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Stilverbot 01) Vermeiden Sie das Wort „derselbe“! Lassen Sie es ganz weg oder
ersetzen Sie es durch „er, sie, es“ oder durch sinnverwandte
Wörter! Bisweilen kann man auch das ursprüngliche Wort
wiederholen.
Stilverbot 02) Wiederholen Sie ein Wort nicht innerhalb einiger Zeilen!
Vermeiden Sie auch zufälligen Gleichklang! Nur wenn ein Wort
besonders betont ist, dürfen Sie es wiederholen.
Stilverbot 03) Setzen Sie sich nie auf „weiße Schimmel“!
Stilverbot 04) Nach „und“ dürfen Sie das Subjekt nicht hinter das Prädikat
stellen!
Stilverbot 05) Bei den sogenannten trennbaren Zeitwörtern darf man die Vorsilbe
nicht zu weit von der Stammsilbe wegrücken. Auch sonst soll man
Nebensätze nicht zu lang werden lassen, sonst hinkt das Zeit-
wort zu sehr nach.
Stilverbot 06) Bilden Sie nie den Genitiv mit von!
Stilverbot 07) Klemmen Sie nicht zahlreiche Wörter zwischen Artikel und Haupt-
wort!
Stilverbot 08) Nicht zu viele Passiv-Formen! Erzählen Sie Handlungen in der
Tatform! Die Leideform ist nur berechtigt, wenn Sie
Leidensvorgänge wiedergeben wollen, wenn der Täter unwichtig ist
oder verschwiegen werden soll.
Stilverbot 09) Verwenden Sie Bezugssätze nur dazu, Eigenschaften,
Beschreibungen, Unterscheidungen und Mitteilungen früherer
Ereignisse wiederzugeben! Verwenden Sie sie nicht, um wichtige,
besonders künftige Geschehnisse oder andere Hauptsachen darin
unterzubringen! Hauptsachen erfordern Hauptsätze.
Stilverbot 10) Ersetzen Sie die verstaubten Kanzleischnörkel durch Ausdrücke der
lebendigen Rede!
Stilverbot 11) Nicht Wie, sondern Als: nach Komparativ und nach anders. Nicht
Als, sondern Wie: nach so und nach Vergleichen ähnlicher Dinge!
Stilverbot 12) Verwenden Sie die Zeitform nicht willkürlich! Gewöhnlich erzählt
man im Imperfekt. Handlungen, die vorausgegangen waren, berichtet
man im Plusquamperfekt. Will man lebhaft erzählen, so erzählt man
im Präsens. In diesem Fall berichtet man vorangegangene
Handlungen im Perfekt.
Stilverbot 13) Die deutsche Sprache ist schwierig, aber nicht eine schwierige.
Stilverbot 14) Setzen Sie was als Bezugswort nie hinter ein Hauptwort oder
hinter einen ganzen Satz, sondern nur hinter eine unbestimmte
Sache oder ein Eigenschaftswort!
Stilverbot 15) Keine Stilschlampereien!
Stilverbot 16) Um zu nur in Sätzen, die eine Absicht des Subjekts ausdrücken!
Sie dürfen nicht von einem Hauptwort abhängen.
Stilverbot 17) In wenn-Sätzen und anderen Bedingungssätzen kein würde!
Stilverbot 18) Eigenschaftswörter vor zusammengesetzten Hauptwörtern beziehen
sich immer nur auf den zweiten Teil des Hauptwortes!
Stilverbot 19) Her und hin nicht verwechseln! Her bedeutet: zu mir. Hin
bedeutet: von mir weg.
Stilverbot 20) Bilden Sie kein Passiv-Partizip von Verben, die kein Passiv
haben!
Stilregel 01) Wählen Sie den besonderen Ausdruck, nicht den allgemeinen!
Stilregel 02) Meiden Sie Modewörter!
Stilregel 03) Geben Sie Handlungen in Verben wieder! Meiden Sie das Übermaß der
Hauptwörter!
Stilregel 04) Meiden Sie die Streckverben!
Stilregel 05) Bilden Sie keine Wortketten, d. h. leimen Sie nicht mehrere Haupt-
wörter durch Genitive oder Verhältniswörter aneinander, sondern
stellen Sie selbständige Verben nebeneinander!
Stilregel 06) Wenn Sie in Ihrem Text ein Hauptwort mit -ung finden, das eine
Handlung bezeichnet, so prüfen Sie, ob Sie es nicht durch einen
Satz ersetzen können!
Stilregel 07) Bauen Sie kurze oder mittellange Sätze, möglichst nur fünfzehn bis
zwanzig Wörter! Aber auch keine Zwergsätze im Asthmastil!
Stilregel 08) Damit Ihre Sätze nicht zu lang werden, dürfen Sie nicht zu viele
Nebensätze bauen. Hauptsachen in Hauptsätze, Nebensachen in Neben-
sätze! Der Satz muß durchsichtig bleiben. Die Unterordnung eignet
sich mehr für verstandesmäßige, die Beiordnung für gefühlsbetonte
Texte. Ein reiner Hauptsatzstil ist eintönig.
