Original geschrieben von drluv
Ersteinmal: Rechte Wähler: Was Hessen angeht, hast du da nicht ganz recht. die REP hat zwar 0,3% Verloren, aber die NPD dafür 0,5% zugelegt. (Oder habe ich dich da falsch verstanden?) Weiterhin will DieLinke. das Asylrecht wieder im Grundgesetz verankern, das aber nur am Rande.
Gut, für Hessen ist das in der Tat schwer zu sagen, weil die NPD bei der Wahl davor gar nicht angetreten war. Mein Fehler - hatte da Hamburg im Hinterkopf.
Original geschrieben von drluv
So in welchen Punkten unterscheiden sich SED und DieLinke. nun?
1. Vollständige Bekennung zum Grundgesetz.
2. Abkehr vom Stalinismus. D.h. verurteilung von Staatlicher Gewalt, Gulags etc.
3. Bestimmung durch Demokratische Wahlen innerhalb der Partei, sowie auch ausserhalb. (stichwort direkte Demokratie)
4. Keine Autoritäre Sozialismusideen, annäherung an den Kapitalismus (stichwort soziale Marktwirtschaft)
5. Sie erkennen es an, dass die alten Ideen und Überzeugungen Grund dafür waren, dass die DDR gescheitert ist.
Und das glaubst Du wirklich? Woher stammt das? Wieder aus deren "Programm"? Dazu habe ich schon was gesagt, nämlich daß diese Herangehensweise an sich schon naiv bis lächerlich ist. Wenn man von denen einen Eindruck bekommen möchte, muß man sich schon "etwas" mehr bemühen und recherchieren ...
Deutsche Demokratische Republik. Demokratisch. War die DDR nun wirklich demokratisch, weil es schließlich schon aus dem Namen hervorgeht? Weil Wahlen abgehalten wurden? Mit extrem hoher Zustimmung, wie es für sozialistische Regime "üblich" ist? Wozu dann noch eine Mauer? Ach ja, Christel Wegner hat es ja neulich erklärt: um die bösen Wessis davon abzuhalten, das Paradies auszuplündern.
Hat sich daran nun grundlegend was geändert? Dafür reicht nicht die Feststellung, daß heute allerlei Bekenntnisse zur Demokratie zu hören sind, sondern man muß schon auch untersuchen, was das denn für die bedeutet. So hat denn Lothar Bisky in einem
Interview auf die Frage "Sie waren Mitglied der SED, der PDS, der Linkspartei und nun der Linken. Klingt eher wendig als vertrauenerweckend." mit "Demokratischer Sozialist bin ich immer geblieben. Das ist die Konstante in meinem Leben." geantwortet. Immer ist er das also geblieben. Immer. Ohne Einschränkung. "Demokratischer Sozialist" ist Lothar Bisky also auch nach seinem Selbstverständnis gewesen, als er in der DDR lebte, denn das ist ja die "Konstante" in seinem Leben. In der DDR, der er als hoher Funktionär diente. Das sind seine Vorstellungen von Demokratie.
So auch IM Notar Gysi: Er hatte in der DDR die Aufgabe, die Rechtsanwälte auf Linie zu trimmen. Das war nicht irgendeiner, sondern er gehörte zu den Spitzenleuten des Regimes. Genauso, wie es die Aufgabe seines Vaters für die Kirche war. Heute tingelt dieser Mann durch die Talkshows, tritt angeblich für die Bürgerrechte ein und es wird so getan, als sei nichts gewesen. Unglaublich und unerträglich.
Wie wir als Demokraten die Demokratie sehen, ist etwas ganz anderes als das, was Kommunisten darunter verstehen.
Dazu habe ich aber oben schon genug geschrieben, auch z. B. zu Lafontaines Äußerungen zu den "Menschenrechten, die man nicht gegen Kommunisten verwenden dürfe" usw. Du müßtest das halt auch mal lesen und mitdenken.
Original geschrieben von drluv
Diese Punkte lassen sich einmal in irgendwelchen Reden finden, ein anderes mal in Interviews, und veröffentlichung der Partei selbst. Quellen hierfür waren jetzt gerade spiegel, fr, faz, zeit und wikipedia. (sorry, bin noch im büro, wenn du willst suche ich dir noch die entsprechenden artikel heraus).
Bis jetzt erschöpft sich das nach wie vor in Behauptungen. Ja, oberflächlich betrachtet lassen sich en masse solche Aussagen finden. Bis jetzt habe ich aber noch nicht erlebt, daß davon auch nur eine so gemeint gewesen wäre, wie Du es uns glauben lassen möchtest, sondern immer derjenige nicht verstanden hat, was wirklich gesagt wird.
Wenn Bisky etwa erklärt, er sei ein "demokratischer Sozialist", dann klingt das, als hätte er dem verbrecherischen Regime abgeschworen und wäre zur Vernunft gekommen. Daß er aber laut eigener Aussage "demokratischer Sozialist" schon damals war, als er der DDR treu untergeben war, daß er es "_immer_geblieben_" ist, dreht die Sache komplett um.
