Original geschrieben von Erdbeertee
1. Entschuldige, dass ich im Chat auf solche vulgären Wörter zurückgreife, hat mit dem Thema hier aber nix zu tun.
Es geht um die Schreibung.
Irgendwie scheint ihr mich alle falsch verstanden zu haben, ich meinte weniger die Aussprache einzelner Wörter als viel mehr die Betonung des Satzes an sich.
Wir haben nur wenige – zu wenige – Zeichen zur Strukturierung und Markierung von Betonungen, das ist bekannt. Um so trauriger, daß so wenige Kommata setzen, kaum Gebrauch von Gedankenstrichen, Doppelpunkten und Semikola machen und dann auch noch Ausrufezeichen und Fragezeichen falsch setzen, denn sonst haben wir nur noch den Punkt, die Fett- und Kursivschreibung und das Unterstreichen. Nicht einmal die wenigen Mittel, die uns zur Verfügung stehen, die schon nicht ausreichen, werden genutzt. In welcher Stimmung ein Text geschrieben wurde, wie die Betonung des Satzes im Kopfe des Schreibers klang, ob mit zwinkerndem Auge, ironisch, ernst oder spöttisch gemeint, das läßt sich nur schwer in der Schriftsprache einfangen, muß sich über den Sinn und Zusammenhang erschließen. Die Lautstärke, die Feinheiten, die Modulation, der Wortklang, die Satzmelodie, die Geschwindigkeit beim Sprechen, sie alle lassen sich nicht notieren. Deswegen die Frage: Wieso sollte sich gesprochene und geschriebene Sprache nicht unterscheiden?
Darüber hinaus haben wir eine Sprech- und eine Schriftsprache. Die Sprechsprache wandelt sich relativ schnell, während die gehobene Schriftsprache stabiler, konservativer ist und die Norm bewahrt. In der Umgangssprache sagen (leider) die wenigsten etwas dagegen, wenn jemand
von was oder
aus was benutzt, aber in gutem Deutsch, primär in der Schriftsprache verwendet, heißt es nun einmal
wovon und
woraus. So gibt es viele Unterschiede, etwa auch hinsichtlich der einfachen Regel: kein
wenn mit
würde. „Wenn Du dahin gehen würdest“ müßte lauten: wenn Du dahin gingest. Ist der Konjunktiv in der Sprechsprache auf extremem Rückzug, wird nur noch mit dem Hilfsverb
würde gebildet – fatal, gehört er doch zu einem der herausragenden Fähigkeiten unserer Sprache –, wird er in der Schriftsprache noch gepflegt.
Die Schriftsprache hat auch seit ihrer Existenz eine andere Aufgabe gehabt als die Sprechsprache: Sie sollte Informationen festhalten, ein Speicher für sie sein, sollten Geist und Genie bewahren, um sie an andere Generationen weitergeben zu können. Mit der Schrift sollten Gesetze festgehalten werden, sollten nachlesbar sein, damit man sich auf sie stützen konnte. Sie diente Befehlen, der Katalogisierung, Registrierung, Festlegung, war geeignet für Dokumente und Urkunden. Die bereits angesprochene Stabilität der Schriftsprache ergibt sich bereits dadurch; die Schrift fixiert. Heute beeinflußt die schlechte Schriftsprache jedoch auch wieder zum Negativen die Sprechsprache durch komplizierten Satzbau, schlechte, kraftlose Wortwahl, wird von Pseudogelehrten nachgeäfft. Dennoch: Die Schriftsprache ist von der Sprechsprache losgelöst.
2. Die Missverständnisse haben sich im vorangegangenen Chat entwickelt.
Schade, daß Du sie erwähnst, das darauffolgende Zitat aber nichts damit zu tun hat. Welche Unterschiede meinst Du dann? Ich kann da keine erkennen, das Täschchen ist ein Täschchen; und bei
beinhalten stellt sich lediglich die Frage, wie man die Silben ausspricht.
Das lateinische Alphabet ist für die deutsche Sprache denkbar ungeeignet, auch für viele andere europäische Sprachen. Viele deutsche Laute in ihm kommen mehrfach vor, was noch verschmerzbar wäre, doch umgekehrt fehlen noch mehr Buchstaben für Laute. Ob
ich oder
machen,
Weg oder
weg, das ch und das g entsprechen jeweils einem anderen Laut.