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Gläubiger der USA

Verfasst: 15.11.2004, 20:31
von autsch
Aus "Le Monde - Atlas der Globalisierung"

Mit Gesammtschulden in Höhe von 29 000 Mrd. Dollar - davon 3400 Mrd. Dollar Auslandsschulden - ist die US-amerikanische Volkswirtschaft die bei weitem verschuldetste der Welt

Weiss da jemand Genaueres drüber?
"Wo" machen Staaten Schulden?
Wie sind die Konditionen von solchen Krediten überhaupt, wird also eine zunehmend große Zinslast kommen?
Für Deutschland gibt es einen sehr guten Link, allerdings sehr ausführlich, hab diesen allerdings nicht mehr...

Verfasst: 15.11.2004, 20:49
von arachno1d
bei andren Staaten oder der Weltbank... ka wo noch

Verfasst: 15.11.2004, 20:53
von Rex*Cramer
Das schon traditionelle Leistungsbilanzdefizit wird schon lange durch hohe Kapitalimporte finanziert, grob zusammengefaßt. Solange die USA mit dem Dollar _die_ Reservewährung der Welt hatten, war das nie ein Problem. Sie konnten sozusagen das Geld drucken, salopp gesagt. Durch die Bedeutung des Yen und nun auch des Euro ist das nun nicht mehr so leicht. Das ist teilweise auch ein Grund für die Schwächen des Dollars gegenüber anderen großen Wirtschaftsräumen, die realwirtschaftlich kaum zu begründen sind.

Verfasst: 15.11.2004, 22:56
von Gustavo
Original erstellt von Rex*Cramer
Das schon traditionelle Leistungsbilanzdefizit wird schon lange durch hohe Kapitalimporte finanziert, grob zusammengefaßt. Solange die USA mit dem Dollar _die_ Reservewährung der Welt hatten, war das nie ein Problem. Sie konnten sozusagen das Geld drucken, salopp gesagt. Durch die Bedeutung des Yen und nun auch des Euro ist das nun nicht mehr so leicht. Das ist teilweise auch ein Grund für die Schwächen des Dollars gegenüber anderen großen Wirtschaftsräumen, die realwirtschaftlich kaum zu begründen sind.
Habe gerade neulich gelesen dass der Euro real irgendwo in der Region zwischen 1,80 und 2,20 angesiedelt sein soll, was für Deutschland ja höchst bedänklich wäre, als Exportnation mit größtem Abnehmer USA.

Und ich meine gelesen zu haben, dass ein Großteil der (neuen) Schulden auf Banken im asiatischen Sektor verteilt ist,

Verfasst: 15.11.2004, 22:58
von autsch
Original erstellt von Rex*Cramer
Solange die USA mit dem Dollar _die_ Reservewährung der Welt hatten, war das nie ein Problem. Sie konnten sozusagen das Geld drucken, salopp gesagt.
kredite in dollar, geldpressen in den usa, durch geldmengenerhöhung zwar inflation, aber kredite abbezahlt.
kann man sich das so vorstellen? ;>


btw
hast als wiwi-student mal smith gelesen? bin nämlich grad dabei. gibt es irgendwelche sachen, die sich inzwischen als unfug/veraltet herausgestellt haben?

Verfasst: 15.11.2004, 23:35
von Rex*Cramer
Original erstellt von Gustavo
Habe gerade neulich gelesen dass der Euro real irgendwo in der Region zwischen 1,80 und 2,20 angesiedelt sein soll, was für Deutschland ja höchst bedänklich wäre, als Exportnation mit größtem Abnehmer USA.
Huch? Wie kommt man zu solchen Ergebnissen?

Original erstellt von autsch
kredite in dollar, geldpressen in den usa, durch geldmengenerhöhung zwar inflation, aber kredite abbezahlt.
kann man sich das so vorstellen? ;>
Im Prinzip durch eine Geldmengenerhöhung, ja. Solange das importierte Kapital für Wachstum sorgt und reale Werte schafft, ist das mit der Inflation kein Problem.