Zu den alten Ideen habe ich oben schon genug gesagt, man muß nur genau hingucken. Die Annäherung zum Kapitalismus und zur Sozialen Marktwirtschaft meinst Du hoffentlich nicht ernst. Da weiß man ja schon in der SPD gar nicht (mehr) und in der Union kaum noch, was das überhaupt ist. Und Systemüberwindung, wie es die Linken wollen und in ihren Zielen steht, läßt nun nicht darauf schließen, daß sich an ihren Überzeugungen irgendwas geändert hat, noch, daß überhaupt aus den ganzen Erfahrungen gelernt wurde.
Und genauso sieht es mit dem Rest Deiner Behauptungen auch aus: Wer da den wirklichen Hintergrund nicht sieht, der hat nur nicht genug Wissen, um die Aussagen richtig einordnen zu können.
Original geschrieben von drluv
Du hast recht, wenn du sagst dass Parteien viel schreiben können, und viel sagen können. Aber wie sollen wir denn sonst zumindest einen Anhaltspunkt darüber finden, wie sich die Partei verhalten wird? In Berlin erfuhr sie wegen Kompromissen zum sog. "Sozialabbau" sogar ziemlich viel positive oder zumindest objektive Resonanz (selbst bei Zeitungen wie der FAZ), also eben nicht nur die "typisch Kommunistischen" Sachen, wie du sie nanntest.
Du könntest wenigstens "langsam" mal anerkennen, daß ich dazu schon haufenweise Anhaltspunkte geliefert habe. Es wird nervig, wenn Du laufend solche Fragen in den Raum wirfst, aber auf nichts eingehst. So kann man nicht diskutieren.
In Berlin haben sie also das Gegenteil von dem gemacht, was ihre Vertreter dauernd an Versprechungen abgeben, die ohnehin weit außerhalb dem liegen, das auch nur annähernd finanzierbar wäre. Wenn Du aber meinst, das sei für Kommunisten nicht typisch, dann bist Du auf dem Holzweg.
Was wir erleben, wo sie schwach sind wie im Westen, ist die klassische Bündnisstrategie der Kommunisten. Dabei kommt es nicht darauf an, wie stark die Kommunisten zahlenmäßig sind und schon gar nicht auf Ziele. Der Entscheidende Punkt ist dabei immer die Gewinnung von Einfluß. Dafür wird alles mitgemacht, jede Kröte geschluckt.
Auf die Umsetzung von Zielen kommt es deswegen nicht an, weil für Kommunisten die Arbeit und die Verbesserung innerhalb eines Systems, das sie ohnehin ablehnen und "überwinden" wollen, vollkommen bedeutungslos ist. Kommunisten haben schon immer gewußt, daß es auf die Macht ankommt!
Darum machen sie mit ohne zu murren, deshalb wird ohne zu zögern in Berlin alles mitgemacht gegen ihr "Programm". Solange Kommunisten in der Minderheit sind, kann man sich gar keine besseren Partner wünschen - nur der Schein trügt.
Daß sie so handeln, weil es ausschließlich um Macht geht, ist aber nun wirklich uralt und sollte man wissen, wenn man sich mit dem Thema auch nur wenig auseinandergesetzt hätte.
Daß schließlich deren "Programm", von dem sie in Berlin nun angeblich "abweichen", pure Fassade ist, müßte trotzdem leicht zu erkennen sein, weil es voll von Blödsinn und völlig unrealistischen Forderungen ist. Siehe z. B. mein Kommentar zu Lafontaines Äußerungen zum "internationalen Finanzkapital" in Zusammenhang mit ihrem "Programm". Es ist traurig, wieviele Menschen nicht in der Lage sind, sowas als üblen Populismus zu erkennen.
Original geschrieben von drluv
Bevor du mich falsch verstehst, es muss noch ziemlich viel passieren, bevor ich es überhaupt in Erwägung ziehe DieLinke. zu wählen. Sehr viel sogar. Aber ich tu mich schwer eine Partei von Grundauf abzulehnen, und habe sogar das Parteiprogramm der FDP und das von der NPD gelesen
Tja, so sehe ich das grundsätzlich auch. DieLinke lehne ich aber gerade ab, _weil_ mich das Thema interessiert. Aber nur Programme zu lesen, ist schon reichlich wenig.
Noch zwei Punkte zu SED/Linke-"Gleichsetzung":
1. Ich sehe das u. a. auch als Mittel zur Differenzierung, denn in der Partei DieLinke gibt es Leute, die sind so dumm, daß sie denken, es ginge da um "soziale Gerechtigkeit" usw., aber gar nicht merken, daß sie in einer kommunistischen Partei sind. Denen täte man Unrecht, wenn man den wahren Kern, die alten Ziele der SED, auch auf sie bezöge.
2. Mir mißfällt hingegen ein wenig, wie Du mit SED und DieLinke umgehst, denn man kann leicht den Eindruck bekommen, als meintest Du, die hätten gar nichts miteinander zu tun, als handelte es sich um ganz verschiedene Parteien.