Original geschrieben von agra
Ja, sehe ich ähnlich. Die deutsche Sprache hat sich immer geändert, sich gegen eine Reform zu sperren, die natürlich auch Mängel aufweist, ist rückständig und kindisch. Mittelhochdeutsch "vrouwe" ist heute Frau - das ist der Lauf der Zeit.
1) Die Reform ist künstlich und keine natürliche Sprachveränderung. Es gab niemanden, der entschied, daß vrouwe nun zu Frau werden sollte. Dieses Beispiel ist also ein Argument für natürliche Sprachentwicklung und gegen eine Reform.
2) Die Reform hat keine Mängel, sie ist ein Mangel. Damit, daß sie nichts mit Demokratie zu tun hat, sondern gegen den Willen der Mehrheit aufdiktiert wurde, fängt es an. Es endet damit, daß es keinen, gar keinen, nicht einen einzigen der Sprache förderlichen Grund für diese Reform gab. Schlimmer noch: Die Ziele dieser Reform sind gescheitert. Die Sprache wurde nicht einfacher und sie wurde auch nicht einheitlicher. Im Gegenteil: Die Regeln wurden länger und komplizierter. Warum man manche Regeln aus der Reform von 1901 rückgängig machte, wurde nie begründet. Sie stellt sich sogar gegen die natürliche Sprachentwicklung. Die Reform stämmt sich mit Gewalt gegen die natürliche Sprachentwicklung und gegen den Willen der Mehrheit der Schreiber und Sprecher. Du willst Sprachwandel? Dann argumentierst Du doch gegen die Reform, gegen den Eingriff des Staates und gegen die Regulierung des Staates. Das wäre das zweite Argument gegen die Reform, mit der Du sie eigentlich begründen wolltest.
Rückständig ist in diesem Kontext übrigens ein widerliches Wort. Es diffamiert nicht nur andere, sondern erhöht die eigene Person, indem es sie als fortschrittlich und modern und als diejenigen hinstellt, die das richtige tut, während alle anderen rückständig, eben zurückgeblieben sind. Das ist, mit Verlaub, abstoßend und widerlich. Die Kritik am Worte ist eine Kritik an Dir. Du nutzt es in einer Weise ohne Argumentation, ohne Begründung, und Du hättest ebenso schreiben können: Ihr habt keine Ahnung, ihr seid rückständig, ich aber bin ganz toll und super und modern und fortschrittlich und deswegen habe ich recht. Das ist verachtenswert.
Du sagst auch, daß es kindisch sei, sich gegen eine Reform zu wehren. Es ist kindisch, sich gegen eine Reform zu wehren, die die Mehrheit nicht will? Was ist daran kindisch? Es ist kindisch, seine Einstellung gegen die Reform mit guten Argumenten zu begründen? Was ist daran kindisch? Kindisch ist es, ohne jegliche Begründung, ohne Argumentation andere zu diffamieren; und genau das machst Du. Alle anderen, die sich gewehrt haben, darunter auch die Zeitungen, haben bewirkt, daß eine katastrophale und zerstörerische Reform in großen Teilen rückgängig gemacht wurde, man wieder Wörter zusammenschreiben darf, die ihrem Sinn nach zusammengeschrieben werden müssen. Das ist kindisch? Ist es kindisch, sich die Sprache wieder natürlich entwickeln zu lassen, so wie eine natürliche Sprachentwicklung die Sprache in der Vergangenheit in einer Form verbesserte, die man überhaupt nicht nachvollziehen und verstehen kann. Wenn sich Menschen an eine Sprache trauen, in der es Strukturen gibt, die sich über Jahrhunderte gebildet haben, die man in der Sprachwissenschaft oft gar nicht kennt und noch weniger versteht, dann kann dabei nur mit Glück etwas positives herauskommen.
Das waren die beiden zentralen Punkte, der eine verachtenswert, der andere unverständlich und von Dir unbegründet. Als Moderator kann man Dich leider nicht ignorieren, was ich gerne würde -- nicht Deiner Meinung, sondern Deiner Wortwahl und Deines Verhaltens wegen. Deshalb ist das mein letzter Beitrag hier.
Original geschrieben von knifl
ja klasse. Genau die Änderungen, die die deutsche Sprache bzw. deren aussprache etwas klarer bzw. nachvollziehbarer machen sollen, werden nicht übernommen.
Die da wären? Daß es drei gleiche Konsonanten hintereinander geben darf, ist leider sogar Teil der Reform, und das ist unlogisch und gegen die Aussprache. Man spricht Schiffahrt, nicht Schiff-Fahrt, aber man sagt Tee-ei, weshalb es auch Teeei oder Tee-Ei geschrieben wird. In älteren Fassungen gab es noch mehr solche fatalen und fehlerhaften Regeln, beispielsweise die Auseinanderschreibung von Wörtern, so daß der Sinn entstellt und sie gegen Sinn und Aussprache geschrieben wurden. Die Reform hat sich damit disqualifiziert, und es fällt schwer, einer solchen Reform in reformierter Form mehr Vertrauen entgegenzubringen als ihrem Vorgänger. Immerhin wurde die Sprache bis dahin gegen den Willen der Mehrheit der Sprecher verschandelt und zerstört, und das von einer winzigen Minderheit.
Im zitierten Bild ist
numerieren ein Wort, das ich, seiner Aussprache wegen, mit zwei m schreiben würde.
Plazieren mit t zu schreiben, fände ich auch in Ordnung -- generell bin ich für die Anpassung von Fremdwörtern, wie ich schon schrieb, und plazieren kommt ja aus dem Französischen (placer). Auch
Tollpatsch finde ich in Ordnung, doch alles andere ist, meine Meinung nach, Unsinn. Zu
rau schrieb ich bereits etwas;
behände oder
Stängel aber entsprechen in ihrer Laut-Buchstaben-Zuordnung nicht der Aussprache, sondern haben als einzigen Vorteil -- ich würde es Nachteil nennen --. daß sie an Hand und Stange erinnern. Bei anderen Wörtern verhält es sich ähnlich, und bei Quentchen enthalte ich mich, weil ich nicht weiß, woher es stammt und es der Aussprache nach auch mit ä geschrieben in Ordnung finde, verstehe allerdings nicht, warum man aus dem e ein ä machen sollte (mit Quanten hat es mit Sicherheit nichts zu tun). Gut, irgendetwas muß diese winzige Minderheit ja mit ihrer Macht machen, um sich selbst zu rechtfertigen.
Das hört sich nun so an, als würde ich Dir grundsätzlich widersprechen, was nicht der Fall ist. Eine der wenig Dinge an der Reform, die ich befürworte, ist das Eindeutschen von Fremdwörtern und das Entledigen des unsinnigen Paares Ph -- das hat natürlich auch etwas mit Eindeutschung zu tun. Vielleicht hat die FAZ einen guten Grund, numerieren so zu schreiben, wie ich es gerade schrieb!?