Original erstellt von autsch
btw
hast als wiwi-student mal smith gelesen? bin nämlich grad dabei. gibt es irgendwelche sachen, die sich inzwischen als unfug/veraltet herausgestellt haben?
lol :ugly:

Ich muß immer schmunzeln, wenn im Allgemeinen Forum etc. mit Marx, Smith & Co. argumentiert wird. Niemand würde in anderen Fachbereichen auf die Idee kommen, so alte Theorien anzuführen :p
Sagen wir mal so: Höhere Mathematik wird man auch nicht verstehen können, wenn man die Grundrechenarten nicht kennt :)

Verfasst: 15.11.2004, 23:51
von Gustavo
Original erstellt von Rex*Cramer


Huch? Wie kommt man zu solchen Ergebnissen?

Darüber lässt der Spiegel einem leider im Unklaren, hätte mich auch mal interessiert. Der Interviewte sprach von einer Dollar-Blase, allerdings hatte ich den Begriff auch schön gehört, als der Euro noch 80 Cent wert war...

Verfasst: 16.11.2004, 16:50
von autsch
Original erstellt von Rex*Cramer

Ich muß immer schmunzeln, wenn im Allgemeinen Forum etc. mit Marx, Smith & Co. argumentiert wird. Niemand würde in anderen Fachbereichen auf die Idee kommen, so alte Theorien anzuführen :p
Sagen wir mal so: Höhere Mathematik wird man auch nicht verstehen können, wenn man die Grundrechenarten nicht kennt :)
im allgemeinen wird argumentiert? :ugly:
die sache ist doch, dass smith die wesentlichen grundlagen gebaut und vernünftig volkswirtschaftlich gedacht hat, nur stellt sich mir die frage, ob ich das gleiche nicht wesentlich bequemer in nem modernen lehrbuch mit schönen bunten grafiken finde ;>
geht mir einfach darum, ob ich was wesentliches verpasse, wenn ichs nicht konzentriert durchlese wie momentan

Verfasst: 17.11.2004, 12:21
von Rex*Cramer
Original erstellt von Gustavo
Darüber lässt der Spiegel einem leider im Unklaren, hätte mich auch mal interessiert. Der Interviewte sprach von einer Dollar-Blase, allerdings hatte ich den Begriff auch schön gehört, als der Euro noch 80 Cent wert war...
Ob es die gibt oder nicht und wenn ja in welchem Ausmaß, ist bestimmt schwer einzuschätzen. Unabhängig davon: Bzgl. der Geldmenge haben die USA in der Vergangenheit sicher ihre komfortable Position ausgenutzt. Die besteht darin, daß gegen so ein großes Volumen Spekulationen in Größenordnungen kaum möglich sind und wenn, man sich ohnehin ins eigene Knie schießen würde im Hinblick auf weltwirtschaftliche Folgen. Also eine total andere Situation, als wenn fluchtartig Kapital aus Argentinien o.ä. abgezogen wird. Das fremdfinanzierte Wachstum ist also eine Konsequenz, nicht Ursache.

Original erstellt von autsch
im allgemeinen wird argumentiert? :ugly:
die sache ist doch, dass smith die wesentlichen grundlagen gebaut und vernünftig volkswirtschaftlich gedacht hat, nur stellt sich mir die frage, ob ich das gleiche nicht wesentlich bequemer in nem modernen lehrbuch mit schönen bunten grafiken finde ;>
geht mir einfach darum, ob ich was wesentliches verpasse, wenn ichs nicht konzentriert durchlese wie momentan
Die Kernaussagen sollte man schon kennen :D

Verfasst: 17.11.2004, 17:04
von autsch
Original erstellt von Rex*Cramer

Die Kernaussagen sollte man schon kennen :D
gut, die kernaussagen lassen sich sicherlich auch in kurzfassungen finden, dann bleibt mehr zeit für die andren bücher und hl2 :ugly:

Verfasst: 30.05.2005, 22:43
von M4eIswisscarnage
Ganz kurz zusammengefasst ist die Situation so, soweit ich das verstanden habe:

Das Handelsdefizit der USA wird kompensiert durch Staatspapiere, die vor allem exportierende asiatische Länder kaufen. Diese Länder sitzen auf Bergen von Dollars, aber sie können sie nicht umtauschen. Wenn sie das versuchen, könnte es zu einer Kettenreaktion kommen: Die Dollar-Wechselkurse brechen ein, und andere Länder werden gleichziehen und ebenfalls versuchen, ihre Dollars einzutauschen, was den Wechselkurs weiter schwächt.

