Willkommen im #Neuland
Login wie bei quake.ingame.de zuvor, die Passwörter aus der alten Datenbank wurden aber gelöscht - einmal hier neu anfordern.
Wer seine E-Mail-Adresse nicht mehr hat oder kennt, bitte eine Nachricht mit Infos schicken o. im Discord melden.

PQ Discord Server: #planetquake                                                                                                                                         Spenden? Hier entlang!

Griechenland, der Euro und wir

Für alles rund um Politik, den Wahlkampf, die Parteien und die Kandidaten...
Antworten
mnz

Griechenland, der Euro und wir

Beitrag von mnz »

Kann mir mal jemand in einigermaßen kurzer Form erklären wieso es scheinbar ausschließlich das Problem Deutschlands ist, was mit Griechenlands Schuldenberg passiert und damit auch mit dem Euro?
Seit wann haben wir denn das alleinige Sagen über solche Sachen?
Wenn ich zum Beispiel folgenden Artikel lese:
http://www.timesonline.co.uk/tol/commen ... 991719.ece
muss ich mich fragen was ich da alles verpasst habe.

Und wieso ist das für den Euro so ein großes Problem? Ich verstehe, dass ein Ausschluss Griechenlands sehr problematisch wäre für den Euro, da dann viele Länder mit ähnlichen Problemen schwer an günstiges Geld kommen würden, da ihnen das gleiche passieren könnte.
Ich verstehe auch, dass mit einer Hilfe das Land die Gefahr besteht, dass andere folgen und, dass wir unsere Wirtschaft massiv mit fremden Sachen belasten, aber:
Die schwache Wirtschaft und die hohen Schulden von Griechenland sind doch schon lange bekannt. Ich hab schon vor Ewigkeiten davon gelesen wie sich das Land in den Euro getrickst hat.
Warum war darauf scheinbar niemand vorbereitet? Oder sind die Dimensionen einfach doch viel schlimmer als erwartet?
GRDG
Gebannt
Beiträge: 11349
Registriert: Nov 2004
Wohnort: Mannheim

Beitrag von GRDG »

Die europäische union und der euro sind luxusprodukte aus einer zeit, wo man dies dank wirtschaftswachstum auch bezahlen konnte. Mal sehen wie lange es dauert bis das ganze zusammenkracht.
Bild
gastacc
Bones
Bones
Beiträge: 3205
Registriert: Mai 2006

Beitrag von gastacc »

Ich habe mir diese Frage auch mehrmals gestellt.
Kann das mal bitte jemand für ökonomisch Unbedarfte (also mich) erklären?
ramke hat geschrieben:graf, graf graf, graf von rotz.
graf graf, graf von rotz
graf graf
wenn ich dich halte
in meinen armen//dann
bist du meine gräfin von rotz
und wenn ich dahinschreite in meiner rotzschaft
ein paradies
das wir teilen!
Tesp
Slash
Slash
Beiträge: 628
Registriert: Mär 2006

Beitrag von Tesp »

Es ist nicht das alleinige Problem Deutschlands, auch nicht ein alleiniges Problem der europäischen Währungsunion (jenen Staaten, welche den Euro als Währung haben), sondern ein internationales, weshalb auch der IWF an derlei Rettungsaktionen beteiligt ist.

Deutschlands Quasi-Führungsrolle ergibt sich aus rein politischen Gründen, denn wir sind das wirtschaftlich stärkste Land Europas und die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt. Das wir hier quasi auf eine Führungsrolle in diesen Fragen drängen, liegt an der Verteidigung der eignen Interessen (über Sinn und Unsinn der geforderten Maßnahmen gehe ich hier mal nicht ein, denn das würde jetzt den Rahmen sprengen).

Ich stelle am besten mal einige Zahlen in den Raum:
  • Deutschland exportiert für 120 Mrd. Euro Güter in die südeuropäischen Länder, darunter auch Griechenland (Relevanz für die deutsche Exportwirtschaft).
  • Deutsche Finanzinstitute (Banken, Versicherungen, Fonds etc.) besitzen Staatsanleihen von prekär hoch verschuldeten Ländern (Griechenland, Portugal, Irland) in Höhe (ich sage explizit nicht "im Wert") von 500 Mrd. Euro, französische kommen auf 400 Mrd. Euro, ebenso wie britische.
  • 30% der weltweiten Währungsreserven sind Euro (60% US-Dollar, falls es jemanden interessiert).
Würden Griechenland, Portugal oder Irland zahlungsunfähig, so befürchtet man durch die hochvernetzten Strukturen am Kapitalmarkt eine Kettenreaktion, ähnlich 2008 durch den Zusammenbruch von Lehman Brothers.

Des Weiteren würde dies das internationale Vertrauen in den Euro erheblich schwächen und der Kurs gegenüber anderen Währungen würde stark fallen – teuere Einkaufspreise auf dem Rohstoffmarkt und allgemein bei Importen von außerhalb der Währungsunion wären die Folge. Die Konsequenz wären eine höhere Inflation und dadurch resultierende höhere Arbeitslosigkeit in ganz Europa (Inflation führt zur Abnahme der Kaufkraft und dadurch auch zu geringerer Nachfrage).

Der Euro ist übrigens kein Luxusprodukt aus einer Zeit, zu welcher noch Milch und Honig flossen (das war damals übrigens absolut nicht der Fall...), sondern ein Instrument zur Stärkung Europas als internationales Wirtschaftsgewicht.

Der Euro ermöglicht de facto erst den europäischen Binnenmarkt und ist als Währungsreserve interessanter, als eine D-Mark oder sonst eine Währung eines vergleichsweise kleinen europäischen Staates. Deutschland ist absoluter Nutznießer dieser Währung; das zeigt sich bereits, wenn man sich die Kursstabilität im Vergleich zur D-Mark ansieht – gerade für uns als Exportnation ist das wichtig.

Ja, die Griechen hatten sich mit gefälschten Bilanzen in die Währungsunion geschlichen und bekannt war das auch. Inwieweit man aber die Überschuldung hätte kommen sehen müssen, da gehen die Meinungen auseinander. Das Problem ist, dass in der Währungsunion die Wirtschaftspolitik der einzelnen Mitglieder nicht abgestimmt wird und man sich auf die Zahlen verlassen muss, welche man von den Partnern zur Verfügung gestellt bekommt (deren Qualität kennen wir ja...).
"Richt nur auf mich die scharfen Augen des Geistes, und es wird dir deutlich werden der Trug der Blinden, die uns führen wollen."

-Dante
Antworten