Prädikat hin ("er hasste, das Gedränge [bup, bup, bup, bup, bup, bup, Aufzäääähhhluungg, relativsatz :ugly: ]) ...

*les*

AHHHHHH ! da krieg ich ja nen Krampf !!!!
Wie konnte ein Einzelner in dieser Unendlichkeit [fett] sich über sich selbst bewusst werden [/fett][...]
--> SICH SEINER SELBST BEWUSST WERDEN !!!!

Zwei Kommata später fehlt nen Verb, ein Satz weiter das Pronomen (WIE KONNTE ER AHNEN, was richtig, was falsch war -=- ER hatte sie nie gekannt)... solche Stellen sind dann schwer zu lesen ...


das Ganze zieht sich dann halt bis zum Ende hin durch ...
Kritik hast du ja selbst verlangt (aufn Inhalt hab ich nicht geachtet)...

womit nicht gesagt ist, dass ichs' besser könnt - frohes Fest !
b0rt
Uriel
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Beitrag von b0rt »

joa, vielen dank.

denke in vielen punkten hast du recht. werde versuchen in zukunft mehr darauf zu achten.
danke für die mühe !!
inhalt hast eh nix verpasst, ich find die geschichte mittlerweile auch shice :D aber macht nix, wenigstens is da noch viel raum für verbesserungen

:ugly:
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n00biez
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Beitrag von n00biez »

na yves!
war wohl ein bier zuviel!!
trotzdem recht nett geschrieben, aber irgendwie ein bisschen zu gewollt...
b0rt
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Beitrag von b0rt »

jop genau

vll stell ich ja mal meine zweite rein, die is besserm und nur halb so lang. und kein pseudophilosophisches gelaber
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Tetsi
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Beitrag von Tetsi »

immer zu, keine falsche Bescheidenheit :)
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b0rt
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Beitrag von b0rt »

jo mach ich dann wenn ich wieder in freiburg bin, die geschichte lagert nämlich dort an meinem rechner. hier is nur der familien pc, bin ja über weihnachten heimgefahren...
also: kommt bald
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n00biez
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Beitrag von n00biez »

du bist seit einigen tagen wieder in freiburg

aber wahrscheinlch zu sehr mit dem pimpern beschäftigt!!
b0rt
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Beitrag von b0rt »

hr in der Tat :P
nene passt schon.

hier wie versprochen die 2. Geschichte:
inspiriert durch den song "Birds" von Bugge Wesseltoft und Sidsel Endresen

______________________________________________________

It’s all over.


Der Tag war klar, man konnte die Umrisse am Horizont deutlich erkennen. Es war noch ziemlich kühl, es war ja noch früh am Morgen. Es lag dieser frische Duft in der Luft, der den neuen Tag ankündigte. Eine schwache Brise wehte Erik ins Gesicht, und er atmete tief ein.
Der Flugplatz war fast menschenleer, wie er es meistens war. Es war ja auch nur ein kleiner Freizeit-Flugplatz, wo einige Privatleute sich trafen, um mal wieder ein paar Runden in der Luft zu drehen, oder ein paar waghalsige Fallschirmspringer aus 10.000 Meter Höhe in das Nichts springen zu lassen.
Erik war kein Pilot, obwohl er es gerne gewesen wäre. Die Vorstellung alle drei Dimensionen zu beherrschen gefiel ihm. Außerdem durfte man nicht vergessen, welches Ansehen Piloten genossen: das war kein Beruf oder Hobby wie jedes andere. Piloten, das waren die seltenen Exemplare, die sich ihren Kindertraum erfüllt hatten. Sie trugen schöne Uniformen, sie kannten die Welt aus der Vogelperspektive.
Erik hatte auch seine Träume, doch im Gegensatz zu den Piloten blieben seine Träume einfach nur Träume.
„Du brauchst Träume um ein lebenswertes Leben führen zu können“, hatte Marla ihm gesagt. Aber was war das Leben wert, wenn der Traum das einzig Schöne daran war. Er wollte einschlafen, und am liebsten nie wieder aufwachen müssen.
Marla. Sie war die einzige für die es sich lohnte aufzuwachen.
Wenn sie bei ihm war, konnte er vorübergehend vergessen, was er alles nicht erreicht hatte. All das vergessen was er sein wollte, aber nicht war. All die Stimmen in ihm unterdrücken, die auf ihn einhämmerten, ihm sagten „Du kannst viel mehr, Du bist faul, treibe mehr Sport, lese mehr, bilde Dich …“
Die beiden hatten sich bei einem Konzert kennen gelernt. Vielmehr nach einem Konzert, als die meisten Gäste schon gegangen waren, Helfer schon anfingen, die Stühle zu stapeln und wegzufahren. Die Sängerin und der Pianist, die das Konzert gegeben hatten, waren zurück auf die Bühne gekehrt, also wollten sie die Atmosphäre noch einmal aufsaugen, doch ohne die vielen Blicke der erwartungsgeladenen Zuschauer. Der Pianist spielte ein paar Akkorde, langsam, andächtig, und die Sängerin stimmte nach einiger Zeit mit ruhiger, sanfter Stimme ein.

