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President Mike Huckabee?

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Saladbowl
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President Mike Huckabee?

Beitrag von Saladbowl »

Gustavo
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Re: President Mike Huckabee?

Beitrag von Gustavo »

Original geschrieben von Saladbowl
Was haltet ihr von dem Burschen?

Er ist ein interessanter Typ. Aber er hat keine Chance, zum Präsidenten der USA gewählt zu werden.

Huckabee hat einige Vorteile: Von allen Kandidaten auf der republikanischen Seite erscheint Huckabee am sympathischsten zu sein, er schlägt sich gut in den Medien, sowohl in den seriösen Politsendungen wie "Meet the Press" als auch bei Satire wie dem "Colbert Report", sein Wahlkampf ist (vergleichsweise) einfallsreich und witzig, wie man am zweiten Link erkennen kann. Er war in einem Staat (Arkansas) Gouverneur, der für republikanische Partei lange Zeit ein rotes Tuch war, weil sie dort praktisch pro forma ihre Kandidaten gestellt haben, zu gewinnen war dort fast nie etwas; das für sich genommen spricht für Huckabee. Außerdem hat Huckabee eine interessante Geschichte zu erzählen: er war stark übergewichtig und hat enorm abgenommen, als "weiches" Argument nicht zu verachten, da das sehr leicht eine inspirierende Geschichte sein kann. Außerdem ist er Pastor und in den USA ist Religion für die meisten Wähler, auch für die weniger drastischen, ein wichtiges Thema. Huckabee profitiert davon, dass die christlichen Wählervereinigungen keinen aussichtsreichen Kandidaten gefunden haben, was Huckabee wiederum in eine bessere Position rückt. Persönlich gefielen mir die Auftritte von ihm, die ich gesehen habe, wirklich gut.
Aber Huckabee hat auch Probleme, die er nicht wird überwinden können: er kommt wie Bill Clinton aus Arkansas und wie Bill Clinton startet er in das Rennen als Außenseiter. Was für Clinton 1992 zumindest keine allzu große Hürde war, ist für Huckabee 2008 ein echtes Problem, da man Unsummen an contributions einnehmen muss, um überhaupt konkurrieren zu können. Auch wenn Huckabee relativ beliebt ist, hat er das nicht geschafft, da man ihm keine Chancen ausrechnet, tatsächlich Präsident zu werden. Insofern ist das auf gewisse Art ein Beispiel der selbsterfüllenden Prophezeiung. Außerdem spielt Huckabee ein bisschen im luftleeren Raum, seine Positionen sind alle denen von George Bush recht ähnlich und die Republikaner wissen, dass damit die nächste Wahl vermutlich nicht gewonnen werden kann. Außerdem ist Huckabees Position was Religion angeht vermutlich selbst für die meisten Amerikaner zu strikt: Huckabee hat sich schon öffentlich gegen die Lehre von der Evolution geäußert, was er nie wirklich zurückgenommen hat. George Bushs Frömmigkeitspathos kam auch erst zu vollem Glanz, als er bereits im Weißen Haus saß (mit Äußerungen wie der Behauptung, einen Auftrag von Gott zu haben wäre er dort vermutlich nie hingekommen), die meisten Amerikaner scheinen bei so rigiden Ansichten zumindest ein ungutes Gefühl zu haben und mir geht es ähnlich, weil das einfach von einer Geisteshaltung zeugt, die ich in diesem Amt nicht ausgeübt sehen will.
Letztendlich werden die Republikaner erkennen müssen, dass sie sich dieses Mal nicht auf Bushs Amtsbonus verlassen können und viele der Positionen, für die die republikanische Partei unter George Bush stand (die nicht mal unbedingt urrepublikanische Werte darstellten), nicht mehr mehrheitsfähig sein werden. Also müssen sie wieder auf den Trick hoffen, der ihnen schon 2004 geholfen hat: den Wahlkampf auf Themen fixieren, bei denen sie punkten können. Einen wirklichen Vorsprung gegenüber den anderen in Sachen Einwanderung hat keiner der republikanischen Kandidaten was die öffentliche Meinung angeht (Tom Tancredo steht am weitesten rechts, aber das ist wiederum zu weit rechts selbst für die meisten Republikaner und ganz sicher für die Allgemeinheit), deshalb wird es wohl darauf hinauslaufen, dass es um die "nationale Sicherheit" geht. Da führt dann für die Republikaner an Giuliani kein Weg vorbei und das wiederum erledigt auch die alternative Route für Huckabee zum Präsidentenamt: als Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten unter Giuliani kommt jemand wie Mike Huckabee nicht in Betracht. Somit dürfte Huckabee eine interessante Randerscheinung des Wahlkampfs sein, der auf dem Weg viel an Popularität in den Umfragen gutgemacht hat, aber der mittlerweile auch nahe daran ist, das bereits erreicht zu haben, was die Amerikaner "ceiling" nennen, das Maximum an Potenzial, das man ausschöpfen kann. Und was Huckabee damit ausschöpft, ist zwar für ihn eine starke Leistung, aber für die Nominierung wird es nicht reichen.
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Saladbowl
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Beitrag von Saladbowl »

Danke, sehr interessant. Ich bin sehr gespannt was dabei raus kommt.
Ich finde ihn jedenfalls sehr interessant, denke aber auch, dass er keine ernsthafte Chance hat, weil einfach vor allem die PR fehlt.
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