Hab mir den Film gestern angeschaut und muss sagen, dass er mich schwer beeindruckt hat.
Zuerst mal hat Gael García Bernal in der Rolle des 23 jährigen Guevara imo mehr als nur überzeugt. Nicht nur dass er seiner Figur auf Haar gleicht, er übermittelt auch ein glaubhaftes Charakterbild des damals noch unentschlossen und und sich "im geistigen Umbruch befindenden" Guevara.
Salles versuchte bewusst das Thema Politik in diesen knapp 2 h fast vollständig auszuklammern und gleichzeitig dennoch Guevaras charakterliche Wandlung, seine Entwicklung eines sozialkritischen Bewusstseins aufzuzeigen, hervorgerufen durch die Konfrontation mit dem Elend Lateinamerikas.
Das ist imo das einzige was mich an dem Film etwas störte.
Der Regisseur wird seiner anfangs behaupteten politischen Neutralität nicht vollkommen gerecht.
Durch die Beschreibung der humanistschen Tätigkeiten Guevaras und durch den Abspann entsteht ein eindimensionales Bild des Revolutionärs, die Rolle die er während der Jahre 1959-67 wird in keiner Minute des Films angesprochen (gut ist ja dem Titel nach auch nicht das Thema).
Dennoch wird relativ schnell klar, wo der Regisseur politisch steht, wenn er den Sonnenaufgängen am Amazonas und den schneebedeckten Andengipfel die Kleinbauern als Opfer des Feudalismus, die Ausbeutung der Minenarbeiter und die sozialverachteten Leprakranken gegenüberstellt.
Trotzdem schmälert das imo nicht die Leistung des Regisseurs, der diesen Film mit Sicherheit auch aus seiner Bewunderung des lateinamerikanischen Kontinents gedreht hat. Alleine die traumhaftschönen Landschaftsaufnahmen rechtfertigen schon die 4,50 € und erwecken Fernwehgefühle :>
Ich kann den Film echt nur jedem ans Herz legen, der mal hinter die Fassade der photographischen Ikone blicken will, die er durch Korda wurde!
