Original geschrieben von mssh
Der Beruf des Politikers scheint mir tatsächlich die maximal mögliche Ausprägung einer ganzen Klasse von Berufen zu sein, die sich nur dadurch legitimiert, dass Menschen nicht in der Lage sind, basale Dinge wie auf Reziprozität und Moral basierende Interaktion zu beherrschen.
Dieser Gedanke fortgeführt, bringt dann wahrscheinlich die üblichen Aussagen "der Mensch ist noch nicht bereit für den Kommunismus" u. ä. hervor, drückt aber in Wahrheit nur aus, daß nicht verstanden wurde, woran er gescheitert ist.
Original geschrieben von mssh
..., jedoch will ich meine kostbare Lebenszeit nicht damit verschwenden, aus Scheisse Schlösser zu bauen, oder, um die Metapher mal einigermaßen euphemistisch zu gestalten: Um mich mit Problemen herumzuschlagen, die sich aus mentaler Unzulänglichkeit der menschlichen Gattung ergeben.
Du bist gerade dabei.
Sozialismus/Kommunismus scheitert auch dann, wenn man die moralischsten Menschen annimmt, die man sich nur vorstellen kann. Das Versagen auf den Menschen zu schieben, der angeblich unzulänglich, nicht bereit, unmoralisch oder was auch immer ist, hat damit genau gar nichts zu tun.
Um mal einen Stichpunkt dazu zu nennen: Du solltest Dich mal mit einem sogenannten ökonomischen Dilemma auseinandersetzen. Ein wenig Einsicht zu der Tatsache, daß in großen Gruppen das Interesse des Einzelnen diametral abweichen kann und das meistens auch tut, wäre auch nicht schlecht. Irgendwann kommt man dann drauf, wo der Hase im Pfeffer liegt.
Original geschrieben von mssh
Achso, Rex*Cramer: Ich weiss, die große Masse an Idioten, dien ihn wie blinde Dampfhammer vertreten, vergällen einem den Kommunismus sehr schnell, jedoch vergisst man in seiner "Der Kommunismus funktioniert nicht, sieht man doch an [UdSSR, China, Nordkorea, Kuba...]"-Argumentation häufig, dass es sich dabei um Diktaturen handelt, bei der die Grundsätze des Kommunismus nur auf wirtschaftlicher und nicht auf gesellschaftlicher Ebene angewandt wurden und werden.
Viel schlimmer: Es geht sogar gar nicht ohne Diktatur und Freiheitsberaubung der Menschen. Die Vergangenheit hat das in der Praxis bewiesen.
Original geschrieben von mssh
Ich denke, Verweise auf das Ulmer Modell oder auf Götz Werner sind hier überflüssig, da du sicherlich weisst, wovon die Rede ist, aber diese Modelle (auch wenn sie keinesfalls perfekt oder auch nur besser und ausgereifter als die aktuellen Modelle der sozialen Marktwirtschaft sind) zeigen, dass es durchaus möglich ist, sozialistische Grundsätze auf unsere moderne Gesellschaft anzuwenden. Bin mal auf die Praxiserprobung, die dann ja hoffentlich bald mal folgt, gespannt.
Diese Modelle sind nicht nur nicht perfekt, sondern grober Unfug, erdacht von Leuten, die nicht vom Fach sind. Im Allgemeinen Forum wurde das ausgiebig diskutiert, aber leider ist der Strang nicht mehr da.
Wie die Bevölkerung wählt, ist zwar schon krass, aber so blöd, daß sowas jemals praktisch umgesetzt wird, ist sie denn doch nicht.
Original geschrieben von mssh
Prinzipiell wäre es aber denkbar, mit einem zentralen Verteilungsorgan den Kommunismus wirtschafltich und gesellschaftlich durchzusetzen, VORRAUSGESETZT, du besetzt dieses Organ tatsächlich mit Menschen, die extrem Gerechtigkeitsmotiviert sind (solche gibt es, Gerechtigkeitsmotivation ist ein Forschungsbereich der Motivations- und Volitionspsychologie).
Oben beklagst Du, daß es sozialistische Versuche nur zusammen mit einer Diktatur gibt. Jetzt bist Du bereits dabei, ein Organ einzurichten, das den Kommunismus _durchsetzt_. Merkst Du was?
Original geschrieben von mssh
Diese würden dann im Endeffekt für das Gleichverteilungssystem sorgen und der Rest der Bevölkerung muss nicht zwangsweise so motiviert sein, er bekäme diese Regelung als Gesellschaftsvertrag genauso vorgesetzt, wie du im Moment als Bürger eben akzeptieren musst, wenn der Staat die Mehrwertsteuer erhöht oder dir verbietet, mit deinem Auto so schnell zu fahren, wie du es für richtig hältst.
Er bekommt das also vorgesetzt. Hört sich für mich exakt nach einer Diktatur an. Die Wahl, so ein System abzulehnen, das ihn in die Armut führt, hat er anscheinend ja nicht.
Original geschrieben von mssh
Bevor mich jetzt jemand (RC) blöd anflamed, weil er nicht "meiner Meinung" ist (wie es hier ja Usus zu sein scheint), sei gesagt, dass es sich hierbei nur um einen hypothetischen Gedanken und nicht zwangsweise um meine eigene Meinung handelt. Daher könnt ihr gerne dran rumdiskutieren, aber stellt es nicht als meine Meinung dar.
Keine Angst, es lohnt sich nicht, solche Gedanken groß zu diskutieren. Die Geschichte hat das längst erledigt.
Original geschrieben von mssh
Ich halte die Forderung nach einem Grundeinkommen als sozialistisches Element, wie sie im Modell von Werner vorgeschlagen wird, prinzipiell für machbar, weil sie nämlich auch eine weitere generelle Schwäche des Kommunismus, die Individuelle Selbstverwirklichung nicht antastet. Du kannst weiterhin sparen und mit deinem Geld machen, was du möchtest.
Das mag schon sein, daß Du ein Bürgergeld für machbar hälst, nur leider hast Du überhaupt keine Argumente und Götz Werner auch nicht. Er hat nur ein paar laienhaft zusammengezimmerte Ideen, die aber weder durchgerechnet noch in der Praxis auch nur annähernd umsetzbar sind. Jeder Student im Grundstudium sähe das sofort. Tut mir ja leid, das so hart sagen zu müssen, aber so sieht es nunmal aus.