Lover, there will be another one
Who'll hover over you beneath the sun
Tomorrow see the things that never come
Today

Marla und Erik waren sitzen geblieben und lauschten andächtig der unerwarteten Darbietung. Trotz der Geräusche einklappender Stühle waren beide seltsam von der Musik ergriffen worden und betraten eine andere Welt, voller Ruhe, voller Wohlgefallen. Nachdenklich, melancholisch saßen sie da, bis sich ihre Blicke kreuzten.
So hatten sie sich kennen gelernt, zufällig, jenseits des Alltags.
Diesen Alltag konnte Erik vergessen, wenn Marla in seiner Nähe war. Sie gab ihm Selbstvertrauen, Bestätigung, bei ihr fühlte er sich gut. Sie gab ihm Liebe, und er konnte sie erwidern.

When you see me
Fly away without you
Shadow on the things you know
Feathers fall around you
And show you the way to go

Er saß mittlerweile in dem kleinen zweimotorigen Propellerflugzeug, zwei weitere Männer und eine Frau mit ihm im kleinen Laderaum. Das Flugzeug war vor einigen Minuten gestartet. Die anderen schienen aufgeregt, unterhielten sich lebhaft. Erik beteiligte sich nicht am Gespräch und hing seinen eigenen Gedanken nach. Er dachte an seine erste Begegnung mit Marla, damals in der Konzerthalle, sie beide und die Musiker, diese unbeschreibliche, merkwürdige Atmosphäre. Als würden sie ein Geheimnis teilen, das sie verband und zu Komplizen machte. Komplizen im ewigen Kampf um einen eigenen kleinen Platz in der Welt.

Nestled in your wings my little one
This special morning brings another sun
Tomorrow see the things that never come
Today

„Wir erreichen die 10.000 Meter, in 30 Sekunden sind wir über dem Absprunggebiet, macht euch bereit!“, rief der Pilot über die Schulter zu den vier Insassen im Laderaum. Sofort standen alle auf, überprüften die Gurte ihrer Fallschirme und tauschten ein letztes Mal bedeutungsvolle Blicke aus.
Einer der Männer machte die Luke auf, warf noch einen Blick in die Runde, sprang und verschwand. Dann sprang der zweite.
Die Frau bewegte sich zur Luke, blickte Erik an: „Wir sehen uns!“, und verschwand ihrerseits.
„Wir sehen uns“. Das war das letzte was er von Marla gehört hatte, gestern, im Krankenhaus, als er sie zum letzten Mal besucht hatte. Sie sah so schwach aus, und doch schien noch so viel Leben in ihren Augen zu sein.
Kurz darauf war sie gestorben. Ein seltener Virus, gegen den kein Kraut gewachsen sei, meinten die Ärzte.
Erik war wieder allein, im Laderaum, in seinem Leben. Er holte seinen Walkman hervor, drückte die Play-Taste. Ein paar andächtige, langsame Akkorde auf einem Klavier, dann eine ruhige, sanfte Stimme.
Erik schnallte seinen Fallschirm ab, drehte die Lautstärke voll auf, und sprang.

When you see me
Fly away without you
Shadow on the things you know
Feathers fall around you
And show you the way to go
It's all over, it's all over.
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Tetsi
Angel
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Registriert: Feb 2003

Beitrag von Tetsi »

Hey, sehr gut!
Wenn man die zwei Geschichten nacheinander liest, dann kommt das so ungefähr dem Erlebnis beim Umschalten von Rtl2 auf 3sat gleich :D
Mir gefällt das Konzept bzw die Strukturierung; Man liest die Geschichte, lässt die Bilder auf sich einströmen, Befürchtungen oder Ahnungen hat man noch keine, den Flug von Erik vergisst man beim Lesen schon fast, fühlt sich nur in Eriks Gedanken ein; nachdem dann aber diese Linie im Kopf entstanden ist, das Bild das man sich gedanklich von der Geschichte gemacht hat, wird dasselbe plötzlich umgeworfen durch die "unmögliche" Wendung. Unerwartet (gut, man hätte auch schon vorher drauf kommen können, ich finde es aber besser Geschichten auf sich einströmen und sich überraschen zu lassen) und deshalb auch abgeschlossen als Kurzgeschichte, was bei der ersten Geschichte nicht der Fall war.
Die Verwendung von Zeilen aus einem Lied finde ich auch sehr gelungen, peppt das ganze noch etwas auf und betont die Aussage der Handlung.
In Sachen Orthografie/Ausdruck ist mir beim Lesen nur eine Stelle ins Auge gesprungen: "...waren zurück auf die Bühne gekehrt." - Die Trennung von zurückkehren tut mir da etwas weh. Dann vielleicht noch die Dopplung von "andächtig" gleich darunter, hört sich ganz einfach nicht so gut an, auch wenn es möglicherweise gewollt war.
Was ich verändert hätte: ausgeprägtere Schilderungen, am Anfang, des Flugplatzes, später im Flugzeug etc. Hauptsächlich banale Dinge um den Kontrast zur Gedankenwelt Eriks zu erhöhen. Banal, aber nicht zu allgemein gehalten, deshalb vorallem detailreich und spezielles Wissen einflechtend (Typ des Flugzeugs, Aussehen des Fallschirms, so was halt) um der Geschichte zusätzliche Konsistenz zu verleihen. Oder man wählt sich ganz besonders bestimmte Sachen aus, welche die Stimmung Eriks symbolisieren, aber ohne zu direkt zu werden.
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