Original geschrieben von knisterwerk
Hier tummeln sich wieder die Leute, die statt ihrer Meinung oder
Argumentation nur Mist von sich geben. Das hat immerhin den
unbestreitbaren Vorteil, daß man sofort weiß, mit wem man es zu tun
hat.
Da hätten wir die Aussage, daß Airbag eingedeutscht sei. Eindeutschen,
das bedeutet, es auch in der Schreibung anzupassen, wie beim hier
genannten Bureau (Büro). Selbst Ärbäg sähe noch sehr undeutsch aus.
Dann hätten wir die Behauptung, daß kein Land außer Deutschland
versuchen würde, die Sprache zentral zu reglementieren. Das ist in
dreifacher Hinsicht Mist: Erstens gibt es hier eine solche zentrale
Reglementierung nicht. Zweitens ist es in einigen anderen Ländern gar
nicht nötig, da man dort nicht anderen Wirtschaftsmächten hinterherläuft,
sondern sich um die eigene Muttersprache bemüht. Drittens gibt es solche
Reglementierungen sehr wohl, beispielsweise in Island.
Frankreich wurde hier ebenfalls angesprochen, und was wohl gemeint ist,
ist das Toubon-Gesetz. Auch wenn für Nacktmull Herr Toubon eine
Flachpfeife ist, so hat das ganze soziale Hintergründe, von denen sich
Deutschland eine Scheibe abschneiden kann. Es geht darum, Arbeitnehmer,
Konsumenten und Bürger zu schützen und in den Medien die
Vielsprachigkeit zu fördern. In dem Gesetz wird unter anderem
festgelegt, daß jeder Franzose in Frankreich mit Französisch
kommunizieren kann: das betrifft beispielsweise Verträge, Beipackzettel
oder Firmendokumente. Während in Deutschland in vielen Unternehmen die
Unternehmenssprache Englisch ist, der Deutsche Arbeiter mit seinem
Schulenglisch zum reinen Befehlsempfänger wird und die Muttersprache
ein Hindernis ist, hohe Positionen zu bekommen, kann in Frankreich ein
Arbeitnehmer dagegen klagen, weil er ausgeschlossen wird und nur noch
die Hälfte versteht. Das Toubon-Gesetz umfaßt auch die Werbung,
beispielsweise Plakate: Jedes fremdsprachige Plakat muß mindestens in
einer zweiten Fremdsprache übersetzt sein, um keine Sprache zu
bevorzugen, und jeder Text muß mindestens im Kleingedruckten auf
Französisch übersetzt sein, damit jeder ihn versteht. Während in
Deutschland alte Menschen bei der Deutschen Bahn hilflos vor all den
englischen Begriffen stehen, teilweise von der Gesellschaft
ausgeschlossen und sprachlich diskriminiert werden, wird in Frankreich
garantiert, daß jeder alles in der Landessprache verstehen kann. Und
anders als in Deutschland, wo es zur einseitigen Bevorzugung von
Englisch kommt, wo unter Weltoffenheit die Amerikahörigkeit verstanden
wird, wird in Frankreich durch das Toubon-Gesetz die Vielsprachigkeit
gefördert.
Zum Brainstorming wurde gesagt, daß man sich lieber ordentliche
Gedanken machen solle. Wer das behauptet hat -- ich will es nicht
nachschauen --, sollte sich erst einmal anschauen, was Brainstorming
überhaupt ist. Brainstorming ist eine Technik zur Ideenfindung und
Kreativitätssteigerung in Gruppen und hat nichts damit zu tun, sich
keine ordentliche Gedanken zu machen.
Die Argumentation für Anglizismen damit, daß Englisch sich international
durchgesetzt hätte, ist in zweifacher Hinsicht unsinnig. Erstens hat
Englisch nichts mit Denglisch zu tun; das sind zwei völlig
unterschiedliche Dinge. Wie kann man glauben, daß man sich mit
Denglisch international verständigen kann? Zweitens bedeutet die
Akzeptanz eines vereinfachten Englischs, das für die internationale
Kommunikation verwendet wird, im Internet teilweise zu Pidgin
verstümmelt, noch längst nicht, daß das die Muttersprache beeinflussen
muß.
Dann hätten wir die provokant-rhetorische Fragestellung, wie denn unsere
heutige Sprache aussähe, wenn es schon früher Menschen gegeben hätte,
die auf ihre Sprache geachtet hätten. Das ist mehr als einfach
beantwortet: sie sähe aus, wie sie heute aussieht, denn solche Menschen
gab es im deutschsprachigen Raum immer. Deutschland hat eine recht
zentrale Lage und war immer von anderen Sprachen beeinflußt,
insbesondere von Latein und Französisch, aber auch von Arabisch oder
Griechisch. So wurden Fremdwörter beispielsweise in der
Rechtschreibreform von 1901 an das deutsche Schriftbild angepaßt.
Dann kam die Anmerkung von Respawn, daß viele Dinge einfacher wären,
wenn Englisch Weltsprache wäre. Englisch ist Weltsprache, ebenso wie
Chinesisch, Hindi, Spanisch, Bengali, Portugiesisch, Russisch,
Arabisch, Japanisch, Deutsch, Koreanisch und Französisch. Die Sprachen
sind nach ihrer Sprecherzahl sortiert. Englisch kommt an vierter
Stelle.
Sehr nette und differenzierte Meinung. :P Wärst du kein 06er würden bestimmt einige Leute auf deine Antwort eingehen