Die Amerikaner leben über ihre Verhältnisse, aber es gibt ein Gleichgewicht des ökonomischen Schreckens: Wenn die asiatischen Länder den Dollar schwächen, geht ihr wichtigstes Importland kaputt und ihre eigene Wirtschaft erleidet ebenfalls schaden. Dennoch ist die Leidensbereitschaft der Gläubiger nicht unbegrenzt und irgend ein kleines asiatisches Land könnte heimlich versuchen, seine Dollars abzusetzen, was dann möglicherweise den Einbruch des Dollars und eine weltweite wirtschaftliche Flaute zur Folge hätte. Die ganz grossen Gläubiger wie China können sich dieses Risiko aber nicht leisten und kaufen weiter Dollars. Die gegenwärtige Situation kann noch einige Monate, zwei oder drei Jahre, anhalten, aber sicher nicht zehn Jahre...

Verfasst: 31.05.2005, 12:21
von Rex*Cramer
Huch, ein altes Thema wurde wieder ausgegraben :)

Es sind verschiedene Faktoren zu berücksichtigen. Gucken wir uns die Situation Schritt für Schritt an.
Der Import der USA an Konsumgütern ist deutlich höher als ihr Export. Finanziert wird das durch eine Erhöhung der Geldmenge. Dies würde auf die Dauer zur Folge haben, daß die Verschuldung gegenüber dem Ausland hochgetrieben wird, die Währung an Wert verliert, man sich den Importüberschuß zunehmend weniger leisten könnte und schließlich das Leben über die Verhältnisse umkehrt in eine Situation, wo ein Teil der inländischen Produktion für die Tilgung draufgeht. Isoliert betrachtet.
Der Kapitalimport ist aber ebenfalls hoch. Man könnte ganz grob sagen, Ausländer nehmen ihre Handelsüberschüsse und investieren sie direkt wieder in den USA. Aus Sicht der USA findet also ein Ausverkauf von Produktionsfaktoren für Konsumgüter statt. Solange man ein kräftiges Wirtschaftswachstum hat, das teilweise dadurch entsteht bzw. angeheizt wird, kann man die negativen Folgen eindämmen, wenn man dadurch in die Lage versetzt wird, daß man Zuwächse verkaufen kann. Das läßt sich dann nahezu unbegrenzt durchhalten. Die Situation wird erst riskant, wenn das Wachstum nachläßt oder die Auslandsinvestitionen abnehmen und man nicht gleichzeitig den Import senkt. Auf der anderen Seite rechtfertigt ein kräftiges Wachstum wiederum die Geldmenge, die Währung bleibt stabil.
Das ist natürlich extrem vereinfacht, da z.B. Handelspartner nicht diejenigen sein müssen oder sind, die die Investitionen tätigen usw., aber hier geht's ja nur darum, was die Bilanz praktisch bedeutet.

Sowas wie eine Leidensbereitschaft von Gläubigern gibt es nicht in dem Zusammenhang. Und mit China hat das auch nichts zu tun. Der Yuan ist wahrscheinlich 20-30% unterbewertet - mit Absicht der Regierung. Sie sind gut beraten, hohe Dollarreserven zu halten. Das Wirtschaftswachstum wird erkauft durch Exporterfolge durch Abwertung zu Lasten der eigenen Bevölkerung und mit hohen Auslandsinvestitionen. Sollte sich diese Entwicklung abschwächen, kann man schnell in eine unangenehme Situation kommen, sollte der Yuan einmal als überbewertet gelten. Hat man dann nicht genug Reserven, bevor man die Notbremse ziehen kann, könnte die Wirtschaft in China zusammenbrechen. Das ist jetzt schon eine gefährliche Politik, die dort betrieben wird, vor der Fachleute warnen, selbst mit hohen Reserven in Fremdwährung. Die ausländischen Regierungschefs sollten darum aufhören, mit protektionistischen Maßnahmen gegen die chinesische Textilindustrie vorzugehen, um auf der anderen Seite gute Mine zum bösen Spiel zu machen, um ja niemanden zu verprellen. Das sogar mit Mitteln wie dem Versprechen, sich für die Aufhebung des Waffenembargos einzusetzen, was nun mit Wirtschaft absolut nichts zu tun hat (immerhin handelt es sich immer noch um eine Diktatur, die kürzlich militärische Aktionen gegen Taiwan per Gesetz nicht mehr ausgeschlossen hat). Stattdessen sollte man darauf drängen, daß China den Wechselkurs freigibt. Das würde für eine Menge Entspannung sorgen (außer bei den Chinesen, die Angst haben, ausländische Investoren zu verlieren, aber so eine Politik ist auf Dauer wirklich nicht hinzunehmen - würden alle so handeln, würde die Weltwirtschaft ruckzuck zusammenbrechen). Das ist aber eigentlich ein ganz anderes Thema :D