Stilregel 09) Vermeiden Sie ein Übermaß von papierenen daß-Sätzen. Sie können
sie durch Infinitiv-Sätze oder auch durch uneingeleitete Neben-
sätze ohne daß ersetzen.
Stilregel 10) Wenn Sie in einem Satz etwas einschalten, so setzen Sie die Ein-
schaltung zwischen Gedankenstriche. Auch der Doppelpunkt macht oft
die Gliederung des Satzes klarer.
Stilregel 11) Seien Sie sparsam mit adverbialen Bestimmungen in Hauptwortformen!
Wenn sie lang sind, müssen sie durch Nebensätze ersetzt werden,
sonst entsteht der Stopfstil. Aber auch wenn sie kurz sind, wirken
sie leicht papierener als Nebensätze, namentlich wenn es sich um
Wörter auf -ung handelt.
Stilregel 12) Partizipien soll man in erster Linie angelehnt an ein Hauptwort
verwenden, also wie ein Adjektiv. Wir dürfen sie aber nicht mit
Ergänzungen belasten und dürften nie die Form zu lobend verwenden.
Auch können wir dsa Passiv-Partizip der Verben des allgemeinen
Handelns (die getroffene Maßnahme) meist streichen. – Das Partizip
in verbaler Anwendung ist mehr Sache der Stilmeister; es gibt An-
laß zu vielen Verstößen und wirkt leicht unnatürlich.
Stilregel 13) Stellen Sie das Sinnwort des Satzes in das Vorfeld! Wenn das Sinn-
wort vorbereitet werden muß, kommt es in das Nachfeld. Bisweilen
müssen wir ein Fürwort zu Hilfe nehmen, um das Sinnwort an die
richtige Stelle setzen zu können. Listenartige Aufzählungen ge-
hören übersichtlich an den Schluß des Satzes.
Stilregel 14) Verwenden Sie nur Wörter, die in die Stilschicht Ihres Textes
passen.
Stilregel 15) Schreiben Sie keinen Schreistil! Seien Sie sparsam mit dem Super-
lativ und den üblichen Verstärkungsworten. Wenn Sie ein Wort ver-
stärken wollen, so verwenden Sie andere, lebendigere Mittel.
Stilregel 16) Schreiben Sie keinen flauen Stil! Vermeiden Sie es, den Ausdruck
furchstam durch Worter wie fast und wohl oder durch verminderende
und umschreibende Ausdrucksweise abzuschwächen. Sie brauchen darum
nicht in Derbheiten und Grobheiten zu verfallen.
Stilregel 17) Schreiben Sie keine Phrasen, das heißt keine Sätze, deren Aus-
drücke aus einer hohen Stilschicht stammen, deren Inhalt aber
banal oder unecht ist! Schreiben Sie natürlich!
Stilregel 18) Setzen Sie Eigenschaftswörter nur, wenn Sie etwas Neues hinzu-
fügen, was der Leser wissen muß! Dies leisten nur die aussondern-
den Eigenschaftswörter und diejenigen, die eine charakteristische
Eigenschaft hervorheben, dagegen nie Beiwörter allgemeiner Natur.
Stilregel 19) Schreiben Sie nie gesucht! Wendungen, die gebildete Menschen in
mündlicher Unterhaltung nicht verwenden würden, soll man auch
nicht schreiben.
Stilregel 20) Fremdwörter sind zu vermeiden! Ausgenommen sind jene einige hun-
dert Fremdwörter, die fest eingebürgert sind, die also jeder ver-
steht und die einen scharf umrissenen Begriff bezeichnen, wie
Melodie und Kultur, Technik und Religion. Unentbehrlich sind
außerdem die wissenschaftlichen Fachausdrücke. Wir können keine
völlig fremdwortreine Sprache reden, aber wir müssen eine fremd-
wortarme Sprache schreiben. Je edler die Stilschicht, in der wir
uns ausdrücken, desto sparsamer müssen wir mit Fremdwörtern sein.
Stilratschlag 01) Schreiben Sie nur Dingen, von denen sie etwas wissen! Sammeln
Sie den Stoff in Form und Stichworten und gliedern Sie in
einer Disposition!
Stilratschlag 02) Bei langen oder schwierigen Texten tut man gut, Wegtafeln zu
setzen, das heißt die Gliederung im Text zu kennzeichnen.
Wegtafeln kann man auf verschiedene Weise setzen: man kann
sich auf die Disposition im Text beziehen; man kann den Ab-
sätzen Überschriften geben, in den Text Bemerkungen über die
kommenden Fragen einflechten usw. In Texten ohne Wegtafeln
soll man wenigstens häufig Absätze machen.
Stilratschlag 03) Frage, Ausrufe, Anführung wörtlicher Rede beleben die Dar-
stellung.
Stilratschlag 04) Prüfen Sie, ob Sie Ihren Gegenstand nicht von einer mensch-
lichen Seite her packen können. Lassen Sie Menschen auftreten!
Verwenden Sie auch für die lebhafte Erzählung das historische
Präsens.