Verfasst: 31.05.2005, 13:28
von netro
über das wissen von rex cramer kann ich immer wieder nur staunen.
aber was bringt schulden machen ländern wie den usa überhaupt ?
ich meine im enddefeckt müssen sie doch immer mehr zurückzahlen als sie genommen haben, oder? und ich kann mir niht vorstellen dass die usa jemals so pleite warden dass sie fremdes geld benötigt hätten.

puhh, diese wirtschaftsphylosophie ist echt zu komplex für unsereins :(

Verfasst: 02.06.2005, 12:48
von jacen
Original geschrieben von Rex*Cramer
Stattdessen sollte man darauf drängen, daß China den Wechselkurs freigibt. Das würde für eine Menge Entspannung sorgen (außer bei den Chinesen, die Angst haben, ausländische Investoren zu verlieren, aber so eine Politik ist auf Dauer wirklich nicht hinzunehmen - würden alle so handeln, würde die Weltwirtschaft ruckzuck zusammenbrechen). Das ist aber eigentlich ein ganz anderes Thema :D
leider interessiert es die politischen führer, oder besser gesagt deren berater, nicht was für die weltwirtschaft besser wäre, sondern sie spekulieren wohl darauf, dass sie die eigene wirtschaft, selbst nach einm kollaps der exportmärkte wie usa, selbst erhalten können.

ausserdem ist der wirtschaftliche und technologische fortschritt des landes ebenfalls etwas das zu solchen "taktiken" anspornt.


p.s.:
ich mag weltwirtschaft ganz und gar nicht. im endeffekt gibts immer einen der objektiv betrachtet unfair gegenüber den anderen handelt. jetzt sinds sogar schon 2 ... :(

Verfasst: 03.06.2005, 15:09
von autsch
Original geschrieben von jacen

p.s.:
ich mag weltwirtschaft ganz und gar nicht. im endeffekt gibts immer einen der objektiv betrachtet unfair gegenüber den anderen handelt. jetzt sinds sogar schon 2 ... :(
ich will ja nix sagen, aber ohne die weltwirtschaft wäre u.a. eines deiner lieblingsländer (korea) nicht am erfüllen von quests in wow, sondern in einem zustand, der dich schrecken würde.
ausserdem ist es irgendwie besonders von deutschland aus die weltwirtschaft zu kritisieren, ist ja nicht so, als ob wir nicht davon profitiert hätten....

Verfasst: 05.06.2005, 03:51
von Achereto`
Original geschrieben von autsch
kredite in dollar, geldpressen in den usa, durch geldmengenerhöhung zwar inflation, aber kredite abbezahlt.
kann man sich das so vorstellen? ;>
IM Prinzip schon, allerdings haben sich einige Staaten (afaik u.a. auch die USA) nach der hyperinfaltion in Deutschland geschworen (schriftl Vertrag oder sowas), dass man Geldprobleme nicht mehr durch Beschleunigen der Inflation lösen will. Von daher ist dieses Mittel stark begrenzt.
WElche Mittel genau verwendet wurden und werden, weiß ich allerdigns nicht so genau :\

Verfasst: 05.06.2005, 12:47
von Rex*Cramer
Uff...
Ja, das glaube ich auch, daß du es nicht so genau weißt...