Stilratschlag 05) Schreiben Sie so lebendig, wie Sie sprechen, aber vermeiden
Sie jene kleinen Verstöße gegen Grammatik und Stilgefühl, die
uns beim Sprechen leicht unterlaufen!
Stilratschlag 06) Geben Sie keine vollständige Beschreibungen von Landschaften,
Häusern oder Menschen! Wenige, aber charakteristische Einzel-
heiten, sparsam in die übrige Darstellung eingeflochten, mög-
lichst so, daß Sie eine Handlung erzählen!
Stilratschlag 07) Versuchen Sie, geistige Vorgänge anschaulich wiederzugeben,
indem Sie die Tatsachen und Handlungen berichten, in denen sie
sich niederschlagen.
Stilratschlag 08) Schreiben Sie knapp! Meiden Sie auch um der Knappheit willen
den Schwulst des Papierstils, die Vorreiter und die Streck-
verben. Streichen Sie alle Flickwörter! Prüfen Sie immer
wieder: Wie läßt sich der Gedanke kurz fassen? Und überlegen
Sie vor allem: Welche Gedanken sind ganz entbehrlich, weil sie
der Leser von selbst ergänzt?
Stilratschlag 09) Das Konkrete, das Individuelle, das Beispiel, die Einzelheit
gibt den Sätzen Anschauung und Gewicht.
Stilratschlag 10) Wenn Sie einen Schulaufsatz anfangen, dann überlegen Sie, ob
nicht einer von den folgenden fünf Wegen gangbar ist:
Vom Allgemeinen zum Besonderen;
Vom Besonderen zum Allgemeinen;
Geschichtliche Einleitung;
Wesen des Hauptbegriffs;
Das Thema und die gegenwärtige Lage.
Bei Schilderungen und ähnlichen Aufsätzen kann man auf jede
Einleitung verzichten. Bei Zeitungsartikeln, Abhandlungen usw.
ist es meist am besten, von einem Vorfall, einem Beispiel oder
einem Zitat auszugehen oder kurzerhand mit dem Thema selbst zu
beginnen.
Stilratschlag 11) Wir können auf drei Arten überleiten: Wir erwähnen die Tat-
sache der Überleitung, wir geben an, in welchem Verhältnis
beide Teile zueinander stehen, oder wir setzen ohne jeden
Übergang die Tatsachen nebeneinander.
Stilratschlag 12) Drei beliebte Formen des Schlusses sind der Ausblick, die Ein-
schränkung und die Zusammenfassung. Aber man soll keinen
Schluß erkünsteln. Es ist besser, ganz schlicht ohne besond-
deren Schlußsatz aufzuhören, als eine leere Phrase anzuleimen.
Stilratschlag 13) Versuchen Sie Ihre Ansichten dadurch zu unterstützen, daß Sie
gleichlautende Äußerungen bedeutender Männer zitieren! Allge-
meingültige Sätze der Lebensweisheit nennen wir Sentenzen.
Sentenzen zu zitieren ist besonders wirksam.
Stilratschlag 14) Über die Wirkung jeder Abhandlung entscheidet die Art der
Gedankenentwicklung. Erst die Voraussetzungen klarlegen, dann
dem Leser die Fragen lebendig machen, dann die Lösung all-
mählich erarbeiten, auch die Einwände erörtern, schließlich
das Ergebnis zusammenfassen!
Stilratschlag 15) Erst nachdenken, vor allem sich die Fragen klarmachen, dann
einige Tage die Gedanken reifen lassen, dann erst nieder-
schreiben!
Stilratschlag 16) Sie müssen jeden Text sorgfältig durchfeilen! Lesen Sie ihn
mehrmals durch, jedesmal auf einen anderen Fehler. Am besten
lesen Sie ihn laut einem anderen vor.
Stilratschlag 17) Lesen Sie gute Schriftsteller, und lesen sie langsam und
gründlich! Bei der Sachprosa können Sie sich durch ein System
von Bleistiftstrichen und durch Anfertigung von Auszügen zum
langsamen Lesen zwingen, bei erzählenden Büchern müssen Sie
Pausen einlegen, um sie nachklingen zu lassen. Lesen Sie vor
allem gute und einfach geschriebene Bücher, unmittelbar bevor
Sie etwas niederschreiben.
Stilratschlag 18) Stellen Sie sich das Thema in Form einer Frage! Stellen Sie
bei Besinnungsaufsätzen erst den Sachverhalt dar, ehe Sie das
Werturteil abgeben!
Stilratschlag 19) Vermeiden Sie die veralteten Kaufmannsausdrücke, schreiben Sie
in einem lebendigen Ton! Versetzen Sie sich in die Lage des
Empfängers, schreiben Sie einiges, was er gerne liest. Schrei-
ben Sie kurz, aber nicht unhöflich, und vermeiden Sie Belehr-
ungen.
Stilratschlag 20) Schlafen Sie nicht auf Ihren Lorbeeren ein, sondern bilden Sie
sich weiter durch Übersetzungen, vor allem aus dem Papier-
deutsch, und durch Lesen der einschlägigen Literatur!